Heute haben in München die Uber-Partner gegen die geplante Einführung von Mindestentgelten demonstriert. Doch ihre Argumente sind so offensichtlich falsch, dass sich jetzt sogar ein Player aus dem eigenen Lager eingeschaltet hat.
Mit einer Demofahrt durch München versuchen derzeit einige Partner der Plattformen Uber und Bolt, Druck auf die Stadtverwaltung auszuüben. Diese plant die Einführung von Mindestbeförderungsentgelten (MBE) für Mietwagen. Die entscheidenden Sitzungen stehen nächste Woche an. Die Stadt solle den „Preiswahnsinn“ stoppen, fordern die Uber-Partner und „Mobilität für alle“.
Hinter den Demo-Organisatoren steckt letztendlich der Plattformvermittler Uber, und dessen Geschäftsmodell ist es, mit Dumpingpreisen möglichst viele Fahrten für die Partner zu generieren, denn bei jeder Fahrt verdient Uber eine Provision von im Schnitt mehr als 20 Prozent des Fahrpreises.
Wer dabei nicht verdient, sind die Uber-Partner, die als selbstständige Mietwagenunternehmen zu den niedrigen Preisen fahren müssen. Wer kann das besser beurteilen als ein Fahrdienstanbieter, der seit Jahren im Haifischbecken der Mietwagenvermittlungen mitgeschwommen ist, sich nun aber nach und nach aus der Mietwagenvermittlung zurückzieht und sich auf die Taxiseite schlägt?
Die Rede ist von Free Now, in deren App je nach Stadt nun wieder bevorzugt Taxibuchungen angeboten werden. Der Grund ist für Alexander Mönch, Präsident von Free Now, eindeutig: „Wenn mit Schlupflöchern gearbeitet wird – etwa durch Schein-Betriebssitze oder die Umgehung der Rückkehrpflicht – dann verliert die Branche ihre Glaubwürdigkeit.“
Genau diese Schlupflöcher und der daraus resultierende regelmäßige Verstoß gegen geltendes Recht war auch das Ergebnis diverser Betriebsprüfungen, die von der Münchner Aufsichtsbehörde während der letzten Jahre durchgeführt worden waren. Bei 59 von 60 Fällen waren Verstöße festgestellt worden – angefangen vom Nicht-Einhalten der Rückkehrpflicht über fehlende Auftragseingangsaufzeichnungen bis hin zu Umgehungen des Mindestlohngesetzes. Letzteres moniert beispielsweise auch der Taxiverband München (TVM). Er rechnet vor, dass die Uber-Fahrer rechnerisch über elf Stunden arbeiten müssten, um auf acht Stunden Mindestlohn zu kommen.
Für Free Now waren genau dies die Gründe, der Mietwagenbranche den Rücken zu kehren: „Ein Geschäftsmodell, das dauerhaft im Graubereich oder unterhalb der Wirtschaftlichkeit arbeitet, ist nicht tragfähig.“
Auch zu den Propaganda-Parolen, mit denen die heutige Demo der Uber-Fahrer untermauert war, gibt es deutlichen Widerspruch seitens Free Now: „Mindestpreise sind kein Angriff auf Innovation – sie sind eine Grundvoraussetzung für fairen Wettbewerb und soziale Nachhaltigkeit. Wer Mobilität verantwortungsvoll organisieren will, kommt daran nicht vorbei,“ sagt Mönch. Und weiter: „Mindestpreise sichern das Fundament eines gesunden Mobilitätsmarktes. Ohne faire Untergrenze ist der ruinöse Preisdruck vorprogrammiert – mit Folgen für Fahrer, Fahrgäste und Städte.“
Wie schon vorher der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM) und der Taxiverband München (TMV) stärkt auch Free Now der Stadt mit ihrer Entscheidung pro Mindestbeförderungsentgelt den Rücken: „München kann jetzt zeigen, wie man verantwortungsvoll mit digitalen Mobilitätsplattformen umgeht – nicht durch Verbote, sondern durch faire Spielregeln. Taxis sind Teil der städtischen Grundversorgung – genau wie Bus und Bahn. Wenn wir diesen Sektor kaputtsparen oder aus dem Gleichgewicht bringen, trifft es am Ende alle: mit schlechterem Service, weniger Verlässlichkeit und wachsender sozialer Spaltung.“
Falls München tatsächlich MBE einführt, wäre man zwar nicht die erste Stadt (es gibt sie bereits in Leipzig, dem Landkreis Lörrach und ab 1. August auch in Heidelberg). Doch die bayerische Landeshauptstadt wäre die erste Millionenstadt, die diesen Schritt geht, weshalb es für Free Now auch nicht nur eine lokale Entscheidung wäre, sondern ein Signal: „Viele Städte in Deutschland schauen genau hin, was hier entschieden wird.“
Die Argumente von Uber und Bolt, dass man mit Mindestpreisen für Mietwagen den Münchner Bürgern die Möglichkeit der günstigen Mobilität nimmt, kontert Free Now mit den Ergebnissen einer Umfrage, die vom Institut Civey in der ersten Juni-Hälfte 2025 unter Münchens Bürgern durchgeführt worden war.
