Die Stadtverwaltung setzt bei den Sommerspielen 2024 in Paris auf Linienverkehr und Taxis, die exklusiven Zugang zu abgesperrten Gebieten erhalten. Alles ist akribisch organisiert, auch für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste.
In vier Wochen werden sich Sportler, Zuschauer und Touristen auf den Weg nach Paris machen, um die Olympischen Sommerspiele vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 zu besuchen. Sie werden den Pariser Taxiservice bis zum Äußersten auslasten, da Linienverkehr und Taxis eine wichtige Rolle dabei spielen werden, diese Olympischen Spiele in Paris mobil zu machen. Die Stadtverwaltung hat sich vorgenommen, private Fahrzeuge aus der Innenstadt fernzuhalten. Da es der typische Urlaubsmonat für die Einheimischen ist, werden einige Pariser ihre Stadt verlassen haben, und ihre Plätze werden von den vielen Touristen eingenommen, die wegen der Attraktionen der Stadt und der Olympischen Sommerspiele in die „Stadt des Lichts“ strömen.
Einzigartig für diese Spiele sind viele der Olympischen Sportstätten im Zentrum von Paris, was zu täglichen Änderungen der Sperrungen von Straßen und Arealen führt. Die 20.000 Fahrzeuge starke Pariser Taxiflotte hat die Pole-Position bekommen: Die Taxis bekommen Exklusivzugang zu den gesperrten Straßen. „Taxis – nicht PHVs (Mietwagen) – werden einen einzigartigen Zugang zu den reservierten Fahrspuren haben“, sagt Armand Joseph-Oudin, stellvertretender Geschäftsführer von Paris‘ größter Taxizentrale Taxis G7 (die 10.000 der 20.000 Taxis der Stadt und 4.500 weitere in anderen Teilen Frankreichs steuert).
Die Pariser Taxibranche ist auf eine Neuheit in diesem Sommer ungemein stolz: eine Flotte von rund 1.000 rollstuhlgerechten Taxis, von denen G7 bereits über rund 600 dieser angepassten Fahrzeuge verfügt, alle mit Rampen, nicht mit Hebebühnen. „Die Mehrheit der Fahrzeuge sind Ford Tourneo Connect oder Volkswagen Caddy“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer von G7. „Es war eine große Herausforderung, diesen Stand zu erreichen. Die Pariser Taxiflotten haben diese Spezialfahrzeuge, die mit staatlicher Unterstützung erworben wurden, seit etwa einem Jahr zu ihren Flotten hinzugefügt. Diese Taxis werden das olympische Erbe für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sein.“
Zur Verkehrssituation fügte Joseph-Oudin hinzu: „Aufgrund der täglichen Änderungen auf Straßen und in den Gegenden um die olympischen Sportstätten wird die Situation für unsere Taxifahrer sehr komplex sein. Wir werden sie täglich auf den neuesten Stand bringen und sie mit E-Learning-Modulen, erweiterten Dispositions-Teams und speziellen Treffpunkten rund um Sportstätten unterstützen. Das ist besonders wichtig für unsere rollstuhlgerechten Fahrzeuge, die über einen speziellen Dispatch-Dienst verfügen. Dennoch möchten wir alle unsere Fahrer jederzeit bestmöglich unterstützen.“
Sind die Pariser Taxiflotten Teil der organisatorischen Bemühungen vor Ort, wenn es um die Olympischen Spiele und die Mobilität geht, wollte Taxi Times von dem Französischem Taxichef wissen: „Es gibt keine spezielle Organisation, wenn es um die Koordination der Mobilität während dieser Zeit geht. Es gibt regelmäßige Treffen, an denen das Taxigewerbe teilnimmt, und bei denen jeder Teil der Stadt vertreten ist. Die Polizei ist für alle verkehrsbeschränkten und gesicherten Zonen wie die Zufahrten zuständig. Erwähnenswert ist, dass unsere Taxistände in diesen Zonen ‘neutralisiert’ werden. Wir können sie nicht nutzen, weil die Polizei den Verkehr einschränken möchte, um die Fußgänger in der Gegend zu schützen. In der Nähe werden