In der britischen Hauptstadt erscheint es vielen Taxiunternehmern derzeit wenig lukrativ, ihre London- Taxis mit Strom aus der Ladesäule zu betreiben. Verantwortlich dafür sollen der Mangel an Lademöglichkeiten und die hohen Strompreise sein.
Die Fahrer der sogenannten Black-Cabs machen in erster Linie die steigenden Strompreise dafür verantwortlich, dass ihre TX-Hybridtaxis von LEVC günstiger mit Benzin anstatt mit Strom zu betreiben sind. Wie die BBC und Britische Taxi-Fachmagazine berichten, sind die Strompreise an den öffentlichen Schnellladesäulen um ca. 50 Prozent gestiegen.
Taxiunternehmer, die ihre Betriebskosten im Blick haben, sind jetzt der Ansicht, dass ihre Taxis, die zwar immer elektrisch fahren, aber über einen sogenannten Range-Extender verfügen, günstiger ihren Strom mit dem Verbrennen von Benzin erzeugen können, als wenn sie an einer Taxi-Ladesäule laden. Im Schnitt kostet ein Liter Benzin in London rund 1,70 Euro. Dem gegenüber wird durchschnittlich 69 Cent für ein Kilowatt Strom verlangt.
Kevin Paul, Sekretär der RMT-Gewerkschaft, die Taxifahrer vertritt, ist seit sechseinhalb Jahren Taxifahrer in London und fährt seit drei Jahren sein LEVC-Hybridtaxi. Er muss es auf der Straße aufladen, da sein Haus in Croydon im Süden Londons nicht über eine Lademöglichkeut verfügt. Nach seinen Angaben sind seine Kosten so stark gestiegen, dass er sich jetzt gezwungen sieht, Benzin statt Strom zu verfahren. „Ich habe kein Problem mit grüner Infrastruktur, aber sie muss bezahlbar sein“, so Paul. „Als ich anfing, kostete das Laden eines TX an einer öffentlichen Ladesäule etwa 7 bis 8 Pfund.” Das entspricht 8 bis 9 Euro. Im letzten Jahr habe der Preis sich fast verdoppelt und liege heute bei weit über 16 Pfund, also rund 18 Euro.
Taxifahrergewerkschaften fordern deshalb niedrigere Preise für das „On-Street-Charging” und eine Senkung der Mehrwertsteuer für Strom an öffentlichen Ladepunkten. Denn dort ist eine Mehrwertsteuer von 20 Prozent fällig, während an privaten Ladepunkten, beispielsweise zu Hause, nur 5 Prozent anfallen. Die britische Regierung hat großzügige Steuermaßnahmen für emissionsfreie Fahrzeuge angekündigt. Sie hofft dabei auf einen Katalysator-Effekt, der auch Mietwagenbetreiber schneller auf Strom umsteigen lässt.
Weiter beklagt Kevin Paul, dass die Fahrer häufig warten müssten, bis ein Ladepunkt frei ist. Zeit, in der man keine Aufträge fahren kann. Häufig würden die für Taxis reservierten Ladeplätze von Mietwagen (meist Uber und Bolt) benutzt. All das hat Einfluss auf die Entscheidung, ob das Taxi mit Benzin gefahren wird oder nicht.
Simon Williams, Sprecher der Sparte Elektrofahrzeuge im Royal Automobile Club (RAC) sagte, die Kosten für schnelles und ultraschnelles Laden seien „aufgrund steigender Großhandelspreise für Energie erheblich gestiegen. Eine Aufladung zu Hause ist halb so teuer wie eine entsprechende Schnellladung“, fügte er hinzu.
Die Gewerkschaften argumentieren, es gebe derzeit „wenig Anreiz“ für Taxifahrer, mit ihren Hybridtaxis – hauptsächlich die TX-Modelle von LEVC – Strom zu ‚tanken‘. „Da Benzin jetzt preislich auf Augenhöhe mit Strom ist, gibt es keinen Anreiz für Taxifahrer, sich Stunden des Tages zum Aufladen zu nehmen, wie es private Mietwagenfahrer tun müssen.“
James Farrar, Gründer der ADCU-Gewerkschaft, die private Mietwagenfahrer vertritt, sagte, die meisten Fahrer in London „haben nicht den Luxus, Zugang zu Ladestationen zu Hause zu haben“. Die Erwartung von TfL für eine saubere Transportrevolution bei der privaten Vermietung sei „bestenfalls unrealistisch und schlimmstenfalls unaufrichtig“. Private Mietwagenfahrer seien aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise „immer noch in finanzieller Not“.
In einer Erklärung unterstützt TfL die Senkung der Mehrwertsteuer, „damit sie zwischen öffentlichen Ladepunkten und der Nutzung von Heimladegeräten konsistent ist“. Ein TfL-Sprecher sagte: „Es gibt ein umfassendes Ladenetz in ganz London mit mehr als 12.000 öffentlichen Ladepunkten, von denen mehr als 850 schnelle oder ultraschnelle Ladepunkte sind. Dies ist fast ein Drittel der Gesamtzahl in Großbritannien und eine Steigerung von 180 Prozent gegenüber 2019.“
Aber wie der Generalsekretär der Licensed Taxi Drivers‘ Association, Steve McNamara betont: „Wenn die Betriebskosten nicht höher wären, dann würden die Taxifahrer lieber ausschließlich ohne den Range-Extender auskommen, denn das elektrische Fahren ist definitiv leiser und angenehmer.“ wf
Beitragsfoto: LEVC