67,7 % der Befragten fordern demnach transparente und verlässliche Preise für Fahrerinnen und Fahrer – bei den App-Nutzenden liegt der Wert mit 85,9 % sogar noch deutlich höher. Diese gewünschte Preistransparenz ist ein Generationenkonsens, wie die Umfrage-Ergebnisse zeigen: „Der Wunsch nach fairen und nachvollziehbaren Preisen zieht sich durch nahezu alle Altersgruppen. Besonders stark ausgeprägt ist er bei den 30- bis 39-Jährigen, von denen 93,4 % eine transparente Preisgestaltung bei Fahrdiensten als wichtig erachten. Auch Menschen über 40 Jahren zeigen sich überzeugt – mit Zustimmungswerten von über 70 %. Selbst unter den über 65-Jährigen befürworten 62,5 % Preisklarheit. Somit steht München also hinter einer fairen Bezahlung – auch wenn es mehr kostet.
Eine deutliche Absage gab es auch an das Uber-Surge-Pricing-Prinzip, das für horrende Preisauswüchse nach oben in Zeiten starker Nachfrage sorgt. „Insbesondere bei hoher Nachfrage wünschen sich viele ein Ende intransparenter Preisfluktuationen“, brachte die Umfrage hervor. „Selbst 85,9 % der aktiven App-Nutzer:innen sprechen sich für transparente, verlässliche Preise aus – also jene, die von Preisschwankungen am meisten betroffen sind“, konkretisiert ein Free-Now-Sprecher gegenüber Taxi Times.
Auf all diese Fakten können sich die Münchner Stadtratspolitiker getrost stützen, wenn sie nächste Woche über die Einführung von Mindestbeförderungsentgelten stimmen. „München hat jetzt die Chance, ein faires und zukunftsfähiges Modell für urbane Mobilität zu etablieren“, hofft Alexander Mönch. „München kann hier zeigen, dass Regulierung nicht Rückschritt, sondern Verantwortung bedeutet, und seiner angesehenen Reputation gerecht werden.“ jh
Beitragsfoto: Free Now









Liebes Taxi Times Team, Uber und Bolt stehen für moderne, flexible und kundenfreundliche Mobilität – ein echter Fortschritt gegenüber dem veralteten Taxisystem. Die Kritik an den Plattformen greift oft zu kurz und blendet die Vorteile für Fahrgäste und Fahrer völlig aus.
Warum Uber & Bolt sinnvoll sind:
Sie machen Mobilität günstiger und zugänglicher – gerade für Menschen mit geringerem Einkommen.
Die Apps bieten volle Transparenz: Preis, Fahrerprofil, Ankunftszeit – alles vorab ersichtlich.
Der Service ist zuverlässig, rund um die Uhr verfügbar und benutzerfreundlich.
Das Bewertungssystem fördert Qualität und Sicherheit.
Sie schaffen flexible Arbeitsmöglichkeiten – besonders für Menschen, die sich nicht an starre Arbeitszeiten binden können.
Und Taxis?
Feste Tarife verhindern jeden Preiswettbewerb – unabhängig von Strecke oder Nachfrage.
Es gibt keine Preisinformation im Voraus und kaum Digitalisierung.
Die Verfügbarkeit ist oft schlecht, besonders abends oder in Randlagen.
Viele Fahrer klagen selbst über schlechte Bedingungen, trotz Regulierung.
Das System ruht sich zu sehr auf staatlichem Schutz aus, statt sich weiterzuentwickeln.
Fazit: Uber und Bolt bieten echte Wahlfreiheit. Statt Plattformen mit Mindestpreisen auszubremsen, sollte die Politik faire und transparente Regeln schaffen, die Wettbewerb ermöglichen und gleichzeitig soziale Standards sichern. Denn moderne Mobilität braucht Innovation – nicht Rückschritt.
