Die Kurzzeitparkplätze am Flughafen können nur noch dreimal täglich für zehn Minuten gratis genutzt werden. Damit will die Flughafengesellschaft das Taxigewerbe schützen, doch wer Fahrgäste auf Bestellung abholt oder mehr als dreimal jemanden absetzt, hat ein Problem.
Da der Kurzzeitparklatz auf der Ankunftsebene des Hauptstadtflughafens zunehmend ausgelastet ist, gilt seit dem 23. Februar die Regel, dass die zehnminütige Gratisnutzung nur noch bis zu dreimal täglich möglich ist. Dauert der Aufenthalt länger als 15 Minuten, so kommen weitere drei Euro hinzu. Passiert ein Taxi innerhalb eines Tages ein viertes oder fünftes Mal die Schranke, so sind jedes Mal drei Euro fällig. Für ein Taxi im Zwei- oder Drei-Schicht-System kann das eine Falle sein: Welcher Nachtfahrer, der spät abends eine Tour zum BER hat, weiß schon, wie oft seine Kollegen am gleichen Tag bereits mit dem selben Auto dort waren?
Die Flughafengesellschaft erklärte gegenüber Taxi Times, die einschränkende Regeleung sei zum Schutz des Taxigewerbes getroffen worden: „Die Regelung ist das Ergebnis intensiver Abstimmungen mit allen Beteiligten. Das Ziel ist es, die lizenzierten Taxis am Flughafen Berlin Brandenburg zu unterstützen. Leider wurde das Angebot zum kostenfreien Parken von nicht lizenzierten Fahrservice-Anbietern und Taxis missbraucht. Lizenzierte Taxis entrichten für die Nutzung der Infrastruktur eine Gebühr. Um dieses Gewerbe gegen unlauteren Wettbewerb zu schützen, haben wir die Parkregelung im Interesse des Taxigewerbes angepasst. Zusätzlich soll dadurch die Verkehrssituation auf der begrenzten Verkehrsfläche entspannt werden und somit für die Verkehrsteilnehmer, die wie die lizenzierten Taxis auf diese verkehrssensible Fläche angewiesen sind, verbessert werden. Das Verfahren zur Begrenzung der täglichen Durchfahrten auf der Verkehrsfläche direkt vor dem Terminalzugang (Kiss & Fly) ist auch an anderen großen deutschen Verkehrsflughäfen erprobt und gegenwärtige Praxis.“
Taxifahrer Túpac Sáenz schrieb angesichts der neuen Schilder, die auf die geänderte Gebührenordnung hinweisen, an die Firma Apcoa, die die Park- und Ladeinfrastruktur bewirtschaftet, dass diese Vorschrift „für private Fahrzeuge vielleicht angebracht“ sei, für Taxler jedoch nicht. „Wir bringen täglich Fahrgäste zum Flughafen BER, manchmal auch mehr als dreimal am Tag. Wie verfahren Sie mit Taxen, die 4x oder öfters Fluggäste des BER dorthin bringen? Wenn diese bei der vierten Anfahrt nur kostenpflichtig ausladen dürfen, müsste man die Gebühr dem Fahr-/Fluggast berechnen, was auch nicht Sinn der Sache ist.“
Mario Scobel, der Service-Manager Infrastructure von Apcoa, nahm dazu wie folgt Stellung: „Die Kapazitäten der Ebenen sind leider begrenzt und im Hinblick auf die bevorstehende Eröffnung von Terminal 2 bereits sehr stark frequentiert.“ Zugunsten des Verkehrsflusses und der Sicherheit gelte es, die Durchfahrten auf ein Minimum zu reduzieren. „Die neue Regelung der Terminalvorfahrten setzt dort an und gilt für die verschiedensten Nutzergruppen, ganz gleich ob diese einen privaten oder gewerblichen Hintergrund haben. Somit stellen wir allen Nutzergruppen der Vorfahrt die gleichen Nutzungsbedingungen zur Verfügung.“ Diese Umstellung sei gemeinschaftlich durch die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) und Apcoa durchgeführt worden.
Scobel weist zudem anhand eines Beispiels auf die Preise an anderen deutschen Flughäfen hin, wo für 30 Minuten 30 Euro berechnet werden. „In Stuttgart werden Sie sogar bei einem Aufenthalt von über 30 Minuten gegen eine weitere Gebühr von 230 € abgeschleppt. Am Flughafen Düsseldorf werden nach den freien ersten 10 Minuten pro weitere 5 Minuten je 5 € berechnet. Wir können durchaus Ihren Unmut verstehen, hoffen aber durch diese kurze Erklärung auf Ihr Verständnis.“
Die Park- und Ladeinfrastruktur am Flughafen Berlin-Brandenburg Willy Brandt galt bisher als gut geplant. Die Eröffnung und das erste Betriebsjahr fielen allerdings in eine Zeit mit Corona-bedingt geringen Passagierzahlen. Mit der schrittweisen Lockerung der Einschränkungen wird es seit einigen Monaten stetig voller am einstigen Skandal-Flughafen.
