Als Hauptsponsor des Bundespresseballs dominierten Mietwagen den Vorplatz des Brandenburger Tors. Die Taxi-Kultur-Gruppe setzte ein Gegenzeichen – unter anderem mit einer neuen Video-Performance.
Dieses Jahr war die optische Präsenz des Fahrdienstanbieters Ubers beim Bundespresseball noch dominanter als 2023. Der Pariser Platz, Vorplatz des Brandenburger Tors und des noblen Hotels Adlon, in dem das Event mit den rund 2.500 hochrangigen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur stattfand, war am Freitagabend voller glänzender Limousinen mit Uber-Türreklame und einigen Staatsschutz-Fahrzeugen. Die Taxi-Ladeleiste vor der Hoteltür wurde für Taxis verboten, um überall Platz für Uber-Mietwagen, Bundestags-Fahrdienst-Limousinen und Staatsschutz-Karossen zu haben.
Schon im letzten Jahr hatte Uber als Hauptsponsor des Bundespresseballs glänzen dürfen; das Taxigewerbe hatte protestiert und an das Verantwortungsbewusstsein der Journalisten appelliert, die sich zur Bundespressekonferenz zusammengeschlossen haben und jährlich das Medienereignis verantworten. Die Reaktion war Gleichgültigkeit. Dabei werden das Taxigewerbe und auch Taxi Times nicht müde, immer wieder zu betonen, dass das Geschäftsmodell von Uber auf Rechtsverstößen beruht. Wiederholt hatte man die Veranstalter auf die unseriösen Geschäftsmodelle der Plattformanbieter aufmerksam gemacht. Unrühmlicher Höhepunkt: Ein Datenabgleich zwischen Uber und anderen Plattformdienstleistern mit der Aufsichtsbehörde LABO hatte ergeben, dass jedes vierte Fahrzeug, das bei den Vermittlern angemeldet ist, ohne gültige Lizenz unterwegs ist. Uber vermittelt also auch illegale Mietwagen. Doch anstatt dass Politik und Presse darauf reagieren, feiern sich lieber selber und geben ungeachtet aller Bedenken Uber eine große mediale Bühne.
Doch die Taxibranche wird nicht müde, auf diese Missstände wieder und wieder hinzuweisen. Dadurch, dass der Pariser Platz an jenem Freitag im April weitgehend für die Öffentlichkeit gesperrt war und gegenüber des Hotels nur eine schmale Fußgängergasse auf der Nordseite frei blieb, mussten die Passanten auf dem Weg zwischen dem Brandenburger Tor und dem Boulevard Unter den Linden an dem warmen Frühlingsabend nahezu zwangsläufig an der Leinwand vorbei, die von der Berliner Taxi-Kultur-Gruppe dank finanzieller Unterstützung von Taxi Berlin aufgebaut worden war, um gegen Uber zu protestieren – so wie beim Kunst-Event am Platz der Schwarzarbeit (offiziell „Uber-Platz“) am 22. März, das eine gewisse mediale Beachtung fand und von vielen Seiten gelobt wurde, beispielsweise von BVTM-Geschäftsführer Michael Oppermann. Auch der Taxi- und Mietwagenverband Deutschland e. V. (TMV) solidarisierte sich in einer Pressemeldung: „Was kommt nach der Uber-Arena, der Uber Eats Music Hall und dem Uber Platz als nächstes?“, fragte TMV-Hauptgeschäftsführer Patrick Meinhardt. Der Berliner Senat dürfe den Verdrängungswettbewerb mit Dumpingpreisen von Uber und Co. gegen das seriöse Taxigewerbe und die schleichende Landnahme unseriöser Beförderungsunternehmen im Stadtbild der Bundeshauptstadt nicht länger hinnehmen. „Sonst wird demnächst aus der Berlinale die Uberlinale“, warnte Meinhardt in Anlehnung an eines der teils provokanten Bilder aus der Video-Präsentation.
Am 12. April zeigte das Gewerbe erneut, dass es gegen den unlauteren Wettbewerb protestieren kann, ohne nur zu demonstrieren und zu hupen, sondern auch mit kreativen Aktionen. Währenddessen passierten laufend Mietwagen und einige Taxis den Platz und brachten Gäste zum Hotel Adlon. Wie schon zur Berlinale und am ersten Tag der Umbennung der Uber-Arena lief der Uber-Protest auch diesmal wieder künstlerisch ab. Gezeigt wurde auf einer Videoleinwand sowohl der Filmzusammenschnitt der Performance vom 22. März als auch eine neu erstellte Video-Aufklärungsschau zu Uber als Sponsor des Bundespresseballs – mit dem Brandenburger Tor als Hintergrundkulisse.
