Das Taxigewerbe in der Region Wien hat mit Fahrern zu kämpfen, die am Flughafen Schwechat für slowakische Firmen illegal taxiähnlichen Verkehr anbieten, zum Teil vermittelt durch „booking.com“.
Wie das Nachrichtenportal „MeinBezirk.at“ berichtet, halten sich Betrüger am Flughafen Wien im niederösterreichischen Schwechat illegal bereit und warten auf App-vermittelte Fahraufträge, die sie zu Preisen unterhalb denen des örtlichen Taxitarifs anbieten. Die bekommen sie sogar vom international renommierten Vermittlungsportal „booking.com“ geliefert. Die in der Slowakei zugelassenen Autos verfügen über keine österreichische Konzession, die Fahrer über keinen österreichischen Personenbeförderungsschein. Vom Flughafen Wien-Schwechat bis in das Zentrum der slowakischen Hauptstadt Bratislava sind es nur 50 Kilometer. Für die Taxibranche, die in weiten Teilen Europas derzeit unter hohen Kraftstoffpreisen, Fahrermangel und weiteren Problemen leidet, ist die illegale Konkurrenz eine massive weitere Belastung.
Laut „BezirksZeitung“ bieten die Fahrer mehrerer Firmen mit Sitz in der Slowakei seit Ende März 2022 illegal Fahrten vom Flughafen Wien-Schwechat aus mit Limousinen und Minibussen an, teilweise sogar mit Taxischild auf dem Dach. Nach Angaben von Augenzeugen stehen bis zu 80 Fahrzeuge täglich nahe dem Flughafen bereit und führen Fahrten vom bzw. zum Flughafen und nach bzw. von Wien aus.
Die drei slowakischen Unternehmen haben eine Website, deren Aussehen die Redakteure des Portals als „alles andere als seriös“ bezeichnen: „Mit vielen Symbolfotos geschmückt, sind auf der Seite nur slowakische Telefonnummern zu finden, jedoch fehlt ein verpflichtendes Impressum sowie österreichische Kontaktdaten. Ein Unternehmen bietet sogar nur Anrufe via WhatsApp oder Facebook-Messenger. Deshalb ist es wichtig, die Seiten der Mietwagenfirmen genauer zu überprüfen.“
In dem Artikel, der bemerkenswert gut über die Hintergründe informiert, wird erklärt, warum solche Fahrten personenbeförderungsrechtlich verboten sind: „Ausländische Transferbetriebe dürfen lediglich vom Ausland nach Österreich einfahren, jedoch nicht umgekehrt.“ Auch wird erwähnt, dass die Unternehmen in Österreich keine Steuern bezahlen. Im Fachjargon sei von „illegaler Gewerbeausübung“ die Rede. Noch kurioser erscheint den Redakteuren, dass die Fahrten auf der weltbekannten Online-Plattform Booking.com angeboten werden. „Deshalb müssen heimische – legale – Taxifahrer auch online gegen Betrüger und Konkurrenz kämpfen.“
Für den Artikel wurde ein Wiener Taxifahrer begleitet, der die Taxifahrer aus der Slowakei schon seit längerer Zeit beobachtet. „In der Slowakei ist der Treibstoff weit billiger als bei uns, und da Urlauber aus der Slowakei zum Wiener Flughafen fahren müssen, gibt es kaum Leerfahrten für die Slowaken zurück nach Bratislava. Einmal am Flughafen angekommen, bleiben sie beim Billa-Parkplatz oder auf einer Tankstelle stehen und warten auf die Fahrten aus dem Online-Portal“, wird der Fahrer zitiert.
