Mehr als die Hälfte der Taxifahrer in Amsterdam war in den letzten drei Jahren mindestens einmal in einem Strafverfahren verdächtig oder angeklagt.
Dies hat das Bureau Beke, ein Forschungsinstitut im Bereich Sicherheitsfragen und Kriminalität, im Zuge einer tiefgehenden Untersuchung ermittelt. Die Agentur erteilt der Amsterdamer Taxibranche in ihrem Bericht „Taxi! Böswillige Aktivitäten und (subversive) Kriminalität im Amsterdamer Taxigewerbe“ die Alarmstufe Rot. Die Gesetzesverstöße betrafen vor allem Verkehrsdelikte und Gewalttaten. Amsterdamer Taxis, darunter die von Plattformen vermittelten, wurden demnach oft auch für den Transport von Drogen, Geld und kriminellen Personen verwendet.
Die Forscher stellten auch fest, dass 42 Prozent der Fahrer, die als Freiberufler arbeiten, bei polizeilichen Untersuchungen auftauchten – als Verdächtige, Beteiligte oder Zeugen. Dies betrifft schwere Verbrechen rund um Drogen, Waffen, Subversion und Mord. Das Bureau Beke stellte auch fest, dass es in der niederländischen Hauptstadt viel zu viele Taxis gibt. Die Forscher empfehlen dringend, die Zahl zu begrenzen, am besten durch die Wiedereinführung eines Genehmigungssystems im deregulierten Gewerbe oder durch das Einscannen von Nummernschildern am Rande der Innenstadt.
Hedy Borreman, Direktorin der TCA, größte Taxizentrale der Stadt mit 800 Taxis, sagt, dass sie zwar glaube, die Untersuchung sei gründlich durchgeführt worden, aber sie sei schockiert über den Prozentsatz der beteiligten Fahrer. „Signale gab es schon immer, aber so hoch, nein, damit habe ich nicht gerechnet.“
Die Recherche wurde im Auftrag von Polizei, Finanzamt, Justiz und Gemeinde durchgeführt. Die Forscher hatten Zugang zu Daten der Polizei, der Gemeinde Amsterdam und der nationalen Taxi-Beschwerdestelle, führten Gespräche mit den Beteiligten und fuhren als „Mystery Guest”, also inkognito, mit. Laut Bureau Beke ist die Taxibranche anfällig für Kriminalität – und interessant für Kriminelle. Die Untersuchungsergebnisse sind inzwischen dem Amsterdamer Stadtrat vorgelegt worden.
Alle Taxiunternehmer müssen auf unseriöse Praktiken überprüft werden und ihre Führungszeugnisse müssen besser geprüft werden. Den Forschern zufolge sollten Polizei und Steuerbehörden zusätzliche Kapazitäten erhalten, um das Amsterdamer Taxigewerbe zu überwachen. Schließlich schlagen die Forscher als Konsequenz aus der Untersuchung eine Wiedereinführung des langjährigen Unternehmerdiploms vor, um die Servicequalität zu verbessern. Bei der Deregulierung des Taxigewerbes in den Niederlanden war manches vereinfacht und das sogenannte Unternehmerdiplom abgeschafft worden.
An einem durchschnittlichen Tag fahren 2.798 Taxis durch die Hauptstadt (821.000 Einwohner), wie Überwachungskameras beweisen. Auf dem Amsterdamer Taximarkt sind 4.801 Freiberufler und 1.050 Taxiunternehmen aktiv, teilweise auch aus anderen Teilen des Landes. „Neu ist, dass der Markt teilweise seit dem Markteintritt von Uber überfüllt ist, was es Fahrern schwieriger macht, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und Fahrer möglicherweise eher an unseriösen und kriminellen Aktivitäten beteiligt sind“, stellen die Forscher fest.
Mehr als ein Drittel (35 Prozent) aller Beschwerden über Taxis in den Niederlanden kommen aus Amsterdam – logisch, denn in der Hauptstadt fahren die meisten Taxis. Die Beschwerden betreffen hauptsächlich Tarife und (Fehl-)Verhalten von Fahrern. Letzteres ist außerhalb von Amsterdam weniger verbreitet. Die Amsterdamer Polizei registriert täglich 20 Vorfälle, bei denen ein Taxi eine Rolle spielt.
Die Erlebnisse als „Mystery Guest” waren den Forschern zufolge „keine Werbung für Amsterdam”. „Viele Autos waren schmutzig, die Fahrer nahmen es nicht so genau mit den Regeln und waren bereit, Drogen zu arrangieren.“ Die Fahrer schimpften auch oft über die Verhältnisse in der Hauptstadt.
TCA-Chefin Hedy Borreman hat auch einige Verbesserungsvorschläge: „Aus unserer Sicht beginnt es mit der Verschärfung der Forderungen an Taxifahrer und einer Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (WP2000). Die angestrebte Gesetzesänderung besteht darin, die Unterscheidung zwischen bestellter Arbeit und Abholarbeit auf dem Verbrauchermarkt aufzuheben, so dass es sich lediglich um einen Konsumentenmarkt handelt. In Verbindung mit den Vorschriften, die größeren Städten wie Amsterdam das Recht zugestehen, weitere Vorschriften zu erlassen, könnte dies den Gemeinden helfen, zusätzliche Anforderungen an die Fahrer in ihrer Stadt zu stellen und vielleicht sogar die Anzahl der Taxis in der Umgebung bis zu einem gewissen Grad zu begrenzen.”
„Aber jeder Fahrer muss einen eigenen Fahrerausweis haben, und die Anforderungen dafür sollten noch einmal gründlich geprüft werden: zum Beispiel fahrerisches Können, Verhaltensregeln und diskriminierungsfreies Fahren. Wichtig ist hier, dass es nicht mehr möglich sein soll, Taxi zu fahren, ohne einen Fahrerausweis erworben zu haben.“ Borreman findet es prima, dass jeder Fahrerausweis mit einem Führungszeugnis verbunden ist und fortlaufend überprüft wird, „aber wenn die Unternehmen, in denen diese Fahrer arbeiten, nicht informiert werden, wenn der Fahrerausweis wegen eines Eintrags in das Führungszeugnis eingezogen wird, dann können die Taxiunternehmen darauf auch nicht proaktiv reagieren.“
Borreman sagt, dass ihre Taxizentrale an Aufnahme, Kontrollen und Schulungen arbeitet, um diese Lücken noch besser zu schließen, aber ihrer Ansicht nach wäre es besser, die Zugangshürden für Fahrer zu erhöhen, „also lasst uns mehr in Richtung Berufskraftfahrer statt Gelegenheitsfahrer gehen.“ wf
Beitragsfoto: Taxis am Amsterdamer Hauptbahnhof. Foto: Wim Faber