Eine zukunftsgerichtete und serviceorientierte Taxibranche muss ohne Wenn und Aber bargeldlose Zahlungen akzeptieren. Für eine flächendeckende Akzeptanz können Mehrwagen-Betriebe und Taxizentralen sorgen sowie technische Features, die eine automatisierte Integration des Trinkgelds ermöglichen.
Mitte Juli hatten sich rund 30 Taxiunternehmer und Verbandsfunktionäre in einem malerischen oberbayerischen Kurort zu einer „Denkfabrik“ (Think Tank) getroffen, bei der über Ideen und Anstöße für ein zukunftsfähiges Taxi diskutiert wurde. Ein heißes Thema war dabei ein Dienstleistungsbereich, der aufgrund der technischen Weiterentwicklung der dafür notwendigen Geräte heutzutage eigentlich selbstverständlich sein sollte: Die Akzeptanz von bargeldlosen Zahlungen am Ende einer Taxi- oder Mietwagenfahrt. Was für viele eine Selbstverständlichkeit ist, wird von leider immer noch viel zu vielen anderen kategorisch abgelehnt.
Deren Credo „Nur bares ist wahres“ ist heutzutage in etwa noch so zeitgemäß, als wenn man seine Fahrgäste noch in W 123-er Dieselmodellen ohne Turboantrieb chauffieren würde.
Die Argumente der Kartenzahlungs-Verweigerer, solche Zahlungen seien viel zu umständlich und würden außerdem kein Trinkgeld bringen, sind in etwa so überholt wie der Glaube, dass Mobiltelefone für einen besseren Empfang noch eine ausziehbare Antenne benötigen.
Die Wahrheit ist: Seit Ihrer Einführung haben mobile Zahlungsterminals technisch gesehen einen großen Sprung gemacht. Heutzutage genügt ein Smartphone (das sowieso jeder dabeihat) oder eine bestimmte Armbanduhr (Stichwort Smartwatch).
Um also der bargeldlosen Zahlungsakzeptanz im Taxi- und Mietwagengewerbe flächendeckend zum Durchbruch zu verhelfen, können alle Beteiligten ihren Beitrag leisten. Bei der oben angesprochenen Think-Tank-Veranstaltung berichtete beispielsweise der Vorstand einer fränkischen Taxizentrale, dass man dort schon lange das Merkmal Kartenzahlung eingeführt habe. Gleichzeitig ist bei allen Hotels und wichtigen Firmenkunden definiert, dass dort nur solche Taxis vermittelt werden, die über ein solches Merkmal verfügen. Somit sind dann diejenigen, die keine Kreditkarte akzeptieren, von solchen Vermittlungen automatisch ausgeschlossen. Kartenakzeptanz sei in seiner Stadt daher kein flächendeckend vorhanden.
Doch nicht nur Taxizentralen können einen positiven Anreiz bieten, auch Taxi- und Mietwagenbetriebe, die Mitarbeiter beschäftigen, sollten die (technischen) Bedingungen schaffen, damit diese auch Trinkgelder im Rahmen der Kartenzahlung entgegennehmen können. Bei vielen Geräten ist ein Feld integriert, in das der Kunde den prozentualen Anteil des Trinkgelds eintippen kann. Technisch lassen sich die gewährten Trinkgelder über ein personenbezogenes Login sorgfältig aussplitten und können an die Mitarbeiter betragsgerecht ausgekehrt werden. Wer so etwas bereits praktiziert, kann längst auch die Befürchtungen widerlegen, dass man bei bargeldlosen Fahrten kein Trinkgeld bekommen würde.
Das konnte auch Jonathan Nemec bei der Think-Tank-Veranstaltung bestätigen. Nemec ist Sales-Manager eines im deutschsprachigen Raum tätigen Anbieters von Kartenterminals. Er schätzte die durchschnittliche Trinkgeldhöhe bei Kartenzahlungen auf mehr als zehn Prozent – ein Wert, der im Einzelfall noch steigt, wenn man diejenigen Zahlungen herausrechnet, wo das Trinkgeld parallel in bar gezahlt oder auf Trinkgeld verzichtet wurde.