Danke für diesen Kommentar. Alles, was sie hier bei den Vorteilen für die Plattformen aufzählen, gilt auch für das Taxi. Es ist ein wenig schade, dass Sie dies beim Taxi bisher noch nicht kennenlernen konnten. Es geht auch nicht darum, dass es keine Plattformvermittler mehr geben soll. Es geht lediglich darum, dass eine Preisuntergrenze geschaffen werden muss, damit Sozialdumping und systematischer Rechtsbruch nicht mehr möglich sind. Übrigens auch zum Schutz für sie, dem Fahrgast! Wenn das gegeben ist, bleibt immer noch genug Spielraum für Wettbewerb, dann aber ein Wettbewerb auf Augenhöhe. Und wenn dann das Taxi in etwa das gleiche kostet wie ein Mietwagen, können sie trotzdem noch frei wählen, mit wem sie fahren. Wenn dann Uber und Bolt immer noch die bessere Alternative ist, dann soll es so sein. Wenn es aber nicht mehr nur der Preis sein wird, der bei der freien Wahl ausschlaggebend ist, dann wäre das für Sie auch mal die Gelegenheit, das Taxi in seiner heutigen Form kennenzulernen:
– Mit vorab, innerhalb eines Tarifkorridors festgelegten Festpreisen.
– mit klarer Preisansage im Voraus und per App bestellbar, übrigens egal wo in Deutschland
. jederzeit verfügbar, weil Taxis eine 24/7 Betriebspflicht haben
– mit Fahrern, die nach gesetzlichen Bestimmungen entlohnt und nicht ausgebeutet werden
Übrigens ist das Taxi als Teil des ÖPNV definiert, aber die einzige Verkehrsart innerhalb des ÖPNV, die nicht staatlich subventioniert wird.
Ich bin seit über 20 Jahren Taxiunternehmer und kenne die Auftragslage, die Bezriebskosten und die Marge.
Wenn die Fahrten der Mietwagenvermittler also weit unter dem Taxipreis angeboten werden, von dem geringen Erlös noch eine Vermittlungsprovision gezahlt werden muss und durch die gesetzlich vorgeschriebene Rückkehr zum Betriebssitz zusätzlich viele Leerkilometer und ineffizient Arbeitszei anfallen liegt es auf der Hand m, dass sich das nicht rechnet. Das haben Prüfungen der Behörden ja auch bundesweit aufgedeckt und jetzt wird gegen diese Verstöße vorgegangen. Durch Verstöße gegen das Mindestlohn- und Arbeitszeigesetz sowie die Rückkehrpflicht werden durch illegale Verhaltensweisen Kosten gesenkt, die Fahrer:innen um ihren Lohn betrogen und die Gesellschaft durch Sozialbetrug und Aufstockungsleistungen unmötig belastet.
Wenn das Alles so legal, gesetzeskonform und gewinnbringend ablaufen würde, gäbe es kein Problem mit Mindestfahrpreisen und die Behörden hätten nicht zigtausende Gesetzesverdtösse festgestellt. Gleiches Spiel bei gleichen Regeln, dann ist ein fairer Wettbewerb willkommen.
Oha, lieber Christoph! Sie lehnen sich weit aus dem Fenster. Das ist natürlich ihr gutes Recht. Aber der Faktencheck zu ihren Punkten unter „Und Taxis?“ fällt nicht so gut aus. Wäre schön, wenn sie diesbezüglich ihre Thesen noch korrigieren könnten. Kleine Hilfestellung: Natürlich gibt es bei Taxen einen komplett legalen alltäglichen Preiswettbewerb, da die festen Tarife bei unzähligen Städten und Gemeinden schon ab dem Ortsschild enden. Als Fahrer bin ich sogar gesetzlich verpflichtet, dem Fahrgast bei Fahrten über das Pflichtfahrgebiet hinaus vorab eine Preisverhandlung anzubieten.
@Redaktion: Die 7%MWST sind doch schon eine Subvention. Bei „Mövenpick“ haben wir damals auch alle empört „Subvention!“ gebrüllt….
@Oliver: Willst du wirklich für alle die „gleichen Regeln“?
Hinweis: Taxis sind NICHT verpflichtet, dem Fahrgast eine Preisvereinbarung anzubieten. Wenn nicht verhandelt wird, gilt der Taxameterpreis! (Fahrten außerhalb des Pfichtfahrgebietes betreffend.
Hallo Besser Wisser.,
BOKraft §37 ist da sehr eindeutig: …..(3)“….. hat der Fahrzeugführer den Fahrgast vor Fahrtbeginn darauf hinzuweisen, daß das Beförderungsentgelt für die gesamte Fahrtstrecke frei zu vereinbaren ist. Kommt keine Vereinbarung zustande, gelten die für den Pflichtfahrbereich….“ Ich MUSS als Fahrer also IMMER im Fall der Fälle zuerst AKTIV darauf hinweisen. Das ist entscheidend. Was dann folgt, bleibt jedem selbst überlassen. Natürlich auch dem Fahrgast – er kann versuchen, einen niedrigeren Preis beim nächsten Taxi rauszuschlagen.