Nach dem Aussetzen der Erlaubnis für selbstfahrende Taxis der General-Motors-Tochter Cruise will GM selbst nun einen autonomen Pkw entwickeln, der allerdings nach Firmenangaben nicht zur gewerblichen Personenbeförderung gedacht ist – vorerst.
Der US-Autobauer General Motors (GM) ist bereit, seine Ambitionen zur Entwicklung selbstfahrender Autos wieder voll auszuleben, nachdem das Unternehmen den Betrieb seiner noch jungen Tochter Cruise LLC, die in San Francisco selbstfahrende Taxis produziert, schmachvoll hatte einstellen müssen, weil in San Francisco bei zwei Unfällen mehrere Fußgänger durch Cruise-Robotaxis zum Teil schwer verletzt worden waren.
Jüngsten Medienberichten zufolge verstärkt GM seine Bemühungen, anstelle eines Robotaxis ein autonomes Fahrzeug für Privatfahrer zu entwickeln. In einer Erklärung von GM heißt es zu den Plänen: „Wir beschleunigen die Entwicklung autonomer Fahrtechnologie, die ohne aktive menschliche Kontrolle auskommt. Dazu gehört auch der Aufbau eines Teams von Autonomieexperten.”
„Unsere mit Lidar ausgestattete Flotte legt mit geschulten Sicherheitsfahrern landesweit Kilometer zurück und sammelt Erkenntnisse aus der Praxis, um Simulationsmodelle zu entwickeln, die die Entwicklung steuern.“ Wo die Tests stattfinden, wurde nicht bekannt.

Der Hinweis auf diesen „Teamaufbau“ ist bemerkenswert, da ersten Medienberichten zufolge GM kürzlich eine Mitarbeiterversammlung abgehalten hatte, bei der den Teilnehmern der Plan zur Wiedereinstellung einiger der Mitarbeiter mitgeteilt wurde, die nach dem Stopp von Cruise zu Hunderten entlassen worden waren.
Das Ende des Robotaxi-Betriebs war eine komplizierte Angelegenheit, die durch Cruises verpatzte Reaktion auf einen Vorfall mit einem der selbstfahrenden Taxis des Unternehmens in San Francisco verursacht wurde. Cruise wurde beschuldigt, ausweichend und langsam auf die zuständigen Behörden reagiert zu haben, und häufte zahlreiche Bußgelder und negative Schlagzeilen an. Die kalifornische Verkehrsbehörde setzte die Erlaubnis für Cruise im Oktober 2023 aus, was GM schließlich dazu veranlasste, das kostspielige Programm im Februar zu beenden. Schätzungen zufolge beliefen sich die Gesamtausgaben der letzten zehn Jahre auf 16 Milliarden US-Dollar.

Der Mutterkonzern GM hatte nur wenige Cruise-Mitarbeiter übernommen, die mit der Entwicklung der Fahrerassistenztechnologie Super Cruise beauftragt wurden. Sie war noch nicht abgeschlossen, obwohl das Unternehmen damals bestätigte, dass es „die Autonomie in autonomen Fahrzeugen im großen Maßstab beschleunigen“ wolle.
Super Cruise ist im Grunde eine Fahrerassistenztechnologie, ähnlich wie Teslas Autopilot und Full Self Driving sowie Fords Blue Cruise. Sie gilt als Level 2 im Bewertungssystem der Society of Automotive Engineers (SAE) und ermöglicht unter bestimmten Umständen eingeschränktes Fahren ohne Fahrereingriff.
Obwohl General-Motors-Geschäftsführerin Mary Barra in einer Telefonkonferenz im Juli die Idee „autonomer Fahrzeuge“ bekräftigte und autonome Innovationen als eine der „klaren Prioritäten“ von GM bezeichnete, hätten nur wenige erwartet, dass das Unternehmen einige der Cruise-Mitarbeiter so kurz nach ihrer Entlassung wieder einstellen würde. Experten spekulieren, dass GMs ultimatives Ziel vermutlich die Produktion eines Pkw ist, der ohne Fahrer am Lenkrad fahren kann. Ob daraus dann über ein Umweg doch noch ein Robotaxi wird, ist eine offene Frage. wf
Beitragsbild: Autonomes Cruise-Taxi von 2017; Symbolfoto: Cruise








