…dann scheint die Unterstützung des klassischen ÖPNV durch Taxis eine absolut klare Sache zu sein. Bei einer Veranstaltung des Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) wurde das ÖPNV-Taxi aus allen relevanten Richtungen beleuchtet.
Für den VVOWL ist das ÖPNV-Taxi ein echtes Erfolgsmodell. Das wurde den Besuchern einer Veranstaltung, die der VVOWL am 1. Juli im Ravensberger Park in Bielefeld ausgerichtet hatte, sehr schnell klar. Offenbar ist man sich in Ostwestfalen der vielen Vorteile bewusst, welche das Taxigewerbe dem ÖPNV zu bieten hat.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der VVOWL in zwei Städten im Kreis Gütersloh das Pilotprojekt mit dem Namen ‘flex taxi’ gestartet. Im Rahmen einer Fachtagung zog man jetzt eine erste Bilanz. Ganz besonders wurden dabei der technischen, finanziellen und rechtlichen Seite des Betriebs eines ÖPNV-Taxis viel Raum zugestanden.

Bei der Fachtagung, die am 1. Juli, also am Tag vor dem ‘Nationalen Aktionstag Taxi’ stattfand, hat man sich verschiedener Fragestellungen angenommen. So wollte man beispielsweise klären, ob in dem ÖPNV-Taxi eine Chance für eine finanzierbare Mobilität im ländlichen Raum zu sehen ist. Zudem standen auch die folgenden Fragen im Mittelpunkt:
Wie funktioniert das ÖPNV-Taxi in der Praxis? Was unterscheidet es von anderen On-Demand-Verkehren? Und wie können die verschiedenen Akteure vor Ort von diesem Konzept profitieren?
Für Stefan Honerkamp, Geschäftsführer des VVOWL, ist der Gewinn auf allen Seiten zu finden. Das Flex Taxi kann den ÖPNV entlasten und nach Bedarf eingesetzt werden, gerade auch in der Fläche, wo es möglicherweise gar keinen ÖPNV gibt oder in Bauerschaften, wo beispielsweise ohne Fahrradweg Kindern keine Sicherheit auf dem Zweirad gewährleistet werden kann.
Ein toller Aspekt ist natürlich auch die Tatsache, dass der Verkehrsverbund und der Kreis Geld einsparen, denn ein Bus, der leer über die Dörfer fährt, kann nur unrentabel betrieben werden. Ein Gewinn ist auch auf Seiten der Taxibetriebe zu sehen, denn die Fahrzeuge werden zum lokalen Taxitarif eingesetzt und die Auslastung des Betriebs kann so gesteigert werden. Im Vergleich zu früher eingesetzten Taxibussen ist ein großer Vorteil des ‘flex taxi’, dass es über die App des VVOWL gebucht werden kann und zum Bustarif fährt.

In einem ersten Podium bestätigte die Bürgermeisterin, bzw. der Bürgermeister der teilnehmenden Gemeinden, der Verkehrsdezernent des Kreis Gütersloh und Ingo Riedel, Geschäftsführer von Taxi Brandes und Pumpe, dessen Betrieb das ‘flex taxi’ in Harsewinkel durchführt, den Erfolg des Projekts. Riedel erklärte die weitläufig geltende Annahme, dass das Flex Taxi den eigenen Taxibetrieb kannibalisieren würde, als falsch: „Mit dem Flex Taxi erreichen wir ganz neue Kunden, die wir vorher nie im Taxi hatten.“
Bei einem ersten Impulsvortrag warf der Projektleiter des ‘flex taxi’ Daniel Brinckmann einen Blick zurück auf den 2019 eingeführten Taxibus, der mit einigen Nachteilen zu kämpfen hatte, die es beim Flex Taxi nicht mehr gibt. So war der Taxibus an einen Fahrplan und an die bestehenden Bushaltestellen gebunden, was keinen nennenswerten Bündelungseffekt und kaum Nachfrage mit sich brachte.

Als Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches ÖPNV-Taxi sieht Brinckmann, dass das ÖPNV-Taxi voll im ÖPNV und in dessen Tarif integriert ist. Auch ohne den wirtschaftlichen Vorteil, der durch die Nutzung von vorhandenen Ressourcen entsteht, sind die Vorteile vielfältig. Gemeinsam mit nbsw, dem Nahverkehrsplanungsbüro aus Heidelberg und der Kanzlei BBG hat man ein Konzept erarbeitet und das ‘flex taxi’ ins Leben gerufen.
Und eben diese Partner haben einen großen Anteil daran, dass das ÖPNV-Taxi so schnell umgesetzt werden konnte. Zum einen hat man mit der Kanzlei BBG einen Weg gefunden, wie man auf zeitraubende Ausschreibungen verzichten kann und wie stattdessen das Vergaberecht zur Anwendung kommt. Im Vortrag von Dennis Steinke (BBG) war der Hinweis besonders interessant, dass das ÖPNV-Taxi zwar einen On-Demand Verkehr anbieten kann (Bestellung muss immer mindestens 30 Minuten vor Fahrtwunsch erfolgen), aber strenggenommen nicht mit dem bekannten On-Demand Fahrtdiensten, wie Clever-Shuttle, Isartiger und Co., zu vergleichen ist.
Taxibetriebe, die Teil des ‘flex taxi’ sein möchten, benötigen lediglich eine Taxikonzession und müssen die regulatorischen Vorschriften des Taxirechts einhalten. Die Anwendung des ÖPNV-Tarifs wird diskriminierungsfrei mit den Taxibetrieben vereinbart. Ohne Ausschreibung kommt das Konzept beispielsweise auch aus, da grundsätzlich alle Taxibetriebe vor Ort an dem Projekt teilnehmen dürfen und auch die Fahrten gleichmäßig zugeteilt werden.
Wenn sie wissen wollen, wie darüber entschieden wird, wann das ‘flex taxi’ eine Fahrt übernimmt und wann den Fahrgästen der Bus zugewiesen wird, dann lesen sie hier weiter (Beitrag erscheint in Kürze). sg
Beitragsfoto: Das ‘flex taxi’ wird derzeit im ostwestfälischen Verl und Harsewinkel erprobt. Foto: Taxi Times








