In Belgiens Hauptstadt Brüssel hat Uber kürzlich angekündigt, seine App auch für Taxifahrer zu öffnen, und wirbt nun mit einer großen PR-Offensive in belgischen Medien. Die Taxibranche sieht das jedoch kritisch.
Laurent Slits, der Belgische Direktor des amerikanischen Unternehmens, hat diesen Schritt nach eigenen Angaben als Reaktion auf die jüngste Reform des Brüsseler ‘Taxiplans’ in der belgischen Hauptstadtregion unternommen. Im Oktober soll die Reorganisation des Gewerbes Realität werden. Dann fahren Taxis unter dem Namen „Taxistandtaxis“ neben Mietwagen (Uber, Heetch und Bolt), die dann „Straßentaxis“ heißen. „Traditionelle Taxis dürfen Apps wie die von Uber verwenden”, sagt Slits. „Um sich auf diese Änderung vorzubereiten, können sich diese Fahrer jetzt auf einer Warteliste registrieren, um die Uber-App nutzen zu dürfen.“ Übrigens bietet die Bolt-App, die seit Jahresbeginn ebenfalls in Belgiens Hauptstadt aktiv ist, in Brüssel schon länger die Wahl zwischen Mietwagen, Taxis, Fahrrädern und Scootern.
Uber konnte nicht angeben, wann die Funktion in der App verfügbar sein wird. Es ist auch unklar, ob sie ein Teil des aktuellen Brüsseler UberX-Modells sein wird, oder ob es einen separaten Uber-Taxi-Bestellbutton geben wird. Uber betreibt beide Modelle, abhängig von den örtlichen Vorschriften. Weitere Details werden Anfang September erwartet.
Die Begeisterung bei den Taxifahrern auf den Brüsseler Straßen ist derweil nicht sehr groß, und die Reaktion von Sam Bouchal, Generalsekretär des Brüsseler Taxiverbandes BTF (einer der Organisatoren der internationalen Taxidemo in Brüssel am 8. September), ist sogar ziemlich eisig. Er warnte Taxifahrer, die durch das Angebot in Versuchung geführt würden, „sich nicht ins Maul des Wolfes zu werfen.”
Dagegen wird die PR-Offensive auf politischer Seite lauthals begrüßt, zumindest von den „uberfreundlichen” Liberalen (MR), die zusammen mit Uber auch fleißig an der Taxireform mitgeschrieben haben: „Das sind gute Nachrichten für die Mobilität. Die MR hat sich immer für möglichst viel Wettbewerb eingesetzt“, sagt der Brüsseler Abgeordnete David Weytsman.
Bouchal wirkt solchen politischen Fehleinschätzungen entgegen, indem er seinen Taxifahrern die Kehrseite der Medaille des „großzügigen“ Uber-Angebots erläutert: „Uber braucht dringend Fahrer. Ihr Überleben hängt davon ab! Wir sind an einem Wendepunkt, an dem Taxis nun selbst zu ihrer Rettung beitragen können, denn wie üblich kauft Uber sich alles: Kunden, Fahrer, Politiker etc. Sie werden versuchen, auch Taxifahrer über ein Bonus-System zu kaufen.”
Auch Bouchals Verbandspräsident Abdessamad Sabbani sieht keinen Anlass für eine Zusammenarbeit zwischen Taxifahrern und Uber: „Um ehrlich zu sein, die Zusammenarbeit mit einer Plattform, die ständig gegen die Regeln verstößt und völlig außer Kontrolle geriet, ist für uns problematisch.” Einige der Taxifahrer der Stadt sind auch wütend darüber, dass Uber-Fahrer mit einer flämischen Genehmigung im Moment noch in der Hauptstadt arbeiten können. Die belgische Hauptstadtregion – Brüssel mit umgebenden Gemeinden, vergleichbar mit einem kleinen deutschen Bundesland – hat eine selbständige Taxi- und Mietwagenpolitik und eigene Kontrollorgane.
Für Bouchal sei es nun an der Zeit, Uber das Wasser abzugraben, indem man ihnen die Fahrer vorenthält. Den Liberalen wiederspricht Bouchal: Anstatt „Entwicklungsmöglichkeiten“ biete Uber nicht mehr als einen Bonus. „Und glauben Sie nicht, was Sie in den Medien hören, dass Uber schon ‘Hunderte’ von Taxifahrern hat!”
