Seit dem 22. März 2024 heißt die bisherige Mercedes-Benz-Arena in Berlin „Uber-Arena“. Eine Berliner Aktivisten-Gruppe hat darauf am Tag der Umbenennung mit einem künstlerischen Protest geantwortet. Wir zeigen die Choreographie in Bildern.
Leichter, aber stetiger Regen am Abend des 22. März 2024 am bisherigen Mercedes-Platz, der an jenem Tag in „Uber-Platz“ umbenannt wird – als würde der Himmel weinen über soviel Ungerechtigkeit. Weinen, weil ein Plattformvermittler in der Hauptstadt agiert, der seit Jahren Geschäftsmodelle verfolgt, die mit dem Rechtsstaat kollidieren, für prekäre Arbeitsverhältnisse und Sozialbetrug steht und den Rechtsstaat geradezu verhöhnt, sich nun auch noch die Namensrechte der bisherigen Mercedes-Benz-Arena gekauft hat. An jener Halle, an der an diesem Abend der Eishockey-Club Eisbären Berlin auf die Adler Mannheim trifft, prangt nun der Name Uber.
Und vor der Halle ist eine drei mal drei Meter große Leinwand aufgebaut, auf der verstörende Bilder gezeigt werden. Bilder von Umweltzerstörungen, Naturkatastrophen, leeren Geschäften, vereinsamten Menschen. Szenen, mit denen man Uber ehrlicherweise nicht alle in direkten Zusammenhang bringen kann, die aber doch prädestiniert sind für Wortspiele mit dem Namen „Uber“. Es ist eine künstlerische Darbietung und Kunst darf „uber-zeichnen“.
Die Bilderschau ist der Beginn einer rund 20-minütigen Kunst-Performance, die an diesem Tag vor der Uber-Arena aufgeführt wird. Auf der Leinwand folgen nun weitere negative Bilder, diesmal aber mit klaren Fakten, was Uber und andere marktbeherrschende Plattformen verursachen: Einsamkeit, das Aussterben kleiner Geschäfte etc.
Dann folgt ein Theaterstück. Ohne Worte, nur Pantomime, gespielt von Taxifahrern, aber in einer Intensität, die viele vorbeischlendernde Passanten fasziniert stehen bleiben lässt.
Urplötzlich tauchen Sträflinge mit Eisenkugeln an den Füßen auf, verhüllt mit Masken, auf denen ein großes U prangt. Sie bewegen sich im Zeitlupentempo auf ein Taxi zu, das völlig vermüllt ist.
Die Sträflinge ziehen das Taxi hinter sich her, als würden sie es vollends in den Abgrund schieben wollen.
Doch dann werden die gestreiften Ubers in die Knie gezwungen. Bunte, tanzende Gestalten tauchen auf und reißen den Müll vom Taxi weg.
Jetzt wird ein Taxifahrer sichtbar, der im Taxi an sein Lenkrad angekettet ist.
Sie reißen die Fahrertüre auf und befreien den ans Lenkrad geketteten Taxifahrer.
Der Fahrer jubelt und fährt anschließend weg: leise (weil elektrisch) und sauber (weil befreit vom Müll). „Taxi ist Kultur“ steht an der Seitentüre. Und im Hintergrund auf der Leinwand ist der neue Name einer gekauften Hauptstadt zu lesen: „Uberlin“.
Die geistigen Urheber dieser Performance sind die beiden Taxiunternehmer Stephan Berndt und Irene Jaxtheimer (auf dem folgenden Bild rechts) sowie der Taxi-Soziallotse Klaus Meier (links). Ihre Botschaft ist klar: Das Taxi lässt sich nicht unterkriegen! Nach der gelungenen Performance sprachen sie in einem Taxi sitzend gemeinsam mit Jerome Kirschkowski, auf dessen Konto viel Arbeit hinter den Kulissen geht, mit Taxi Times. Das Interview wird in einem späteren, ausführlicheren Bericht veröffentlicht. Auch Hermann Waldner, Vorstand von TaxiDeutschland Berlin e.V. und Geschäftsführer von Taxi Berlin TZB und begeisterter Zuschauer, hat sich hinterher in einem Interview geäußert (auf dem Taxi-Times-YouTube-Kanal zu sehen). Waldner hatte als Sponsor die Kosten für die Performance getragen hat, wie bereits beim Taxi-Filmfest auch schon. jh
Vorstand von Taxi Deutschland Berlin e.V
Gruppenfoto mit Teilnehmern und Helfern
Alle Fotos: Taxi Times
Dieser Protest finde ich ist nicht primär ja nicht einmal sekundär im Angesicht der Festpreise und fehlende Mindestpreis für MW und das verschwinden der Taxihalten!
Danke für Ihren Kommentar, Murat. Die Stärke des Taxigewerbes ist es, dass es in der Lage ist, nützliche Maßnahmen parallel zueinander zu veranstalten.