Gestern hat in Westend das dritte Berliner Impfzentrum seinen Betrieb aufgenommen. An den ersten beiden in Alt-Treptow und Wedding haben Berlins Taxis innerhalb von zwei Wochen bereits 7.000 Fahrten absolviert.
Die Abholung ist optimal organisiert: Senioren, die eine Einladung zu einem der nunmehr drei Impfzentren haben, müssen nur die Nummer des Berliner Taxifunks wählen und sich abholen lassen. Mit den Zahlungsmodalitäten brauchen sie sich nicht zu befassen, denn das regelt der Fahrer sowohl für die Hinfahrt als auch für die Rückfahrt mit Taxi Berlin. Das funktioniert seit Eröffnung des ersten Standorts am 4. Januar – abgesehen von Anfangsschwierigkeiten – problemlos. Bis Sonntagabend kamen so bereits rund 3.500 Hinfahrten und ebenso viele Rückfahrten mit Taxis zusammen, was bei zehnstündigem Betrieb in der „Arena“ und fünfstündigem Betrieb in der Erika-Heß-Eishalle am Tag rechnerisch 1,11 Fahrten in zwei Minuten ergibt.
„Gut gerüstet“ war man laut Taxi-Berlin-Geschäftsführer Hermann Waldner auch für die heutige Eröffnung des dritten Standorts nahe dem Theodor-Heuss-Platz in Westend. „Ein eingespieltes Team erwartet die Fahrgäste“, sagte Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin. „Es bleibt dabei: Die betagten Fahrgäste müssen nur unter 030-202020 ihre kostenlose Fahrt anmelden, wir holen sie ab und bringen sie nach der Impfung wieder nach Hause“.
Rund 220.000 über 80-Jährige gibt es laut Taxi Berlin in der Bundeshauptstadt. Ein geringer Teil fährt auf eigene Faust zur Impfung oder lässt sich von Angehörigen bzw. Bekannten fahren, doch durch Verhandlungen der Berliner Funkgesellschaft mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) sowie der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenGPG) wurden die entsprechenden Verträge unterzeichnet, die dem Taxigewerbe immerhin im Durchschnitt knapp alle zwei Minuten eine Fahrt bringen, Tendenz steigend. „Mittlerweile haben wir Anfragen aus dem In- und Ausland, wie wir diese besonderen Transporte organisieren. Natürlich stellen wir unser Knowhow gern zur Verfügung. Das Taxi-Gewerbe zeigt hier seine Leistungsfähigkeit mit diesem Tür-zu-Tür-Service mit allen Schutzmaßnahmen in den Autos“, so Waldner, der zugleich Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e. V. ist.
Taxi Times sprach mit dem Hauptverantwortlichen bei Taxi Berlin für die Bedienung der Impfzentren, Vertriebschef Jens Schmiljun, der seit Jahresbeginn in enger Abstimmung mit Geschäftsführer Hermann Waldner und weiteren Mitarbeitern ein Arbeitspensum zu absolvieren hat, wie es noch nicht da war. Es umfasst alle Verhandlungen und Absprachen zum Tagesgeschäft mit DRK, SenGPG, Polizei und Sicherheitsdienstleistern, Absprachen mit den Gewerbeverbänden, die Bewältigung des außergewöhnlich hohen Coupon-Aufkommens (für das eigens ein größerer Briefkasten bestellt worden ist) sowie das Beschwerdemanagement – oder, wie Schmiljun es schmunzelnd ausdrückt, das „Einstecken der Prügel, wenn nicht gleich alles rund läuft. Aber wir haben bewusst zunächst ein erfahrenes Leitstellenteam eingesetzt. Früher, als das Geschäft besser war, wollten viele keinen mäßig bezahlten Leitstellenjob haben. Jetzt hätten viele ihn gerne, aber denen fehlt nun die Erfahrung, denn wir haben ein eingespieltes Team, mit dem wir seit Jahren alle Prozesse bei Großveranstaltungen in Berlin erfolgreich bewältigen. Das müssen wir einsetzen, denn einen solchen Großauftrag hat es noch nie gegeben. Alleine an der Arena arbeiten momentan sechs Personen, die von der Koordination der Verkehrsprozesse über die Umsetzung der Interessen der Taxifahrer, also Couponausgabe usw., bis hin zur Kontrolle der definierten Merkmale für die Anfahrt alles managen. Wir müssen im Moment viele Arbeitsprozesse umstellen und arbeiten von Montag bis Sonntag.“ Taxi Berlin bittet nochmals alle Fahrerinnen und Fahrer ausdrücklich, bei den Impf-Fahrten die von Taxi Berlin festgelegten Kriterien einzuhalten, insbesondere das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. Es komme immer wieder vor, dass das Personal vor Ort einzelne Fahrer darauf hinweisen muss.
