Überall in Deutschland werden derzeit Anträge auf Tariferhöhungen gestellt und diskutiert. Taxi Times hat an einer dieser Diskussionsrunden teilgenommen. Sie ist beispielhaft für das, was auch im Rest der Republik passiert oder passieren sollte.
Nehmen wir das Ergebnis der Versammlung gleich mal vorweg. Taxiunternehmer aus der Stadt und Landkreis Traunstein in Oberbayern werden in Kürze einen gemeinsamen Antrag auf Tariferhöhung stellen. Darauf haben sich am Mittwochabend ein Dutzend Taxiunternehmer verständigt.
Organsiert hatten das Treffen die beiden Unternehmer Ingo Rummel und Franz Schönsmaul über eine gemeinsame Whats-App-Gruppe. Schon zu Beginn der Veranstaltung, zu der man sich in einem Wirtshaus getroffen hat, wurde klar, dass hier etwas Seltenes passiert. Es begann damit, dass sich jeder zunächst einmal vorstellte, weil man sich eigentlich persönlich gar nicht kannte. Anschließend erläuterte der Organisator Franz Schönsmaul den Zweck der Zusammenkunft. Man wolle sich zum einen auf die Höhe einer notwendigen Tarifanpassung einigen, zum anderen auch ausloten, ob und wie man sich gegen das Preisdumping bei Krankenfahrten gemeinsam wehren könne. Zur fachkundigen Verstärkung war Thomas Kroker in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmer angereist.
Als Anhörstelle wusste er genau, wann die letzten Tariferhöhungen im Landkreis vorgenommen worden waren (2011 und 2017) und ermunterte die Unternehmer zu Beginn, dass es für eine weitere Tarifanpassung allerhöchste Zeit sei.
Darüber herrschte auch unter den Anwesenden Einigkeit, vom Mehrwagenunternehmer, bei dem die Personalkosten den mit Abstand größten Kostenposten ausmachen bis zum Einzelunternehmer, bei dem die Spritkosten den ersten Platz seiner Ausgabenliste belegen (ohne Berücksichtigung seines eigenen Unternehmerlohns).
Die geplante Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro, die aktuelle Spritpreisexplosion und der just am Tag der Versammlung verkündete höchste Inflationswert in Bayern seit den siebziger Jahren (7,8 Prozent) rechtfertigen eine Taxitariferhöhung nicht nur gegenüber den Behörden und den Verbrauchern, sie sind aus wirtschaftlicher Sicht auch absolut alternativlos. „Meinen Fahrern macht es gerade mehr Spaß als mir als Chef“, brachte es einer der Teilnehmer auf den Punkt.
Obwohl sich also alle einig waren, dass erhöht werden muss, entspann sich doch eine lebhafte Diskussion über das „wie hoch“. Es war eine Diskussion, die sich inhaltlich kaum von denen unterscheiden dürfte, die derzeit auch in Schleswig-Holstein, in Sachsen, in Rheinland-Pfalz etc. geführt werden.
Sollte man beispielsweise in den Grundpreis gleich die ersten Kilometer einrechnen und somit mit zehn Euro als Mindestfahrpreis starten? Das würde den Taxiunternehmern in der Stadt helfen, die oft nach langen Standzeiten Fahrten bekommen, die im Schnitt nur 2-3 Kilometer weit gehen. Ist es sinnvoll, wenn der Kilometersatz nach den ersten Kilometern herabgesetzt wird und benötigt es eine dritte Preisstaffelung? „Wer sich lange Fahrten gönnt, kann die sich auch meistens leisten“, gab Thomas Kroker zu bedenken. Es sei also nicht zwingend notwendig, nach den ersten Kilometern bedeutend billiger zu werden.
Punkt für Punkt wurde so durchgegangen und diskutiert, bis man sich auf die jeweiligen Werte verständigt hatte. Der Grundpreis soll künftig bei fünf Euro liegen, der erste Kilometer bei 3,50 Euro, ab dann 2,10 Euro pro Kilometer. Dazu noch leichte Erhöhungen bei den bisherigen Zuschlägen für Großraumtaxis, Gepäck, Leerfahrten etc.
Thomas Kroker brachte dann noch die Option ins Spiel, dass man mit dem jetzigen Antrag auch gleich eine weitere Erhöhung ab 2024 beantragen solle. Man könne das dann auch gleich in die Taxameter mit einprogrammieren lassen, spare sich dadurch eine Eichfahrt. Zudem würde die nächste Erhöhung medial völlig geräuschlos über die Bühne gehen. Kroker verwies auf den Münchner Tarif, bei dem eine zweite Erhöhung zum Jahreswechsel genau so abgelaufen wäre. Das klang für alle plausibel und man einigte sich auf ein Plus von 20 Cent ab 2024.
Am Schluss wurde abgestimmt und es wurden alle Arme in die Luft gereckt. Ein Dutzend Taxiunternehmer, die zueinander durchaus argwöhnisch im Wettbewerb stehen, waren sich an diesem Abend einig. Anschließend ging noch die Liste rum, auf der jeder seine Unterschrift setzte.
Ingo Rummel wird den Antrag nun beim Landratsamt Traunstein im Namen aller einreichen. Der Landesverband wird dazu eine Pressemeldung an die lokalen Medien verbreiten. Man hofft auf eine schnelle Genehmigung, weil man sich parallel zum Tarif am gestrigen Abend auch noch auf eine gemeinsame Vorgehensweise gegenüber den Krankenkassen geeinigt hatte. Bei ausgeschriebenen Fahrten hat man sich untereinander versprochen, dass jeder die Fahrtkosten nur mehr auf Basis des neuen Tarifs berechnet und anbietet. Damit will man der unsäglichen Praxis von AOK, VdeK und Co ein Ende setzen, die allzu gerne die Unternehmer untereinander ausspielen. jh
Beitragsfoto: Taxi Times
Tariferhöhungen sind unausweichlich sofern das Taxigewerbe überleben soll. Eine Frage an unser Vorstandsmitglied Herrn Kroker vom bayrischen Landesverband: Als Anhörstelle haben Sie doch einen Überblick über die beantragten Erhöhungen, gibt es da eine Zusammenstellung? Wir haben in unserem Landkreis das Pech, dass wir erst 2020 eine Tariferhöhung (Antrag war von 12-2018!!!) hatten und eine erste mündliche Nachfrage beim Landratsamt hat ergeben, dass auf Seite dessen kein Handlungsbedarf, auch nicht im Falle eines schriftlichen Antrages durch das Gewerbe, besteht. Neben den explodierten Kosten und der Inflation brauchen wir mehr Argumente für eine Erhöhung. Natürlich kann man nicht alle Landkreise und großen Städte miteinander vergleichen, es wäre aber ein guter Anhaltspunkt. Den abschließenden Vergleich kann man natürlich erst nach den per Verordnung verkündeten Tarifordnungen anstellen, nur dann ist es wahrscheinlich zu spät.
Bevor das Sie an Tarif Erhöhung denken. Müssen Sie andie Uber. Bolt. FreeNow denken. Weil die Preise bei Uber. FreeNow Bolt. Sind Billiger als taxi. Wenn die Taxi Preis alleine Erhöht denn kein steigt mehr in taxi ein weil die Leute interessiert
sich nicht mehr ob Taxi oder Uber fährt Haupt Sache Billig.
Danke für diesen Leserkommentar. Wir berichten in diesem Beitrag über den Landkreis Traunstein. Dort sind Uber, Free Now, Bolt & Co nicht aktiv, wie in ganz vielen anderen Kleinstädten und ländlichen Regionen auch.