Im Kreis Soest hat ein Taxiunternehmer mit der Anschaffung eines Inklusionstaxis eine Marktlücke gefüllt. Sein Fazit nach einer Woche: Je flexibler, umso lukrativer. Inklusion ist noch immer ein Zukunftsmarkt.
Ahmad Kordzanganeh arbeitete zuletzt als Autoverkäufer in Lippstadt. Er hatte schon länger die Idee, sich selbstständig zu machen, und nahm dieses Jahr an einer Weiterbildung der IHK teil, bei der er den Unternehmerschein erwarb. „Ich wollte mich selbstständig machen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür“, zitiert das münsterländische Online-Portal „Die Glocke“ den jungen Taxi-Unternehmer.
Dann entdeckte Kordzanganeh eine Marktlücke in seinem Wohnort Lippetal: Dort gab es noch kein einziges behindertengerechtes Taxi. Diesen Missstand behob er mit seinem neu gegründeten Taxiunternehmen „Kord“. Er schaffte sich einen VW Caddy mit sieben Sitzen an. Am 4. Juli erhielt er seine Konzession.
Kurz darauf ergab sich die Gelegenheit, sein Angebot an den Mann zu bringen: Schützenfest im Ortsteil Oestinghausen. Bereits die erste Fahrt für den eigenen Fahrservice „Taxi Kord“ „bestätigte“ die Entscheidung für das Großraumtaxi: Eine sechsköpfige Familie nahm seinen Dienst in Anspruch. Auch viele weitere Bekannte, hauptsächlich Sportfreunde aus dem Fußballverein, ließen sich fahren.
Der heute 34-Jährige kam 2013 aus dem Iran. Er und seine Frau Tala Mozafarian haben zwei Kinder. Eigentlich wollte er seine Firma in Düsseldorf eröffnen – als Kompromiss: Seine gleichaltrige Ehefrau, gelernte OP-Schwester, kommt aus Frankfurt am Main und betrieb dort bis vor Kurzem ein kleines Unternehmen. Die beiden entschieden sich dann aber für Lippetal-Oestinghausen, denn „Lippetal ist meine zweite Heimat“, so Kordzanganeh.
Die Eheleute führen das Unternehmen gemeinsam. Sie übernimmt Büroarbeiten, hat aber auch einen Personenbeförderungsschein und kann bei Bedarf einspringen. Zudem führt sie eine eigene Praxis als Heilpraktikerin für ästhetische Medizin.
Mit dem Taxibetrieb bieten sie einen Rund-um-die-Uhr-Service an: Rollstuhlfahrten, Krankenfahrten, Flughafentransfers, Kurierfahrten, Großraum- und Personenfahrten. Für Rollstuhlfahrten hat Kordzanganeh einen besonderen Bedarf festgestellt: „Wir haben es selbst ausprobiert. Die einen haben keine Rollstuhlbeförderung und die, die eine haben, nehmen keine neuen Kunden an.“
Auf den Missstand wurde er aufmerksam, als eine Bekannte von ihm ein rollstuhltaugliches Taxi brauchte und schließlich eines aus Meschede rufen mussten. Die Frau hatte einen Unfall, wurde mehrfach operiert und war zeitweise in der Kurzzeitpflege. Sie musste mehrfach ins Krankenhaus nach Soest und erzählt, es sei „wirklich schwierig“ gewesen, ein Taxi mit Rollstuhlfunktion zu bekommen. Kordzanganeh ließ sich von einem befreundeten Taxifahrer ruckzuck die üblichen Abläufe und Handgriffe beibringen, „um der Verantwortung gerecht zu werden und seine Fahrgäste sicher transportieren zu können“, wie „Die Glocke“ schreibt. Auch Rollstühle mit Beinlagerung könne der Oestinghauser aufnehmen.
Kordzanganeh bedient nicht nur einen seit Längerem vorhandenen Bedarf. „Es tut mir menschlich gut, Senioren helfen zu können. Ich möchte auch den Fahrservice für sie übernehmen und zum Beispiel zum Einkaufen fahren“, so das Online-Portal. Demnächst will das Ehepaar ein zweites Taxi anschaffen und Kordzanganehs Bruder in Vollzeit anstellen, der bisher in Hamm Taxi fährt, dazu soll eine Aushilfe eingestellt werden. Am meisten freut sich das junge Ehepaar aber auf einen ganz speziellen personellen Zuwachs: Tala Mozafarian erwartet ihr drittes Kind. ar
Beitragsfoto: Taxi Kord
Es sollten deutlich mehr barrierefreie Taxis geben, vor allem für Personen im Rollstuhl. Dass da nicht mehr investiert wird, finde ich traurig. Hoffe, die schaffen den Umschwung. Vielen Dank!
https://www.taxi-vels.de/rollstuhlfahrten