Zu größeren Problemen hat gestern in Alt-Treptow erstmals die wachsende Zahl an Impfungen geführt. Die Eichenstraße mit ihrer geringen Kapazität und der unpraktischen Lage der „Arena“ im Sackgassenabschnitt reicht nach Einschätzung von Boto Töpfer, dem Chef des Taxiverbandes Berlin, Brandenburg e. V., der seit Jahrzehnten Erfahrung mit Taxileitstellen bei Großveranstaltungen hat, für rund 1.500 An- und Abfahrten pro Tag aus. Gestern erreichte die Zahl der durchgeführten Impfungen dort bereits an die 2.000, was zur Verstopfung der Eichenstraße und Staus in der Umgebung führte. Die Polizei forderte das Leitstellenpersonal auf, die Taxis, die ausgeladen hatten, sofort wieder mit Fahrgästen für die Rückfahrt zu besetzen – und hob mit dieser Anordnung die bestehenden Absprachen ohne Rücksprache mit allen anderen Beteiligten auf. Töpfer wies darauf hin, dass dies eine Ungerechtigkeit gegenüber denjenigen Fahrern sei, die dort zum Teil Stunden geduldig auf ihren Auftrag warten. Die Polizei blieb jedoch bei ihrer Entscheidung, da nur so das Chaos in Griff zu bekommen sei. Daraufhin kam es zu einem kurzfristigen Gespräch zwischen der Senatskanzlei, dem DRK und Taxi Berlin, in dem man sich auf eine vorläufige Zwischenlösung einigte: Nur, so lange kein Verkehrschaos herrscht, kann man die übliche, faire Art der Auftragsvergabe anwenden. Zur nachhaltigen Klärung regte Taxi Berlin für heute ein Gespräch mit allen Entscheidungsträgern an, um nochmals über das Verkehrskonzept zu sprechen und das Problem zu lösen. Eine Problemlösung ist laut Töpfer schon deshalb unabdingbar, da in der „Arena“ die Impffrequenz auf mehrere Tausend pro Tag gesteigert werden soll.
Am gestern eröffneten Standort sind solche Probleme kaum zu erwarten, da das Impfzentrum zwar kleiner, das Messegelände dafür aber auf Massenbetrieb ausgelegt ist. Hermann Waldner hält hier 600 Impflinge pro Tag in Spitzenzeiten für realistisch. Der Zugang befindet sich in Westend auf dem Hammarskjöldplatz. Die Anfahrt von der Innenstadt (Kantstr.) aus gleicht der des Palais am Funkturm: 700 Meter, nachdem man Charlottenburg verlassen hat, biegt man von der Masurenallee links über den Mittelstreifen ab, und schon liegt geradezu der Zugang mit der gläsernen Fassade. Der zwischen den Hallen 20 und 21 gelegene Bauteil wird wegen seines Grundrisses auch „Trompete“ genannt.
Das Impfzentrum in der „Arena“ ist täglich von 8:30 Uhr bis 18:30 Uhr geöffnet. In der Weddinger Eishalle wird wegen des geringen Nachschubs an Impfdosen vorerst nur von 9 bis 14 Uhr geimpft. Am Messegelände wird von 9 bis 18 Uhr geimpft. Als nächster Standort soll voraussichtlich in der zweiten Februarwoche das Impfzentrum im Velodrom öffnen, dessen Zugang für Taxifahrgäste in der Landsberger Allee auf der stadteinwärts führenden Seite, links neben dem S-Bahnhof liegt. Zuletzt werden die Impfzentren in den ehemaligen Flughäfen Tegel und Tempelhof geöffnet. ar