vorübergehende Ersatz-Taxistände zur Verfügung stehen. Das Büro des Bürgermeisters ist für alles außerhalb der Zonen verantwortlich. Bedenken Sie, dass Mobilitätsprobleme mit 13 Sportstätten im Zentrum von Paris – im Grunde sind nur Fahrräder, öffentliche Verkehrsmittel und Taxis erlaubt – eine Herausforderung darstellen. Das Zentrum von Paris ist viel kleiner als beispielsweise das von London“, erläutert Armand Joseph-Oudin. „Andere Veranstaltungen finden im größeren Pariser Gebiet statt und Pariser Taxis bedienen das gesamte Paris Stadtgebiet. Zum Beispiel für Veranstaltungen in La Défense, dem Pariser Geschäftsviertel, das leicht mit dem Taxi zu erreichen ist. Oder Versailles oder das Stade de France, beide innerhalb einer halben Stunde mit dem Taxi erreichbar und viel näher als der Flughafen Charles de Gaulle.“ Pariser Taxis können die Sonderzonen befahren, entweder, weil sie aus dem verkehrsbeschränkten Gebiet bestellt wurden – eine Reservierung ist immer erforderlich –, oder weil sie Fahrgäste in diese Gebiete befördern. Passagiere müssen einen Ausweis und eine Berechtigung für die Fahrt in die Sonderzonen vorlegen.
Doch wie seiht es mit dem Taxitarif aus? Die Taxijournalistin Hélène Manceron, Herausgeberin und Redakteurin von Frankreichs führendem Taximagazin „100 % Taxis“, stellte kürzlich in ihrem Leitartikel die Frage, warum die Taxibranche keinen „Olympiabonus“ erhält, wie ihn anscheinend jedes Unternehmen in Paris (insbesondere Hotels, Bars und Restaurants) durch die Erhöhung seiner Preise zugebilligt bekommt.
Nicht so die Taxibranche. „Werden Sie während der Olympischen Spiele arbeiten?“, fragt Manceron einen Taxifahrer. „Das weiß ich noch nicht“, antwortet er. „Ich werde sehen, wie der Verkehr organisiert wird. Uns werden Besucherströme versprochen, aber wenn ich nicht arbeite, werde ich zu wenige Fahrten pro Tag machen, um über die Runden zu kommen. Das Taxi ist nicht wie die privaten Mietfahrzeuge (PHV), die ihre Preise einfach erhöhen, sobald Nachfrage besteht. Wir werden bei den Olympischen Spielen keinen Bonus bekommen.“
Auf die gleiche Frage von Taxi Times an den stellvertretenden Geschäftsführer von G7 antwortet dieser lächelnd: „Les tarifs? Die Fahrpreise? Taxiunternehmen haben zu diesem Thema mit den örtlichen Behörden Gespräche geführt, aber unser Vorschlag wurde nicht angenommen.“ Werden alle Pariser Taxifahrer, die während der Olympischen Spiele benötigt werden, um die Stadt in Bewegung zu halten, dennoch arbeiten? „Was unsere Organisation betrifft, gaben 80 bis 85 Prozent der Fahrer an, dass sie in dieser Zeit arbeiten wollen. Die meisten Fahrer haben ihren Urlaub an „Paris 2024″ angepasst.“
Bereitet man sich also auf extrem stressige Tage vor? Armand Joseph-Oudin scheint die bevorstehende Aufgabe zu genießen: „Im Moment herrscht eine sehr positive und anregende Atmosphäre im Unternehmen. Nein, ich würde sogar sagen, begeistert. Dieses Projekt und diese Zeit sind eher herausfordernd als stressig. Es ist ein ziemlich großes Projekt, für das wir unsere App angepasst und neue Funktionen hinzugefügt haben, um unseren Service weiter zu verbessern. Was die Unterstützung unserer Fahrer betrifft, haben wir die Kommunikation mit ihnen noch weiter verbessert und viele Abholpunkte in den speziellen Bereichen geschaffen, in denen Veranstaltungen stattfinden. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, unseren Kunden und insbesondere unseren Rollstuhlfahrern den besten Service zu bieten.“ wf
Ein weiterer Teil des Interviews mit Joseph-Oudin zum Wettbewerb mit Uber & Co. erscheint in einer gesonderten Meldung.
Fotos: Taxis G7 Paris