Im Artikel wird zudem Einblick in die jüngere Geschichte des österreichischen Personenbeförderungsgewerbes gegeben, etwa dass in Wien derzeit eine Krise bei den Taxiunternehmen herrsche und es Anfang 2021 eine Zusammenlegung des Taxi- und Mietwagengewerbes gab. „Aufgrund der Taxinovelle müssen Taxifahrerinnen und -fahrer einen Taxischein machen, für welches eine Prüfung sowie Deutsch- und Ortskenntnisse notwendig sind.“ Die aktuell höheren Wartezeiten auf Taxifahrten werden mit der hohen Nachfrage, der Urlaubszeit und einem Fahrermangel bei einigen Unternehmen begründet. Verschärft worden sei die Krise mit den aktuell hohen Spritpreisen. Dazu wird abermals der Wiener Taxifahrer zitiert: „2021 konnten wir uns finanziell ein wenig von den Lockdowns erholen, nachdem täglich Taxi-Mietwagenfirmen Konkurs angemeldet haben. Jetzt sind nun die ausländischen Unternehmen da und stehlen uns die Fahrten.“
Um etwas gegen den Missstand zu tun, buchte der Fahrer versuchsweise selbst eine Fahrt via Booking.com vom Flughafen aus in die Wiener Innenstadt, und wurde prompt von einem slowakischen Fahrzeug abgeholt. Die Fahrt beschreibt er als den „reinsten Horror, mit drei Beinaheunfällen.“ Er beschwerte sich bei „booking.com“ – und erlebte keinerlei Reaktion. Er und sein Begleiter hatten die Fahrt aber dokumentiert und die Beweise der Wirtschaftskammer (WK) Niederösterreich sowie der Finanzpolizei zukommen lassen. Die Behörden würden „schon kontrollieren, aber wenig tun“, wie der Fahrer die Folgen beschreibt.
Die „BezirksZeitung“ stellte daraufhin Presseanfragen an die Finanzpolizei und an die WK. Von der Finanzpolizei kam keine Antwort. Die zuständige Fachgruppe der WK habe wettbewerbsrechtliche Interventionen gegen drei slowakische Unternehmen bestätigt. Auch habe die Finanzpolizei am Flughafen Wien kontrolliert, was auch Wirkung gezeigt habe, jedoch müssten die Kontrollen regelmäßig stattfinden – was wiederum ein „Ressourcenproblem“ sei, wie Wirtschaftskammer-Mitarbeiter Michael Steinparzer einwandte. Die niederländische Plattform „booking.com“ sei das größte Problem. „Unsere Versuche, das Unternehmen zu kontaktieren und derartige Vermittlungen zu unterlassen, sind nicht einfach“, so Steinparzer. Eine Firma aus Bratislava soll nach Informationen der „BezirksZeitung“ aber immerhin bereits eine Unterlassungserklärung unterschrieben haben. Ihre Fahrten würden dennoch weiterhin auf „booking.com“ angeboten. Das zeige die Buchungsbestätigung eines spanischen Touristenpaares vom 31. Juli, welche der BezirksZeitung vorliegt.
Schließlich informiert die „BezirksZeitung“ die Leser konkret, welche Anbieter legal sind, wenn auch leider ohne Erwähnung der fragwürdigen Praktiken einiger Mietwagen-Vermittler: „Neben dem City Airport Train (CAT), der ÖBB-Schnellbahn, dem Flughafenbus und den bereits bekannten Taxiunternehmen wie Uber, Bolt, 31300 oder 40100, sind folgende Taxianbieter legal: Flughafentaxi.WIEN, BMD Airport Transfer, Airportservice Ernst, Airport Transfer Service (ATS), OBAL, airportdriver (AD Mietwagen Service GmbH) und Airportservics VIE. Die Taxifirmen verlangen mindestens einen Grundpreis zwischen 28 und 45 Euro“, so das Onlineportal. Die Recherchen sind mit einigen Fotos und Screenshots belegt. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle
. . . und es gibt eine Interessenvertretung, die so zahnlos ist, wie eine Forelle! Da kann man nix machen, ist ein ausländischer Konzern – ich kann es schon nicht mehr hören. Wo sind die Taten?
Um mal Klartext zu sprechen.
Der Taxiunternehmer, welcher diesen Missstand saufzuklärrn versucht, bin ich.
Jetzt gibt es ein neues Problem mit den Slowaken.
Sie bieten jetzt vorzugsweise die Rückfahrten aus der Stadt zum Flughafen an, natürlich zu Dumpingpreisen, da sie hierbei natürlich viel schwerer zu kontrollieren sind.
Uns bleiben dann auf den Web-Plattformen nur die zeit-und kostenaufwändigen Flughafenabholungen.
Bin neugierig wie das unterbunden werden soll ?