Auch Alexander Mönch, Präsident von Free Now und ebenfalls Gast bei der Think-Tank-Veranstaltung, konnte diese Zahl für die bargeldlosen Fahrten, die über seine Plattform vermittelt werden, bestätigen. Damit widerlegten beide Kartenzahlungsprofis das Gerücht, dass Kartenzahlungen das Trinkgeldaufkommen reduzieren würden. Dies geschieht vielleicht dann und nur dann, wenn die Fahrenden sich so schwer mit der Kartenzahlung tun, dass alle Beteiligten das Thema Trinkgeld in der Folge schlichtweg vergessen vor lauter Freude, wenn es doch noch geklappt hat.
Einen kleinen Wehrmutstropfen gab es dann aber doch: Mönch wies die Teilnehmer darauf hin, dass einige größere Beratungsfirmen ihren Mitarbeitern inzwischen die Option, Trinkgelder über die Firmenkreditkarten zu gewähren, untersagt hätten. Der daraus folgende Knick sei statistisch durchaus wahrnehmbar. Hier könnte dann doch wieder der Spruch greifen: Nur bares (Trinkgeld) ist wahres (Trinkgeld). Businesskunden, die am Ende der Fahrt mit einem guten Gefühl das Taxi oder den Mietwagen verlassen, haben sicherlich noch die ein oder andere Münze in der Hosentasche, die sie dem Taxifahrer in die Hand drücken können. jh / rw
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10 % und mehr ?? Das hört sich für mich wie eine Werbeveranstaltung für Kartenleser an. Bei mir (Berlin,Nachtfahrer) geben mindestens 80% gar kein, oder nur sehr wenig Trinkgeld bei Kartenzahlung. Das ist wie im Supermarkt, Karte rauflegen, fertig. Da gibt man ja auch kein Trinkgeld. Übrigens ist es mir egal ob der Kunde mit Karte oder Bar bezahlt. Und bei SumUp zahlt man auch nur 0,9%, egal welche Karte.
Danke für diesen Leserkommentar, Uwe. Wir möchten dazu auf einen Satz aus dem Beitrag hinweisen, der sich auf die dort besprochenen Zahlungsmöglichkeiten bezieht: „Bei vielen Geräten ist ein Feld integriert, in das der Kunde den prozentualen Anteil des Trinkgelds eintippen kann.“ Ist das bei dem von Ihnen verwendeten Gerät auch möglich? Die genannte Zahl von 10 Prozent bezieht sich auf eine Auswertung dieser Funktion.
Ich kann nur bestätigen, was der Kollege sagt, auch bei mir kaum Trinkgeld bei Kartenzahlung. Aus Kostengründen nutze ich Zettle, hier muss ich den Fahrpreis selbst eingeben. Im Gegensatz zu anderen Kollegen traue ich mich nicht, den Fahrgast zu fragen, wieviel Trinkgeld ich aufschlagen soll. Ich finde, Trinkgeld sollte freiwillig kommen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass Kartenzahlung sehr oft bei ausländischen Touristen vorkommt, die sowieso nicht gewohnt sind, Trinkgeld zu geben. Bei denen bin ich schon froh, dass die überhaupt noch Taxi fahren und nicht uber nutzen. Das gleiche gilt für junge Fahrgäste.
Auch bei SumUp ist es möglich Trinkgeld einzugeben.
Und wenn der Kunde sehr zufrieden ist gibt er immer bisschen Kleingeld aus der Tasche oder sagt extra wie kann ich ihnen Trinkgeld geben wenn ich mit Karte zahlen will.
I
Trinkgeld ist sehr unterschiedlich. Aber dennoch nehme ich lieber Bargeld, da kommt alles an und die Bank verdient nicht mit.
Die Rechnung ist ganz einfach: nach wieviel Zahlungen sind 50 Euro einfach nicht mehr da wenn jeder mit Karte zahlt?
Beim Bargeld bleibt dieses erhalten…..
Da stellen wir von der Taxi-Times-Redaktion doch gleich mal eine Gegenrechnung auf: Nach wie vielen Fahrtverweigerungen wegen Nicht-Annahme von Kreditkarten ist ein Umsatzverlust von 50 Euro entstanden?
Es sind maximal 5% auf die Gesamtsumme. Es ist meisten, wie Uwe schreibt – Kunde hält die Karte, wie im Supermarkt drauf, und ist ohne Trinkgeld weg. Grund ist, es fehlt vielen genau wegen der überwiegend zum Shoppen benutzen Funktion der Karte an der Kenntnis auch Trinkgeld geben zu können. Oft kommt die verwundernde Frage, ob dieses geht. Obendrauf kommen dann die Touris, welche in ihrer Kultur kein Tringeld kennen oder geizig sind. Das kann man gut nach Nation einglieder und ich fang mal mit schwarzafrikanischen – die zählen die Cents. Spanier sind auch sehr zurückhaltend, wie auch Italiener usw. Engländer sind bei mir, gefolgt von Amis, am großzügigsten. Latinos sind auch knauserig, Türken aus D auch sehr knauserig.
