Antwerpener Taxis verstoßen seit der Deregulierung des Marktes massiv gegen Vorschriften. Jetzt gehen verdeckte Kontrolleure hart gegen die Fahrer vor.
Der Ballungsraum Antwerpen ist neben der Hauptstadtregion Brüssel die zweite große Agglomeration Belgiens mit entsprechend großem Taxigewerbe. Nach der Deregulierung sind auch Fahrzeuge, die für Uber und Bolt unterwegs sind, Teil des Taximarktes geworden und haben das angestammte Taxigewerbe weitgehend verdrängt.
Eine groß angelegte und überraschende Kontrolle des Taximarktes in der flämischen Hauptstadt Antwerpen, der größten Stadt Belgiens, hat laut Taximagazin Pitane Blue gravierende Mängel aufgedeckt. Eine verdeckte Aktion der Antwerpener Polizei ergab, dass fast die Hälfte der kontrollierten Taxis gegen die Vorschriften verstieß. Fünf Fahrzeuge wurden sofort beschlagnahmt. Seit der Deregulierung ist die belgische Hafenstadt von Plattformtaxis übernommen worden. Taxistände wurden umbenannt in Warteplätze – meist für Selbstfahrer bei Plattformen. Antwerp-Tax mit etwa 150 Taxis ist noch die einzige offizielle Taxizentrale.
Die Operation wurde mit sogenannten Testfahrten durchgeführt: Polizeiinspektoren betraten die Taxis inkognito, um die Fahrten von innen zu beobachten. Während dieser Fahrten wurden die Fahrer auf die Einhaltung gesetzlicher Pflichten überprüft, darunter das Einschalten des Taxameters und das Verbot der Handynutzung während der Fahrt.
Nach Angaben der Antwerpener Polizei wurden bei etwa der Hälfte der kontrollierten Fahrzeuge ein oder mehrere Verstöße festgestellt. Der Inspektionsdienst berichtete, dass bei mindestens vier Fahrten das Taxameter überhaupt nicht eingeschaltet war, während andere Fahrer mit Handys während der Fahrt erwischt wurden. Solche Verstöße gelten als ernsthafte Risiken für die Verkehrssicherheit und die korrekte Abwicklung von Taxifahrten. Während der Kontrollen wurden fünf Taxis sofort von der Straße genommen. Die Verstöße waren so schwerwiegend, dass die Polizei sie an Ort und Stelle beschlagnahmte.
Die Operation kam nicht überraschend. Die Antwerpener Polizei führt bereits seit einiger Zeit Kontrollen bei Taxis und im Straßenverkehr durch, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Handynutzung während der Fahrt liegt. Anfang des Jahres wurden beispielsweise im Stadtteil Borgerhout Führerscheine wegen Handynutzung während der Fahrt entzogen. Stadtverwaltung und Polizei setzen sich stark für die Verkehrssicherheit und die Zuverlässigkeit der Taxidienste ein.
Die Kontrollmaßnahme zeigt, dass strukturelle Probleme im Antwerpener Taxigewerbe weiterhin bestehen. Fahrgäste haben ein Recht auf sichere und faire Beförderung, und die Stadt Antwerpen zeigt sich entschlossen, dies durchzusetzen. Laut Polizei ist die anonyme Methode, bei der sich Kontrolleure als Stammkunden ausgeben, besonders effektiv. Sie ermöglicht es ihnen, die Fahrer in ihrem gewohnten Arbeitsumfeld zu beobachten, ohne dass diese von einer Kontrolle erfahren. Dadurch können Verstöße aufgedeckt werden, die sonst verborgen blieben.
Welche Konsequenzen die Maßnahme für die Zukunft des Taxigewerbes in Antwerpen hat, ist noch unklar. Es werden zusätzliche Schulungen oder strengere Anweisungen innerhalb der Branche erwartet. Die Polizei betont vorerst, dass solche Kontrollen fortgesetzt werden und die Fahrer Verantwortung für die Sicherheit der Fahrgäste und die Einhaltung korrekter Fahrpreise übernehmen müssen. wf
Beitragsbild: Taxis am Hauptbahnhof von Antwerpen; Foto: Wim Faber
Diese Kontrolle vor Ort, life, im Alltag, auf der Straße ist doch eine Selbstverständlichkeit.
Die Frage, die ich mir nach diesem Artikel stelle:
Was heißt hier Deregulierung?
Mir und vielen Kollegen ist die rechtliche Grundlage in unseren Nachbarländer nicht unbedingt bekannt.
Bekannt ist aber aus der Vergangenheit wie z.B. in Schweden vor vielen Jahren, daß durch Freigabe der Tarife das Taxigewerbe völlig umgekrempelt wurde und viel Vertrauen zerstört wurde. Abzocke bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde Alltag. Genauso wie die Zerstörung lokal verwurzelter kleingewerblicher Betriebe.
Deregulierung ist allerdings auch jede Verringerung der Qualifizierung beim Zugang zum P-Schein. Oder auch unbegrenzter Zugang zu Konzessionen wie hier in Deutschland bei Mietwagen.
Der gravierendste Effekt von Deregulierung findet allerdings durch mangelndes Durchsetzen bestehender Gesetze statt. Denn das wirkt als Freibrief für gesetzloses Verhalten.
Diesen Vorwurf muss ich erheben. Es ist Fakt, daß seit Auftreten von Uber&Co Freibeutertum im Personenbeförderungsgeschäft nicht wirksam bekämpft wird.
Das verletzt jedes Gefühl von Vertrauen in unseren Rechtsstaat.