Kurz vor dem (wohl nicht so weißen) Weihnachtsfest machen wir mit dem Adventskalender noch einen musikalischen Abstecher in’s Warme, gut 7.000 Kilometer in Richtung Ost-Südost, Bodentemperatur 25 Grad.
Eigentlich wären es nur knapp 6.500 Kilometer, wenn – der Musiker hinter dem heutigen Türchen sich nicht selbst auf eine musikalische Fernreise begeben hätte, zumindest dem Namen nach zu vermuten, wobei die 1.900 Kilometer dort immer noch eine Inlandsreise sind (und im Filmchen ein Kinderspiel). Aber in Wahrheit sind die Namen nur Schall und Rauch, denn sowohl der Künstlername des Musikers als auch sein Lied im Eurodance-Stil sind offensichtlich ein großer Jux: „Dr. Bombay“ spielt das Lied „Calcutta (Taxi Taxi Taxi)“.
Das frühere Bombay, das seit 1995 Mumbai heißt, liegt an der Westküste Indiens und Kalkutta im äußersten Osten, 60 Kilometer vor der Grenze zu Bangladesh. Der Künstler, der mit bürgerlichem Namen Jonny Jakobsen heißt, ist Schwede und wurde 1963 in Dänemark geboren. Das Lied ist von 1998, der Anfangszeit der Eurodance-Musik (auch Plastikpop genannt).
In seinem Lied erzählt ein Inder, dass er, als er eines Tages Hunger bekam, sein Holzhaus verkaufte und nach Kalkutta aufbrach, Um seinen Onkel zu besuchen. Der ist reich, denn er ist Taxifahrer, und er wird dem Neffen schon helfen, denn der will auch gerne Taxifahrer sein. Er weiß zwar nicht, warum keine Kunden mit ihm fahren wollen – möglicherweise, weil er fast blind ist und keinen Führerschein hat –, aber er kann jede Straße in Kalkutta finden, denn im Herzen ist er Taxifahrer. Ja, er ist Taxifahrer in Kalkutta.
In dem überdrehten Video, in dem er sowohl den Fahrer als auch sämtliche Fahrgäste spielt (bzw. seine Alter-Egos oder digitalen Zwillinge, die mit im Auto sitzen oder auch mal auf Roller Blades nebenher fahren), singt er mit verstellter Stimme und ironischem indischen Akzent aus der Sicht des Fahrers, der offensichtlich alles locker und humorvoll nimmt, auch dass er ab und zu einen Fußgänger über den Haufen fährt oder irgendwelche Kisten von der Straße katapultiert. Ab und zu fliegen auch Teile von seinem London-Taxi ab, oder er reißt sie bei geöffneter Motorhaube selbst heraus. Einen Restaurantgast an einem Außentisch lenkt er ab, um ihm durch das geöffnete Außenfenster das Essen wegzunehmen und beim Weiterfahren genüsslich mit seinen Alter-Egos zusammen zu verspeisen. Einem anderen reißt er im Vorbeifahren die Zeitung aus der Hand – wie schön und preisgünstig doch das Leben sein kann. Dabei singt er fortlaufend mit freudestrahlendem Lächeln, wie gerne er Taxifahrer ist.
Viel Spaß beim Mittanzen und Mitschmunzeln. ar
Beitragsbild: Screenshot aus dem YouTube-Video
Alle Taxi-Songs des Taxi-Times-Adventskalenders finden Sie hier.