Einige scheinen die unterschiedlichen Bezahlprozesse nicht ganz verstanden zu haben. Es stimmt, dass gerade bei der aktuellen Version z. B. SumUp-Geräten die Trinkgeld-Option für den Kunden eben NICHT sichtbar ist. Deshalb geben die 90 % der Kunden dann auch keines. Aber, genau darauf weist der Anbieter ja eben hin, dass der Kunde fast unumgänglich mit der Nase darauf hingewiesen wird und deshalb auch gezahlt wird. Dazu hätte ich direkt auch eine Frage, an die Kollegen, die das allerneueste SumUp-Gerät nutzen (das quadratische, mit dem schwarz/weißen Volldisplay). Das Gerät hat eine eigene SIM-Karte verbaut und ist unabhängig vom Smartphone! Soweit ich weiß, wird hier genau ebenfalls dem Kunden nun diese Funktion angeboten und das Trinkgeld ist „sicher“ ;-). Hat jemand Erfahrung damit?
Jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazugeben. Auch ich bin ein Verfechter des Bargeldes und bin mir dessen bewusst, dass ich auf Grund der Gesetzeslage verpflichtet bin, die Kartenzahlung zu akzeptieren. Finde ich im Übrigen äußerst prickelnd, dass man mir in meiner Selbstständigkeit Entscheidungen per Gesetz abnimmt. Letztendlich sollte es doch mir überlassen sein, wie und auf welche Art ich meinen Umsatz erwirtschafte. Sei es drum, ich beuge mich also den Behörden. Warum also besteht bei mir die Aversion gegenüber dem bargeldlosen Zahlungsverkehr? Das dezimierte Trinkgeld ist ein Aspekt, aber in meinen Augen noch der geringste Grund für meine ablehnende Haltung. Punkt 1 wäre da der technische Aspekt. Für die Zahlung mittels Kartensystem benötigt man funktionierendes Netz. Ist im Entwicklungsland Deutschland ja auch mit qualitativen Mängeln gut bestückt. Kein Netz, keine Möglichkeit der Zahlung mit Karte. Jaja, ich weiß, es kommt ja nicht sooo oft vor. Punkt 2 ist die Geschwindigkeit. Und zwar im Vergleich mit der Barzahlung. Kassieren, Geld wechseln, Quittung schreiben geht innerhalb von weniger als einer halben Minute. In der Zeit habe ich noch nicht einmal das Lesegerät einrichten können. Nummer 3… ja, die alten Leutchen. Wenn es mehr als 5 mal piept hinter mir ahne ich schon, die haben Probleme mit ihrer Karte, PIN oder sonstwas. Mir wurde schon die PIN angesagt, damit wir überhaupt irgendwann einmal zum Abschluss kamen. Auch nicht im Sinne des Erfinders. Was mich allerdings bei dem Kommentar des jungdynamischen Meisters Hartmann am ehesten auf die Palme brachte, war der Vergleich mit dem 123er Diesel. Junger Mann, DER ist wenigstens gelaufen!!! Und in der Zeit gab es noch richtige Taxifahrer, zu deren Dinos ich mich inzwischen zähle. Also, Ball flach halten und nicht immer nur das Neue, das vor uns Liegende sehen. Die Alten sind auch noch da, zugegebenerweise nicht mehr lange.
Es ist schon interessant, wie du fast jedes deiner Gegenargumente selbst aushebelst und dann noch die verklärte Nostalgie eines immer laufenden 123-gers belobst. An dieses Auto habe ich ganz andere Erinnerungen. Übrigens, wenn du ein moderenes Lesegerät verwendest, musst du nichts vorbereiten und kannst sofort abrechnen ;-). Vielleicht war früher doch nicht alles besser. Es handelt sich um eine klassische einseitige Sichtweise. Denn, die Annahme von bargeldlosen Zahlungsmitteln ist der Wunsch des Kunden und nicht der, einer Behörde. Der Beitrag wurde übrigens deutlich als „Werbung“ gekennzeichnet und durch redaktionelle Hinweise ergänzt. Dein Vorwurf gegen den Autor ist demnach unbegründet.