Mit einem umfangreichen Programm wurden am vergangenen Samstag die Teilnehmer des ersten Nürnberger e-Taxi Tag in den Räumlichkeiten der Taxi Nürnberg eG willkommen geheißen. Auf der Tagesordnung stand auch die Gründung einer E-Taxi-Erfagruppe.
Zu der Veranstaltung, die unter dem Motto „Watt ihr Volt“ stand, hatte der Landesverband Bayerischer Taxi und Mietwagen Unternehmen e.V. (LV Bayern) geladen. Vor Ort wurde der Verband unter anderem vom Erfa-Gruppen-Experten Christian Linz und dem Vorstand der Taxi München eG, Thomas Kroker, vertreten. Bei gutem Wetter kamen rund 65 Gäste aus der ganzen Republik, die alle das Interesse an nachhaltiger Mobilität vereint. Mit vor Ort waren auch hochrangige Vertreter des Taxi- und Mietwagen Verband (TMV), bei dem der LV Bayern zu den Gründungsmitgliedern zählt.
Das abwechslungsreiche Vortragsprogramm wurde von Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, eröffnet. Die berufsmäßige Stadträtin der Stadt Nürnberg machte dabei deutlich, dass die Stadt eine Antriebswende beim Taxi gerne unterstützen würde. Es sei wichtig, endlich „zu Potte zu kommen“. Als Ansatz wird allerdings nicht eine Subventionierung für den Kauf eines E-Taxis angestrebt, sondern in Nürnberg will man eine Taxi-Ladeinfrastruktur errichten.
Man könne bereits im kommenden Jahr mit der Umsetzung starten, allerdings, so Walthelm, sei eine Voraussetzung, dass der Haushalt ausreichend Spielraum für das Projekt habe. Auf Seiten der Stadt hätte ein E-Taxi-Projekt also Befürworter. Bei etwaigen Nachfragen, so Walthelm, könne man gerne jederzeit auf sie zukommen.
Ein mit wichtigen und praktischen Infos gespicker Vortrag kam von Diplom-Ingenieur Werner Öhring. Als Vertreter des Verein energy platform e.V. haben es sich er und der Verein zur Aufgabe gemacht, auf ehrenamtlicher Basis zu Themen der Elektro-Mobilität, Wärmepumpen und Photovoltaik beratend und erklärend zur Seite zu stehen.
Was die E-Mobilität angeht, hatte Öhring das komplette Handwerkszeug dabei, was besonders hilfreich für E-Mobilitäts Neulinge war und rückte Dinge in den Mittelpunkt, die häufig als nebensächlich betrachtet werden. So hob er beispielsweise hervor, wie man unterwegs für jeden Ladeanschluss gut gerüstet ist, oder auch wie sich ein großer Felgendurchmesser negativ auf die Reichweite eines E-Autos auswirken kann. Tatsächlich gibt Tesla beispielsweise beim Model Y (maximale Reichweite) einen deutlichen Unterschied in der Reichweite an. Zwischen den beiden Reifenoptionen 20 und 19 Zoll liegen 32 Kilometer. Das sieht auf den ersten Blick nicht nach viel aus, kann aber im Alltag einen großen Unterschied machen.
Als dritter Redner war Sebastian Ott von der Nürnberger Feuerwehr an der Reihe. Sein Thema war die etwaige Brandgefahr, die vermeintlich von einem E-Auto ausgeht. Bereits im ersten Satz beruhigte er die anwesenden Zuhörer mit der Information, dass E-Autos nicht häufiger in Brand aufgehen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Der Unterschied sei einzig für die Feuerwehr relevant, da der Brand eines E-Autos, wenn beispielsweise der Akku in Flammen aufgeht, schwerer zu löschen sei. Mehr als zwei Tage nach dem eigentlichen Löschvorgang kann sich das Fahrzeug wieder entzünden, weshalb man es einen gewissen Zeitraum nicht unbeobachtet lassen darf.
Ott gab den anwesenden Taxiunternehmern noch die Bitte mit auf den Weg, die Fahrer so auf das Auto zu schulen, dass man weiß, wo eine Rettungskarte mit allen wichtigen Informationen für die Retter zu finden ist, und gegebenenfalls könne es auch nicht schaden, dass man die Punkte kennt, an denen die Hochvoltbatterie deaktiviert werden kann.