Die Fahrer der vielen Uber-Fahrzeuge, die sich während des Bundespresseballs – und damit während der neuen Performance der Taxi-Kultur-Gruppe – auf dem Pariser Platz bereithielten, saßen entweder in ihren Autos oder unterhielten sich. Gegenüber der Vorführung, die für viele der Fahrer unübersehbar war, verhielten sie sich größtenteils unbeteiligt und sahen nicht hin.
Dafür konnte ein Taxivetreter im Hotel Adlon bei einigen Gästen das „Problem Uber“ ansprechen. Er stieß dabei auf viel Verständnis und das Bekenntnis, dass man zum Taxigewerbe halten würde. Doch nur zwei Minuten später konnte der Taximann im Adlon dann beobachten, wie sich diese verbalen Taxi-Unterstützer anschließend in die Uber-Lounge begaben, um sich am dortigen Buffet satt zu essen. Getreu dem alten Sprichwort: „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe“. ar
Fotos: Axel Rühle
… ach, hört doch auf, hier ein bisschen Kosmetik treiben zu wollen, man hätte denen schon vor zehn Jahren einfach die App abschalten sollen – in einem Rechsstaat wäre das geschehen -,denn es war von Anfang an klar, dass hier eine Digital-Mafia an der Arbeit ist, die sich einen Scheiß um irgendwelche Gesetze, Ordnungsrahmen oder Gerichtsurteile kümmert und es sogar noch schafft, die justiziablen Praktiken auf die sogenannten Mietwagen zu übertragen. Jetzt geht es wohl nur noch um ein wenig Schadensbegrenzung, nachdem das gesamte Gewerbe auf dem letzten Loch pfeift. Gratulation! Verhandelt weiter schön, bis dann der Übersensenmann alles abgemäht hat.
Entschuldigung, aber das ist uns zu depressiv. Wenn Sie die Taxi-Times-Bereichte seit 2014 zurückverfolgen, dann werden Sie sehen, dass seitens des Gewerbes seit zehn Jahren regelmäßig jede mögliche Form bemüht wurde, um juristisch Uber zu stoppen. Mit der ursprünglichen Uber-App ist das auch gelungen, sonst würden hier nämlich auch Privatwagen fahren. Ihre sarkastische Gratulation ist hier also deplatziert. Es ist eben auch ein Wesen eines funktionierenden Rechtsstaats, dass Urteile auch stets die Möglichkeit bieten, am bisherigen Modell etwas zu ändern und dann beginnt der Beweis einer möglichen Verfehlung leider wieder von vorne. Das ist juristisch ein Kampf gegen Windräder.
Sehr schön – vielen Dank den Machern. Bitte nicht Müde werden. Mit dem Kultur-Hebel in der Gesellschaft ansetzen ist wahrscheinlich effektiver, als Zeitungsartikel. Denn aus irgendwelchen Gründen fahren die Leute auf dem kriminellen Weg weiter.
Sie verteidigen Uber?? Die haben an ihrem Geschäfts (Betrugs-) Modell etwas geändert?? Es fahren keine Privatfahrzeuge als Pseudo-Taxis in der Stadt herum?? Jeden Tag kann man in der Stadt beobachten, dass mit Privatfahrzeugen Personenbeförderung betrieben wird, Leute ahnungslos in irgendwelche von Uber vermittelten Kleinwagen einsteigen, die nicht einmal eine gefälschte Mietwagenkonzession vorweisen könnten; und das ist nur dadurch möglich, dass Uber sich als Behörde geriert (und mithin den Rechtsstaat aushebelt) und hinter einer anwaltlich errichteten Firewall eine mafiöse Schutzgelderpressung lanciert (Was ist eigentlich deren Dienstleistung? Dass im offen Feld der Ahnungslosen man mal eine Software benutzen darf?) Offenbar ist Uber juristisch nicht beizukommen, wie ja die nicht umgesetzten Gerichtsurteile belegen. Was aber dann? Windmühlengejammer?
Bezahlt jetzt Uber auch wie in Australien eine Entschädigung an Taxen sowie eine höhere Strafe für z. B. Vermittlung an nicht Konzessionierte Fahrzeuge ?