Eine neue US-Studie belegt, dass der ausgeübte Beruf erheblichen Einfluss auf das Alzheimer-Risiko hat. Die Auswertung von knapp neun Millionen erhobenen Daten hat ergeben, dass dabei besonders eine Berufsgruppe wesentlich bessere Chancen hat, vor der Gehirnerkrankung verschont zu bleiben.
Für die Havard-Studie wurden die Sterbeurkunden von fast neun Millionen Erwachsenen ausgewertet, die in dem Zeitraum von 2020 bis Ende 2022 verstorben waren. Dabei lag der Fokus auf der Todesursache und dem ausgeübten Beruf. In der gesamten Bevölkerung wurden 3,88 Prozent der Todesfälle auf Alzheimer zurückgeführt. Dabei kamen die Forscher bei der Querschnittstudie zu dem Ergebnis, dass sowohl Taxi- als auch Krankenwagenfahrer mit nur 1,69 Prozent den niedrigsten Anteil an Alzheimer-Toten hatten. Den Grund dafür sehen die Wissenschaftler im täglichen „Gehirnjogging“ innerhalb der Tätigkeit.
Bei beiden Berufen spielen schnelle Orientierung sowie die Navigation auf bekannten und neuen Routen eine entscheidende Rolle. Das hält langfristig das Gehirn fit. Bei den Untersuchungen wurde belegt, dass bei dieser Art von „Gehirntraining“ vor allem der Hippocampus stimuliert wird und damit die Hirnregion, die bei der Demenz besonders betroffen ist. Genau dort beginnt häufig die Degeneration von Hirnzellen im Fall dieser heimtückischen Erkrankung. Wer beruflich stark seinen Orientierungssinn nutzt, beugt diesem Verfall offenbar gezielt vor und senkt dabei nachweislich das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Um zufällige Einflüsse durch andere Faktoren wie beispielsweise das Alter, Geschlecht, die Hautfarbe, der ethnische Hintergrund oder Bildungsstatus ausschließen zu können, berechnete das Havard-Team bereinigte Risikofaktoren. Dabei fiel das Ergebnis sogar noch drastischer aus.
Dieser positive kausale Zusammenhang scheint jedoch bei anderen verkehrsbezogenen Berufen wie exemplarisch Bus- und Bahnfahrern, Schiffskapitänen oder Flugzeugpiloten nicht zu bestehen. Piloten zählen mit 2,34 Prozent zu den Berufen mit der höchsten Alzheimer-Sterberate.
Vorbild der Havard-Studie war übrigens eine vorangegangene Studie unter Londoner Taxifahrern, denen „The Knowledge“ zugeschrieben wird, also eine besondere Gabe, sich im Straßengewirr der wuseligen Metropole zurechtzufinden. Diese belegte, dass die entscheidende Gehirnregion tatsächlich bei Taxifahrern aktiver ist als bei der Allgemeinbevölkerung.
Wenn man von so etwas wie „Alzheimer-Prophylaxe“ sprechen kann, dann geht es darum, neue Verknüpfungen im Gehirn herzustellen und das bis ins hohe Alter zu trainieren. Wenn das tagtäglich im Beruf möglich ist, ist das umso besser. nu
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