Einen Blick aus der Sicht des Energieversorgers konnte Christopher Krug vom Nürnberger Energieversorger N-ERGIE geben. Dabei ging er speziell auf die Herausforderungen ein, welche eine Ladeinfrastruktur mit sich bringt, die exklusiv dem Taxigewerbe vorbehalten ist. Aktuell plant man in Nürnberg mit 15 Ladesäulen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt werden sollen. Jede dieser DC-Ladesäulen soll maximal 50 KW Ladestrom liefern. Werden die zwei Ladepunkte der Ladesäule gleichzeitig genutzt, dann stehen maximal 25 kW Ladestrom zur Verfügung.
Eine Reservierungsfunktion, mit der man sich vorab einen Ladepunkt sichert, ist aktuell nicht in Planung. Um die Säulen nutzen zu können, ist ein Vertrag mit N-ERGIE die Voraussetzung. Roaming, wie beispielsweise in Berlin, wird es in Nürnberg also nicht geben.
Aus der Praxis eines E-Taxi-Unternehmers konnte Andrè Kottowski von der Taxi Klima GmbH berichten. Das seit über 35 Jahren bestehende Taxiunternehmen aus Paderborn setzt seit 2016 auf Tesla Fahrzeuge und hat seit 2018 das erste Tesla Model S Taxi im Einsatz. Viele Jahre wurden Mercedes-Benz E-Klasse und mehrere Tesla Model S als Taxi eingesetzt, der Abschied von der E-Klasse wurde bereits vor Jahren geplant. Dank des jahrelangen Vergleichs zwischen den beiden Fahrzeugen konnte Kottowski den Besuchern des e-Taxi Tags vorrechnen, ob sich ein E-Taxi für einen Taxibetrieb lohnen kann. Und so ließ er direkt zu Beginn seines Vortrags die wichtigste Info aus dem Nähkästchen: „Es lohnt sich.“
Allein bei der Betriebskostenabrechnung über den Zeitraum von vier Jahren kam er zu dem Schluss, dass ihn der Betrieb einer E-Klasse nach fünf Jahren rund 45.000 Euro teurer kommt, als ein Tesla Model S. In der Betrachtung wurde das ‚Free Supercharging‘ außen vorgelassen. Für Diesel wurde durchschnittlich 1,70 Euro veranschlagt. Interessant bei der Auflistung war auch zu sehen, wie sehr sich die Werkstattkosten des Mercedes auf die Gesamtrechnung auswirken und wie viele Tage der Mercedes nicht genutzt werden konnte, weil er in der Werkstatt stand. Einen ähnlichen Vortrag hatte Kottowski berets mehrfach gehalten. Beim Aktualisieren der Präsentation konnte sich Kottowski wieder davon überzeugen, dass der Vorteil eines E-Taxis mit der Zeit sogar noch deutlicher wird.
Als Abschluss der Agenda der e-Taxi Veranstaltung „Watt ihr Volt“ stand noch die Gründung einer E-Taxi Erfahrungsaustauschgruppe – kurz Erfa Gruppe – auf dem Plan. Auch bei dieser Erfa-Gruppe stand Christian Linz mit Rat und Tat zur Seite und erklärte zunächst den Sinn und das mögliche Ziel eine Erfa Gruppe.
Der Hintergrund bei dem überregionalen Austausch ist, Wissen zu teilen und von dem Wissen anderer zu profitieren. Das unterstrich auch Andre Kottowski, der als Mitglied einer bereits 2016 gegründeten Taxierfagruppe sprach. Taxiunternehmer, die nicht am vergangenen Samstag in Nürnberg dabei sein konnten, aber trotzdem Teil der Erfa-Gruppe sein wollen, können sich per Mail an post@taxi-nuernberg wenden. sg
Hinweis der Redaktion: Bei der hier beschriebenen Veranstaltung gab es außerhalb des Themenkomplexes E-Taxi noch Fachvorträge zu den Münchner Festpreisen sowie zum aktuellen Stand der TSE. Taxi Times wird darüber gesondert berichten.
Alle Fotos: Quelle Taxi Times
Der Schwachpunkt bei E-Fahrzeugen ist und bleibt die Reichweite und ihre weitere Einschränkung durch das Faktum, dass alle anderen Verbraucher wie Klimaanlage/Heizung auch an der Batterie saugen. Ich fahre beruflich oft ein E-Fahrzeug. Vollgeladen beträgt die Reichweite laut Display 282 km. Schalte ich aber Heizung und Licht an, reduziert sie sich derart, dass eine spontane Fahrt von mehr als 100 km nicht mehr drin ist. Sprich, für den Stadtverkehr nehme ich den elektrischen, für alles andere greife ich lieber zum Diesel. Dabei fahren sich die Dinger eigentlich ganz gut, was zB Beschleunigung angeht. Aber wie gesagt, die Reichweite…