Mit der Eröffnung des Terminals 2 am 24. März hat die Situation sich weiter verschärft, da die Park- und Ladeinfrastruktur für alle Fahrzeuge unverändert geblieben ist, sprich: Die bisherigen Kurzzeitparkplätze, Taxispeicher und Ladeleisten müssen nun für beide Terminals gemeinsam benutzt werden.
Wer mit einem Fahrzeug bis 3,5 Tonnen Gewicht am Flughafen vorfährt, also weder eine Service-Area noch Hotels, Parkhäuser, Mietwagen-Parkplätze usw. anfährt, kommt zwangsläufig an eine Schranke zum Kurzzeitparkplatz (in der Verkehrsplanung „Kiss and fly“ genannt). Hier wird kein Parkschein gezogen, sondern eine Kamera erfasst das Nummernschild und registriert das Kfz-Kennzeichen. Verlässt das Fahrzeug den Parkplatz durch die Ausfahrtschranke innerhalb von zehn Minuten, so sind keine Gebühren angefallen. Dieser Zeitraum reicht zum Absetzten von Fahrgästen einschließlich Quittung schreiben und Gepäck ausladen.
Beim Abholen von Fahrgästen dauert es beinahe zwangsläufig länger: Nur, wenn man bereits auf dem Parkplatz verabredet ist und sich kennt oder Erkennungsmerkmale vereinbart hat, schafft man es wahrscheinlich, nach weniger als zehn Minuten die Ausfahrtschranke zu passieren. Muss man hingegen – etwa bei einem Funkauftrag – Fahrgäste, von denen lediglich der Name und der Flug bekannt sind, am Terminal abholen, so dauert dies meist wesentlich länger und zieht Parkgebühren von einem Euro je fünf Minuten nach sich – für die Gesamtparkzeit, das heißt, auch die ersten zehn Minuten werden dann rückwirkend berechnet. Dauert der ganze Abholvorgang also zwischen 30 und 45 Minuten, so muss der Fahrer am Terminal 1 und 2 vor Verlassen des Parkbereichs neun Euro bezahlen.
Am Terminal 5 sind sogar nur fünf Minuten kostenfrei, ansonsten fallen dort gleich 12 Euro für eine Stunde an. Allerdings ist Terminal 5, der ehemalige Flughafen Schönefeld (SXF), von Berlin aus günstiger erreichbar, seit dem 23. Februar letzten Jahres – ebenfalls Corona-bedingt – geschlossen. Die Terminals 3 und 4 sind noch nicht gebaut. Im Großraum Berlin können Flughäfen im Ausnahmefall etwas länger dauern. ar
Beitragsfoto: Am Tag vor der Flughafeneröffnung kostete das Parken noch nichts. Foto: Axel Rühle
Private Fahrer wird diese Regelung nicht besonders interessieren. Ein Taxifahrer der weiß, dass er/sie zum 4. Mal den Flughafen anfährt, wird dann vermutlich den Fahrgast unten am Willy-Brandt-Platz absetzten. Dann muss er eben mal 100 m laufen, ähnlich wie beim Steigenberger Airport Hotel, wo die Zufahrt durch die Einrichtung einer Fußgängerzone untersagt wurde.
Währenddessen stehen die illegalen Schwarzlader immer wieder im Flughafengebäude und quatschen die ankommenden Fluggäste an, um sich eine lukrative Fahrt zu sichern. Daran haben auch die Durchsagen im Flughafen nichts geändert. Um die Parkgebühren zu umgehen, hängen die sich einfach an ein ausfahrendes Auto ran. So schnell schließt sich die Schranke ja nicht.
Schlimm ist ja auch, dass auf Nachfrage bei APCOA keine Möglichkeit besteht, z. B. mit einer (APCOA)Card
zu bezahlen und eine Monatsrechnung zu bekommen.
Am BER wird alles dafür getan, professionellen Dienstleistern das Leben zu erschweren.
Das zehnminütige Zeitfenster sollte reichen zum Bezahlen und Ausladen — das tut es aber nicht immer. Nach mehreren Versuchen mit girocard bei schwierigem Netzempfang schlug das Zeitfenster zu. Also: nachlösen! Denn Kulanz wird auf Nachfrage nicht gewährt, angeblich gar nicht mehr möglich. Die 3€ waren nicht gut für meinen Blutdruck.
A.B.