Uber lässt in Nordamerika jetzt 13- bis 17-Jährige mitfahren, hat dabei Mühe, für deren Sicherheit zu garantieren und verkauft eine bisher als altmodisch verlachte Bestellmöglichkeit als Innovation.
Auf der nie endenden Jagd nach neuen Kunden suchen Plattform-Fahrtenanbieter immer öfter nach Inspiration in der Werkzeugkiste des Taxigewerbes. So entdeckte Uber bei seiner jüngsten „Go-get-Präsentation”, einer jährlich stattfindenden Produktschau, vor einer Woche sowohl das Konzept, „ein Uber per Telefon zu ordern”, als auch das Konzept der „Familie” – und ließ in den USA die Uber-Telefonnummer 1-833-USE-UBER einrichten (in den USA werden leicht zu merkende Nummern oft mit Hilfe von Wörtern kreiert, die durch Buchstaben auf der Zahlentastatur einzugeben sind). So können Jugendliche – Uber bietet jetzt Fahrten für 13- bis 17-Jährige in den Staaten an – und ältere Menschen per Telefon eine Fahrt bestellen. Ja, genau so wie beim Taxi. Die „Teenie-Accounts” für die unter 18-Jährigen starteten am 22. Mai in ausgewählten Städten in den USA und Kanada. Uber sagte, man habe sie geschaffen, „um Eltern das Leben zu erleichtern, die möglicherweise Arbeit, und gleichzeitig Teenager zu Sportübungen, Einkaufszentren und bringen zu müssen.“ Da zeigt der Fahrdienstanbieter sich immer gerne hilfsbereit.
US-Medien machten sofort auf die Sicherheitsaspekte von Fahrten mit Minderjährigen aufmerksam. „Nur erfahrene und hoch bewertete Fahrer, die Hunderte von Fahrten absolviert und durchweg positives Feedback erhalten haben, sind berechtigt, Fahrten für Jugendliche anzubieten“, sagte Uber gegenüber CBS News. „Alle Uber-Fahrer werden auf lokaler, bundesstaatlicher und föderaler Ebene Hintergrundüberprüfungen unterzogen, bei denen es um Kraftfahrzeugaufzeichnungen und Straftaten geht. Jeder Fahrer wird jährlich erneut überprüft, um neue Verstöße festzustellen.“ Doch Sicherheitsüberprüfungen sind, wie Uber in der Vergangenheit gezeigt hat, das schwache Glied in der Sicherheitskette der Plattform. „Trotz dieser Sicherheitsüberprüfungen“, fügte CBS News hinzu, „zeigt der jüngste Sicherheitsbericht von Uber, der die Jahre 2019 und 2020 abdeckt (einen neueren gibt es nicht), dass das Unternehmen in diesem Zeitraum 3.824 Berichte über verschiedene Kategorien von sexuellen Übergriffen und Fehlverhalten erhalten hat.“
Die „Teenie-Konten“ verfügen über Sicherheitsfunktionen wie Live-Trip-Tracking, um zu sehen, wer am Steuer sitzt, und die Möglichkeit, den Fahrer während der Fahrt zu kontaktieren. Alle Optionen werden für diese Konten automatisch aktiviert und können nicht deaktiviert werden. Sogar die Audioaufzeichnung für jede Fahrt kann automatisch aktiviert werden. Angesichts der lückenhaften Fahrerüberprüfung und Sicherheitsbilanz von Uber sind Eltern möglicherweise nicht so leicht zu überzeugen, von dieser Innovation Gebrauch zu machen.
Alle „innovativen” Ansätze von Uber schaffen es früher oder später über den großen Teich nach Europa. Weil in den EU-Ländern die Gesetzeslage für Plattformfahrten von Minderjährigen anders ist, dürfte sich hier eine Einführung dieses Konzeptes weniger problemlos gestalten und länger dauern. „Die meisten Go-get-Initiativen von Uber zielen nicht nur darauf ab, neue Einnahmequellen zu schaffen und neue Benutzer anzulocken“, kommentierte das Magazin TechCrunch vor Kurzem. „Aber auch um einen geschlossenen Geschäftskreislauf zu schaffen, bei dem jedes Produkt Kunden in andere Uber-Kanäle zurückführt.“ Das Magazin nannte es eine „Tentakelstrategie“, die die Reichweite von Uber in der gesamten Beförderungsbranche ausweitet.
Bei der „Neu-Entdeckung” des „Familien-Konzepts” geht es Uber vor allem darum, verschiedene Benutzerkonten zusammenzuführen und an ein Hauptkonto zu hängen. So können zum Beispiel die minderjährigen Jugendlichen telefonisch ein Uber-Auto bestellen und die Fahrt auf das Familienkonto buchen lassen.
Uber setzt – vorerst in den USA – auch auf den sogenannten Concierges, „die letzten Überbleibsel davon, Ihnen ein gutes, altmodisches Taxi zu besorgen”, so TechCrunch. Diese Concierges besorgen Bewohnern von Hochhäusern und Mitarbeitern von Betrieben in Bürogebäuden traditionell Taxis, aber aufgrund der wachsenden Nachfrage auch Plattformfahrzeuge. Mit dem App-Programm „Uber Central” können sie ganz einfach Uber-Fahrten für ihre Gäste organisieren. wf
Beitragsfoto: Pixabay (Mircea – All in collections)
Am Ende ist es nichts anderes als ein Taxi, nur ist es halt ein einziger großer Monopolist der alles kontrolliert und die Preise diktiert.
Schöne neue Welt