In wohl keinem anderen europäischen Land ist Uber so sehr auf dem Vormarsch wie in der Schweiz. Darunter leidet auch die Züricher Taxizentrale 444 – und hat einen strategischen Neu-Ansatz.
Gerardo Viceconte hatte wenig Anlass, beim Wiener Treffen „Meet the Cab“, Optimismus zu versprühen. Der Geschäftsführer der Züricher Taxizentrale 444 schilderte den 40 Taxi-Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz den Wettbewerb, den das dortige Taxigewerbe gegen Uber eigentlich schon verloren hat. Seine Taxizentrale verzeichnete von 2016 bis 2023 einen Fahrtenrückgang von mehr als 50 Prozent. Besonders schmerzhaft ist der Verlust bei vielen wichtigen Firmen. Das Universitätsspital Zürich bestellt nur mehr 400-600 Taxis anstelle der sonst im gleiche Zeitraum georderten 1.200 Fahrzeugen. Die Schweizer Bank UBS, sonst mit 400 – 600 Bestellungen ein zuverlässiger Kunde, kommt jetzt nur noch auf 10-20 Bestellungen. Auch den Kollegen auf der Straße geht es nicht besser, sie haben bei den klassischen Einsteigern einen Einbruch von 68 Prozent.
All das ist die Folge von Abwanderungen der Kundschaft zu Uber, deren Schweizer CEO Jean-Pascal Aribot konsequent an einer Vision arbeitet: „Wir wollen die gesamte Schweiz und planen Entwicklungen für die erste und letzte Meile.“ Zugutekommt ihnen dabei, dass weder die Politik noch wichtige Unternehmen Berührungsängste mit der Plattform haben.
„Erst kürzlich ist in Zürich und im anliegenden Kanton ein Taxigesetz in Kraft getreten, welches das Taxi kanalisiert und Uber favorisiert“, berichtet Viceconte beim Meet-The-Cab-Treffen vorletzte Woche in Wien.
Dazu kommt, dass in der Schweiz die so genannten MaaS-Plattformen stark im Kommen sind. MaaS steht für „mobility as a service“, also die komplette Beförderungsleistung vom Startpunkt bis zum Ziel aus einer Hand – inklusive der ersten und der letzten Meile.
Neben den typischen MaaS-Plattformen in der Schweiz wie beispielsweise „ZüriMobil“ oder „Urban Connect“ evaluieren auch die dortige Bahngesellschaft SBB wie auch PostAuto eine mögliche Taxi-Integration. Sie alle sehen Chancen, das Produkt „Taxi“ in ihre Plattformen einzubinden, um das Dienstleistungsangebot zu komplementieren.
Genau diese Plattformen und Entwicklungen sieht aber auch Gerardo Viceconte als Chance für das Taxigewerbe und die Zentralen. „Wir müssen uns als „Taxi-Flotte“ neu positionieren“, mit der wir uns dann ebenso in die MaaS-Plattformen integrieren, verrät der Zentralenchef den neuen strategischen Ansatz. Man brauche daher zwingend eine nationale Taxi-Vernetzung. „Taxi-Zentralen kriegen gemeinsam eine flächendeckende Abdeckung hin, hier haben wir einen essenziellen Vorteil gegenüber Uber. „Wenn wir aber diese Hausaufgaben in der Schweiz verschlafen, wird Uber gewinnen und die Taxi-Zentralen an Bedeutung verlieren und lediglich noch Fahrten für Altersheime, Kliniken und Schulfahrten ausführen.“ jh
Beitragsfoto: Taxi Times
Sklaverei und Ausbeutung ist im vormarsch.
Hast warscheinlich recht ! Aber vielleicht verdienten die Schweizer Taxler bis vor Kurzem als Stundenlohn gar nicht schlecht und haben aus Verwöhntsein die Plattformentwicklung (also wesentlich weniger Aufträge) völlig verschlafen. Ich hab leider keine Ahnung !