Weil aufgrund des Ukraine-Kriegs tausende LKW-Fahrer fehlen, hat sich das Bayerische Wirtschaftsministerium hilfesuchend an die Taxibranche gewandt.
Es klingt zunächst paradox: Ausgerechnet eine Branche, die selbst massiv unter Fahrermangel leidet, soll einen Teil ihres Personals an die Speditionsbranche abgeben. Da es sich allerdings um eine kurzfristige Überbrückung handelt, könnten beide Seiten davon profitieren.
Hintergrund ist der Angriff Russlands auf die Ukraine. Dieser hat unter anderem zur Folge, dass in Deutschland mehrere tausend Fahrer fehlen – Männer ukrainischer Abstammung, die ihre Anstellung als Lkw-Fahrer in Deutschland aufgeben mussten, um ihr Land zu verteidigen. Das führt dazu, dass selbst systemrelevante Fahrten nicht mehr lückenlos durchgeführt werden können und hat wiederum fatale Auswirkungen, wenn beispielsweise Supermärkte oder Tankstellen nicht mehr beliefert werden können.
„Das Taxigewerbe könnte hier bei der notwendige Grundversorgung mithelfen und sich selbst auch entlasten“, beschreibt Gregor Beiner die Idee. Das bayerische Wirtschaftsministerium hatte sich an seinen Verband, den Taxiverband Bayern (TVB) gewandt.
„Es geht darum, dass Taxibetriebe kurzzeitig ihre Fahrer, die über einen Lkw-Führerschein verfügen, jenen Transportunternehmen zur Verfügung stellen, die systemrelevante Auslieferungen durchführen“, berichtet Beiner gegenüber Taxi Times. Die Fahrer sollen dabei weiterhin beim Taxiunternehmen angestellt bleiben. Sie sollen mehr verdienen, als das zurzeit aufgrund von Corona-Einschränkungen innerhalb der Taxibranche möglich ist. Zusätzlich soll auch der Unternehmer für den Umsatzausfall entschädigt werden. Man überlege derzeit gemeinsam mit dem Ministerium, wie man das rechtlich sauber definiert und unbürokratisch durchführt.
Das Taxigewerbe hätte damit einen dreifachen Benefit. Zum einen könnte der angestellte Taxifahrer mehr verdienen (aufgrund der derzeitigen hohen Spritpreise könnte das auch für den selbstfahrenden Taxiunternehmer interessant sein), zum anderen wäre auch der Mehrwagenunternehmer entlastet, weil er Teile seines Fahrpersonals wirtschaftlich lukrativer einsetzen kann – ohne dabei die Fahrer an einen branchenfremden Arbeitgeber zu verlieren.
Drittens wäre eine solche Unterstützung auch langfristig von Vorteil. Eine Branche, die in der Not geholfen hat, könnte künftig noch selbstbewusster auftreten, wenn es darum geht, andere gewerbepolitische Ziele politisch durchzusetzen.
Sowohl der TVB als auch der Landesverband Bayern, der diese Idee ebenfalls unterstützt, haben ihre Mitglieder in Rundschreiben informiert. Die Zeit drängt. Am Mittwoch dieser Woche soll es die nächsten Gespräche mit dem Ministerium geben. Dann wollen die Verbände eine Zahl nennen können, mit wie vielen Fahrern man aushelfen könnte. Bei Interesse sollen sich die Bayerischen Taxi- und Mietwagenunternehmer deshalb so schnell wie möglich an einen der beiden Verbände wenden. jh
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Beitragsfoto: Modell einer Mercedes-Benz Actros Bigspace Zugmaschine Taxi. Quelle: Herpa Miniaturmodelle GmbH
Da sollte das Ministerium einfach mal die vielen LKW Fahrer nehmen, die sie durch die Einführung der Module zum Aufgeben gebracht hat! Da kenne ich viele Kollegen, die aushilfsweise gefahren sind und denen die Firma die Module nicht gezahlt hat.