Der Taxiverband Bayern berichtet über ein Gutachten zur Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes. Dessen Daten basieren zwar auf Zahlen vor der Corona-Pandemie, geben im Hinblick auf Semiprofessionalität und Uber-Konkurrenz aber zu denken.
Laut einem Bericht des Taxiverbands Bayerns (TVB – ehemals Taxiverband München) wurde das Gutachten von der Stadt München in Auftrag gegeben und den Gewerbevertretern sowie den Münchner Stadträten im Rahmen einer Sitzung der Taxikommission präsentiert.
„Abgefragt wurden die betriebswirtschaftlichen Zahlen aller Mehrwagenunternehmen (zwei Fahrzeuge aufwärts), sowie die Zahlen von 500 Einzelunternehmen“, berichtet TVB-Vorstand Florian Bachmann auf den Verbandseiten der Regionalausgabe von „Taxi Times München“. „Der Erhebungszeitraum waren die Jahre 2016 bis 2018, ermittelt wurden somit also ausschließlich Zahlen vor Corona. Trotzdem wurde von Seiten der Gutachter ein Ausblick und eine Einschätzung auf die Zeit nach Corona versucht.“
Bachmann bezeichnet das primäre Ergebnis des Gutachtens als wenig erfreulich. Zwar habe sich die Zahl der „semiprofessionellen Betriebe“ – also den Mehrwagen-Betrieben, denen Schwarzarbeit und Lohnkürzungen unterstellt werden muss, von 38 Prozent des letzten Gutachtens auf nun 34 Prozent verringert. „Bedauerlicherweise hat sich aber die Zahl der Semiprofessionellen bei den Einzelunternehmen auf rund 49 Prozent (letztes Gutachten 41 Prozent) deutlich erhöht“, bilanziert Bachmann. Die verbesserten Zahlen bei den Mehrwagenbetrieben führt der TVB-Vorstand in seiner Analyse auf die fortschreitende Ehrlichkeit bei den Mehrwagenbetrieben zurück. Grund dafür sei die Einführung des Mindestlohnes.
Die Diskrepanz zwischen Ein- und Mehrwagenunternehmern macht das Gutachten anhand der Umsatzerlöse pro gefahren Kilometer deutlich. Demnach würden Mehrwagenbetriebe mit mehr als acht Fahrzeugen durchschnittlich auf 1,17 Euro Umsatz pro Kilometer erzielen, und die kleineren Mehrwagenbetriebe im Mittel 1,09 Euro. Bei den „ehrlichen“ Einschichtfahrzeugen läge der Umsatzschnitt bei 1,08 Euro, während die Semiprofessionellen liegen deutlich unter einem Euro pro Kilometer. „Das mag natürlich auch an der Privatnutzung liegen“, räumt Bachmann ein. „Dennoch ist die Zahl ziemlich bedenklich.“
Im Hinblick auf die Konkurrenzsituation des Taxigewerbes mit teils illegal agierenden Uber- und Free Now-Partnern ergibt die Auswertung der Zahlen, dass seit Markteintritt dieser Anbieter die Umsätze des Taxigewerbes durchschnittlich pro Jahr um drei Prozent gesunken sind. „Das heißt, diese Anbieter nehmen dem Taxigewerbe spürbar Kunden ab“, schreibt Bachmann, nennt aber zugleich auch einen Lösungsansatz: „Daraus schließen wir zunächst, dass wir uns dringend neue Märkte eröffnen müssen, vor allen Dingen dort, wo Uber und Free Now nicht fahren (z.B. Behinderten- und Schülerfahrten).“
Interessant ist die Schlussfolgerung des Gutachtens. Auf Basis der Zahlen des Jahres 2018 habe man die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes als gegeben angesehen und hätte sogar eine geringe Erhöhung der Konzessionen vorgeschlagen. Durch den pandemiebedingten Einbruch sei diese Empfehlung natürlich hinfällig geworden.
Das Gutachten rät, die Entwicklung genau zu beobachten. Sofern die Fluggastzahlen am MUC wieder auf rund 80% der Zahlen vor Corona angestiegen sind, könne man auch wieder über die Neuerteilung von Konzessionen nachdenken. Bachmann berichtet hier von einem Einwand der Taxizentralen, dass die Zahl der Flughafengäste nicht so aussagekräftig sei wie die Zahlen der Auftragsvermittlung durch die Taxizentralen. Diesem Argument hätten sich dann auch die Mitglieder der Taxikommission angeschlossen. jh
Symbolfoto: Axel Rühle
Ja klar hauts nur weitere Konzessionen auf den Markt damit die ehrlichen Unternehmer auch bei unter einem Euro pro km liegen. Was geht bloß in euren Köpfen vor?? Wie werden Uber und Co nicht durch mehr Taxi Konzessionen einschränken können sondern durch attraktive Angebote und weitere Einschränkungen in der neuererteilung von Konzessionen. Schwarze Schafe müssen knallhart bestraft werden. Kein Bruder Tante oder Onkel dürfen die eingezogenen Konzessionen kurz vor Entzug übernehmen. Weniger Konzessionen erlauben besseres Geschäft für alle weil es mehr Aufträge gibt. Erst dann sollte man über neue Konzessionen nachdenken.