Die Anzahl von Ubers Buchungen auf dem indischen Subkontinent ist im letztem Jahr stark gewachsen. Das kann aber nicht über Probleme hinwegtäuschen, die sich auf einem der größten Märkte mit seinen 1,3 Mrd. Einwohnern ergeben, berichtet Der Standard aus Wien. Bringt Indien das amerikanische Geschäftsmodell an seine Grenzen?
Bereits seit Jahren hat Uber in Indien zu kämpfen. Im April pries der mittlerweile zurückgetretene Kalanick den angeblichen Erfolg Ubers auf dem Subkontinent. Tatsächlich hat der amerikanische Dienst den Informationen des Standards zu Folge zwischen Karakorum und Kardamombergen acht Millionen Nutzer und leistete 500 Millionen Fahrten in den letzten vier Jahren. Im letzten Jahr ist die Zahl der Fahrten um 115 % gestiegen.
Doch das ist immer noch zu wenig. Sein größter Konkurrent Ola, der von dem chinesischen Fahrtenvermittler Didi Chuxing und dem japanischen Medienkonzern SoftBank finanziert wird, leistet doppelt so viele Fahrten. Uber hat 2016 satte 2,8 Mrd. Dollar Verlust herausgefahren.
Ubers Technologie funktioniert gut auf dem amerikanischen Markt, aber in dem Schwellenland stößt sie an ihre Grenzen. Die Städte sind chaotisch, verändern sich rasant und ungeplant. Aktuelle digitale Karten, die Basis für die automatische Vermittlung, fehlen oder sind ungenau. Auch wenn Smartphones beliebt sind, ist der Empfang oft dürftig und lückenhaft. Viele Menschen in Indien, und natürlich auch Uber-Fahrer, sind Analphabeten und haben Schwierigkeiten, die App zu bedienen. Das Gespräch zwischen Fahrer und Kunde ist deswegen immer noch unverzichtbar, aber selbst das ist nicht so einfach – in einem Land mit 22 Amtssprachen und fast 180 Dialekten. Und viele Straßen haben weder Namen noch Straßenschilder. Wie in anderen Schwellenländern auch, ist das digitale Bezahlen per App hier außerdem unbeliebt.
Hinzu kommt: In Indien leben über 400 Millionen Menschen in Städten, und kaum jemand kann sich ein eigenes Fahrzeug, geschweige denn Auto, leisten. Das ist einerseits ein großer Markt für Transportdienstleister, andererseits funktioniert das klassische Modell, dass alle Kosten des Betriebs auf den Fahrer mit seinem Privatwagen abgewälzt werden, unter solchen Voraussetzungen nicht. Ubers Fahrer in Indien sind bislang oftmals Angestellte bei Taxi-Unternehmen.
Der amerikanische Fahrtenvermittler verfolgt jedoch eine weitere aggressive und riskante Strategie: Er tritt als Zwischenhändler von Fahrzeugen auf, und vermittelt Fahrzeuge und die Finanzierung für willige Fahrer, die, so sagen Kritiker, eigentlich gar nicht kreditwürdig seien. Für diese Fahrer, die laut New York Times umgerechnet bis zu 900 US-Dollar im Monat verdienen würden (ein Spitzengehalt in Indien), böte Uber Kurse zur Entwicklung der Selbstständigkeit.
Uber könnte damit eine marktbeherrschende Stellung bei der Motorisierung des Subkontinents aufbauen, doch die Analysten von UBS bremsen Ubers Elan mit nüchternen Berechnungen. Auch Seitens der Regierung gibt es Gegenwind. Der Verkehrsminister möchte kein Monopol und sähe es gerne, wenn sich auch Fahrrad- oder Motor-Rikschas mit einer App bestellen ließen, um auch ärmeren Menschen eine Verdienstmöglichkeit zu geben. prh
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