Eine Gruppe Fahrer plattformvermittelter Taxis hat in Brüssel gegen einseitige und überraschende Änderungen der Bedingungen bei Uber protestiert. Eine größere Aktion ist nächste Woche möglich.
Eine Gruppe Brüsseler App-Fahrer protestierte am Freitagmorgen vor der Zentrale von Uber Belgium an der Avenue Louis Schmidtlaan in Etterbeek. Sie bestanden auf Verhandlungen über die neuen Tarife, doch die eiserne Tür blieb verschlossen. Das Uber-Hauptquartier in Brüssel ist auf diese Art von Auseinandersetzungen mit einem eisernen Zugangstor und Gittern bestens vorbereitet. Bei diesen Auseinandersetzungen ist das Tor oftmals verschlossen.
„So läuft das immer“, sagte nach der Aktion der Gewerkschafter Martin Willems, nationaler Manager von ACV-CSC United Freelancers, der Lokalzeitung Bruzz. „Es verdeutlicht das übergreifende Problem bei Uber, egal, ob es sich um den Taxidienst oder Uber Eats handelt: Es gibt keinen Dialog.“
Eigentlich war für letzten Freitag eine größere Kundgebung geplant. Doch die fand nicht statt. Nur einige Fahrer protestierten vor dem Uber-Hauptquartier.
Der unmittelbare Grund für die Unzufriedenheit ist die Einführung einer variablen Servicegebühr für diese Woche. Die feste Standardprovision von 25 Prozent pro Fahrt, die in der Anfangszeit nur 15 Prozent betrug und die Uber abschöpft, wird durch ein flexibles System ersetzt.
Uber zieht nun 35 Prozent des Umsatzes von den interessantesten (langen) Fahrten ab, während die Gebühr für weniger lukrative Fahrten manchmal auf schmale drei Prozent begrenzt wird. „Die Fahrer können so von einer geringeren Servicegebühr für weniger attraktive Fahrten profitieren“, erklärt Uber und weist darauf hin, dass die durchschnittliche Servicegebühr weiterhin bei 25 Prozent liege. Doch Uber-Fahrer befürchten starke Einkommenseinbußen bei den attraktivsten Fahrten und sind wütend über die Änderung, die, wie üblich bei Uber, einseitig und unerwartet eingeführt wird.
„Dass die durchschnittliche Provision bei 25 Prozent bleiben würde, ist sicherlich nicht die Erfahrung der Fahrer“, sagt Willems. „Es gibt keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Wir müssen die Uber-Leute offenbar beim Wort nehmen.“
Ein zweiter Streitpunkt ist die Einführung des „Trip Radar“ im August. Mit diesem neuen Service können wartende Fahrer neben einzelnen Fahrtwünschen auch sofort eine Reihe weiterer Fahrten in ihrer App einsehen und ihr Interesse bekunden. Dies dürfte zu kürzeren Wartezeiten für Fahrgäste und Fahrer führen, argumentiert Uber.
„Allerdings führt das System zu einem gegenseitigen Wettbewerb der Fahrer und großem Stress, weil der Fahrer in wenigen Sekunden entscheiden muss“, sagt Willems. Auch international gibt es Kritik, unter anderem, weil App-Fahrer während der Fahrt im Trip-Radar stöbern und so ein Risiko für die Verkehrssicherheit darstellen. Das sind sie ohnehin, da sie während der Arbeit nahezu permanent ihr Smartphone benutzen.
Des Weiteren gibt es in Brüssel Unmut über Gruppenfahrten – auch so etwas Neues. Das Teilen eines Taxis ist zwar vorteilhaft für Fahrgäste und Umwelt, allerdings erwirtschaftet der Fahrer dadurch kein zusätzliches Einkommen. „Uber entscheidet jede Änderung einseitig; die Fahrer müssen alles akzeptieren“, fasst Willems zusammen. Uber sagt, dass nach der Einführung jeder neuen Funktion stets Feedback von den Fahrern eingeholt werde.
Die Taxifahrer und die Gewerkschaft ACV planen diese Woche neue Proteste. Die Frage ist, wie weit sie dabei gehen wollen. Am Freitagmorgen beschränkte sich ihr Protest auf einen Boykott der App zwischen 8 und 12 Uhr und die erwähnte Aktion am belgischen Uber-Hauptquartier. Am Donnerstag drohten „Demonstrationen und Blockaden, die voraussichtlich den Verkehr an verschiedenen strategischen Punkten der Stadt stören werden“, doch das machen sich auch die Taxifahrer bewusst, die in der Öffentlichkeit nicht den besten Ruf genießen. Wer Unterstützung für „harte Aktionen“ zeigt, kann verlieren. „Über die Protestaktionen für nächste Woche ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen“, sagte Willems am Freitagnachmittag.
Gleichzeitig betonte die größte (sozialistische) Gewerkschaft BTB, dass sie „auf Dialog und Zusammenarbeit mit Fahrern und Uber für bessere Arbeitsbedingungen” setzt, „während ACV sich für das Konfliktmodell entscheidet“. Die BTB bekräftigte in einer Pressemeldung, dass sie „auf Beratung setzt“ und sich für die Anliegen der Fahrer interessiere. „Wir hören uns nicht nur die Kommentare der Fahrer an, sondern überlegen gemeinsam mit ihnen, wie sich die Dinge verbessern lassen, und beraten uns dann mit Uber.” Weiter hieß es: „Wie in anderen Unternehmen auch werden nicht alle unsere Vorschläge umgesetzt, und es gibt sicherlich einige Punkte, bei denen wir große Meinungsverschiedenheiten haben. Doch durch den Dialog, den wir führen, konnten bereits Verbesserungen für die Fahrer eingeführt werden, darunter mehr Transparenz in der Übersicht über Fahrten und Bezahlung.” Die sozialistische Gewerkschaft kümmert sich offenbar vorrangig darum, neue Mitglieder zu gewinnen. In Sachen Uber scheint sie eher in einer unrealistischen Traumwelt zu leben. wf
Beitragsfoto: Wim Faber
Es haben alle gewusst was sie erwartet, einfach nicht mehr für UBER fahren.
Wenn keine Fahrer mehr da sind bricht das System UBER zusammen.
Das klingt so einfach, aber wer einfach nicht mehr für Uber fährt, hat seine wirtschaftliche Existenz verloren.
Ich weiß ja nicht wie hoch der MWSt Satz in Belgien ist. In Deutschland wären nach Gebühr und MWSt schon 54% weg, ganz schön sportlich… 🤔
Und dann noch Einkommensteuer fahrzeugkosten usw.Das ist unterirdisch
Da frage ich mich immer wieder wieso das überhaupt in Deutschland zugelassen wird wenn das ganze Wirtschaftlich nicht funktioniert.
Ist das eine Arbeitsbeschaffungmassname für Zoll und Behörden ? Die habe doch schon so viel zu tun und dann wird noch mehr Mietwagen zugelassen?
Verstehe nicht …..
Wenn die nicht mehr für UBER fahren, können ja alle weißer Taxi Fahrer werden und das Geschäft normalisiert sich.
UBER mit seine unsauberen Methoden verschwindet dann.
Dann können alle wieder Taxifahrer werden