Es ist die wahrscheinlich längste Taxifahrt, die in München jemals stattgefunden hat – und die man öfter fahren musste, um daraus ein Taxilied zu machen.
Anschließend an das gestrige Thema wartet im heutigen musikalischen Adventskalender-Türchen ein bayerischer Liedermacher, der schlichte Auftritte liebt. Ein Stuhl, eine Gitarre und ein Mikro genügten. Seine Konzerte waren trotzdem nie langweilig. Ganz im Gegenteil, seine Texte tiefsinnig und humoristisch und stets unterhaltsam. Aus gesundheitlichen Gründen gibt er keine Konzerte mehr.
Was er sang, war immer lustig und seine Erzählungen zwischen den Liedern ebenso. Und weil er während seiner Konzerte schwitzte, stand auch immer ein Glas Bier in Reichweite – verbunden mit der Frage nach dem wahren Ursprung: „Schwitz i so, weil i so vui sauf oder sauf i so vui, weil i so vui schwitz?“
Für solche Sinnfragen war Fredl Fesl (mit bürgerlichem Namen Alfred Raimund Fesl) weithin bekannt, und wer sich solchen Fragen stellt, landet nach durchzechtem Abend dann auch zwangsläufig im Taxi. „Vom Muh in’d Ottobrunner Straß’ lautet dann auch sein „Taxilied“, das er seit 1976 bei zahlreichen Auftritten spielte – angekündigt meist als „Ich will nicht nach Dachau“.
Fredl Fesl beschreibt in diesem Lied in bayerischer Mundart seine Taxifahrt von einer Kneipe in der Münchner Innenstadt nach Hause in den Stadtteil Ramersdorf. „Des is net weit“, aber eben doch weit genug, dass er während der Fahrt eingeschlafen ist. Bis zu dem Moment, wo er sich „an einer Kurv`n“ den Kopf anhaut und verschlafen aus dem Taxifenster schaut.
Fortan muss er mit ansehen, welche Stadtteile und Örtlichkeiten sein Taxifahrer, „der Innungskopf“, für die kurze Heimfahrt auswählt. Wer München kennt, wird seinen Spaß haben an der Tour, wer München nicht kennt, dem sei gesagt: Würde man die Stadtteile und Örtlichkeiten, die Fredl Fesl auf dieser „Heimfahrt“ kennenlernt, in der Chronologie seiner Beschreibung wie ein „Malen nach Zahlen“ auf einem Stadtplan einzeichnen, hätte man am Ende ein undurchschaubares Gekritzel vor sich – als hätte man einem zweijährigen Kind einen Stift in die Hand gedrückt.
Letztlich geht die Geschichte aber gut aus, Fredl Fesl kommt in Ramersdorf an. Den Fahrpreis will er uns aber nicht verraten. Dafür verrät er in einem seiner Auftritte, dass er die Strecke vierzehnmal fahren musste, bis er den Text zu seinem Lied auswendig konnte.
Fredl Fesls Taxilied ist ein Kultsong für jeden Münchner Taxifahrer und ab heute vielleicht auch ein wenig über die Grenzen der bayerischen Landeshauptstadt hinaus. jh
Alle Taxi-Songs des Taxi-Times-Adventskalenders finden Sie hier.
Beitragsfoto: Taxi München eG