Zahlreiche Medien wie z. B. „Politico“ und „Dernière Heure“ begleiten die Werbekampagne mit unkritischen Berichten und Sätzen wie „ein Waffenstillstand mit den Taxifahrern der Stadt könnte Arbeitsmöglichkeiten eröffnen und die Wartezeiten für Fahrgäste verkürzen“.
Der Waffenstillstand bezieht sich auf eine lang anhaltende Fehde wischen Uber und dem Taxigewerbe, seit die App in der belgischen Hauptstadt im Jahr 2014 eingeführt worden war. Ende letzten Jahres wurden Uber-Fahrer kurzzeitig von den Brüsseler Straßen verbannt, weil sie „illegal“ arbeiteten. Im Juni billigte das Brüsseler Regionalparlament Pläne für ein einheitliches Statut sowohl für Taxifahrer als auch für Mietwagenfahrer. Spätestens im Oktober dieses Jahres soll dieses Statut in Kraft treten.
Die Annäherung an das Taxigewerbe ist mittlerweile eine weltweitre Strategie des US-Unternehmens. Vor kurzem hat Uber eine Reihe von Verträgen mit Taxiunternehmen (besser mit Lieferanten von Taxisoftware wie Curb) in New York City, San Francisco und Los Angeles abgeschlossen, um Taxifahrern Zugang zur Plattform zu ermöglichen. Das Unternehmen sieht darin eine Win-Win-Situation: Den Taxifahrern verspricht man zusätzliche Verdienstmöglichkeiten, den Fahrgästen eine schnellere Bedienung, weil man ja auf Fahrzeuge zurückgreifen kann, die „um die Ecke” an Taxiständen warten. Die echte Wahrheit ist aber: Uber braucht dringend Fahrer, denn nicht alle früheren Chauffeure sind nach der Coronazeit hinter das Uber-Lenkrad zurückgekehrt.
In Europa, so behauptet Uber, soll es Deals in Städten in Spanien, Österreich, Deutschland und Griechenland geben. Diese Behauptung fußt meistens auf der Tatsache, dass man ein paar wenige Taxibetriebe gefunden hat, die tatsächlich auch die Uber-Taxi-App nutzen. In Berlin und Hamburg wirbt man neuerdings mit der Vermittlung von Inklusionstaxis, was bei kritischer Betrachtung nicht mehr als ein PR-Gag ist. In Italien dagegen ist man schon einen Schritt weiter: Hier hat man im Mai einen der bisher größten Taxiverträge mit dem italienischen Taxidisponenten IT Taxi abgeschlossen, womit man 12.000 Taxifahrer in 90 italienischen Städten an die Plattform binden konnte. wf
Beitragsfoto: Sind Brüsseler Taxis bald über die Uber-App zu buchen? Foto Wim Faber
In Deutschland würde es genug Taxifahrer geben die mit Uber arbeiten!!! Ich würde wetten das viele sich sofort in diese Warteliste eintragen lassen!! Unser Job ist leider sehr scheinheilig
Was meinst du mit „würde“?
Wer gerne für 75% des Fahrpreises arbeitet, der soll es halt tun.
Es soll ja schon Kollegen geben, denen reichen auch 88%
Mir möge mal jemand mal die Logik einiger Mitmenschen erklären:
Montags werden 15 – 20 Prozent höhere Taxitarife gefordert da mit dem aktuellen Status keine auskömmlichen Gewinne erzielt werden können
Freitags wird dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein Vertrag unterzeichnet in dem 15 bis 25 Prozent des Umsatzes bereitwillig wieder heraus gegeben werden
Ich kann es drehen und wenden wie ich möchte – Das wird sich mir niemals erschließen
Auf dem Land stellt sich grade eine völlig andere Situation dar:
Die Mietwagen fahren teilweise bereits deutlich teurer als Taxen weil die Taxikonzessionen reihenweise zurückgegeben werden und gar keine Taxen mehr verfügbar sind.
In Hamburg fahren ja die UBER-Fahrer zu €15 / Stunde als sozialversicherte Angestellte.
Das Problem sind die Fahrgäste, die kenne nur die neuen Apps der neuen Anbieter.
Die taxi Gemeinde macht zu wenig Werbung, das die privaten langsam mehr kosten als das Taxi registriert keiner mehr, da steht auch nix in denn Medien.
Das sollten die Taxifahrer innen alle selber aktiv werden und direkt beim Kunden im Auto aktiv werden, wenn er über eine andere App das Taxi bestellt hat.
Sonst verlieren wir die junge neue Generation.