Der Bayerische Rundfunk hat in dieser Woche im Rahmen seiner Radioreportagen fast eine halbe Stunde über das wegen Uber und Corona stark gebeutelte Taxigewerbe berichtet. Die Sendung hatte den Titel „Taxen Ade?“ und ist als Podcast nachzuhören.
24 Minuten und 40 Sekunden lang wird dabei der Kampf des Münchner Taxigewerbes gegen Uber und gegen Corona erzählt. Hauptprotagonisten sind der Vorstand es Münchner Taxiverbands (TVM) und eine Münchner Taxifahrerin, in Nebenrollen treten die Pressesprecher der Stadt München und von Uber auf sowie ein Uber-Stammkunde. Die Sendung ist ein weiteres Lehrstück für den systematischen Rechtsbruch von Uber und seinen Partnern und für die Ohnmacht der Aufsichtsbehörden, das rechtssicher zu ahnden. Sie könnte in der Dauerfehde Taxi gegen Uber als weiteres Material in die umfangreiche Beweissammlung aufgenommen werden.
Die Reportage verschmilzt das Uber-Thema aber auch mit den Auswirkungen der Corona-Beschränkungen, die für die Branche nicht minder dramatisch sind. Florian Bachmann, der oben angesprochene Vorstand des Taxiverbands München, berichtet gleich zu Beginn vom frustrierenden Telefonat mit einem Verbandsmitglied, das nächste Woche Insolvenz anmelden wird. Und von den um zwei Drittel gesunkenen Umsätzen des eigenen Taxiunternehmens, das Bachmann mit zwei Konzessionen betreibt. Mit drei Angestellten, die mittlerweile alle in der Tagschicht unterwegs sind, weil nachts nichts mehr passiert.
Auch Renate Zenker hat ihren Biorhythmus umstellen müssen. Die zweite Hauptprotagonistin der Sendung fährt nun bei Tageslicht Senioren zum Arzt, weil die Nachtschwärmer nicht mehr ausschwärmen dürfen. So erfährt sie von der Seniorin, dass deren Enkel lieber Uber als Taxi fährt und Renate Zenker wundert sich, warum die jungen Leute hier zweierlei Maßstäbe anlegen.
Solch ein junger Uber-Nutzer kommt wenig später zu Wort. Er lobt die einfache Bestellmöglichkeit und den billigen Fahrpreis. Und wenn Uber dann doch mal teurer ist, was er zunehmend feststellt, dann nimmt er halt das Taxi.
Wenn es das dann noch gibt, denn Uber nimmt dem Taxigewerbe pro Jahr rund zehn Prozent Umsatz weg, hat die Autorin Elke Schmidhuber recherchiert. Sie hat sich in Gesprächen mit vielen Personen aus dem Taxigewerbe (unter anderem auch mit der Taxi-Times-Redaktion) akribisch in die komplexe Thematik der Rückkehrpflicht eingearbeitet und die vom Taxigewerbe bemängelte ungenügende Kontrolle durch das Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR) hinterfragt. Deren Pressesprecher konnte dann auch das Dilemma deutlich machen: Den Uber-Partnern ihre Verstöße gegen die Rückkehrpflicht rechtssicher nachzuweisen, ist für die Stadt eine große Herausforderung.
Dass diese Verstöße bewusst seit Jahren begangen werden, belegt die Reportage anhand eines Interviews aus der Taxi Times, in dem ehemaligen Uber-Unternehmer auspackt. Dass diese Verstöße auch heute noch auf der Tagesordnung stehen, wird deutlich, als Frau Schmidhuber Florian Bachmann bei dessen Nachtschicht im Taxi begleitet. Sie beobachten einen Uber-Fahrer, der in Erwartung des nächsten Uber-Auftrags nie länger als zehn Minuten an einer Stelle wartet, dann einmal um den Block fährt. um dann (an derselben Stelle (abermals) zu warten. Von Rückkehr zum Betriebssitz keine Spur, dafür hinterlässt der Fahrer durch sein permanentes Kreisen einen umso deutlicheren CO2-Abdruck.
Die Zahl der Mietwagen hat sich in München innerhalb der letzten drei Jahre verdoppelt und Florian Bachmann wünscht sich hier ein ähnlich konsequentes Durchgreifen beim KVR wie es in Hamburg praktiziert wird. Dort müssen Mietwagenunternehmer bei der Anmeldung unter anderem einen Businessplan vorlegen oder eine Betriebsstätte mit Sozialräumen. Doch auch hier werden den Behörden Knüppel zwischen die Beine geworfen, indem die Fahrzeuge nicht in der Stadt gemeldet sind, in der sie die Verstöße begehen, sondern im Umland ihre Konzessionen genehmigt bekommen haben. Das KVR habe dann keine Handhabe, um gegen die Verfehlungen vorzugehen.
Verfehlungen, die sich nicht nur auf Verstöße gegen die Rückkehrpflicht beschränken, sondern auch die Umgehung des Mindestlohns betreffen. Christian Fröhlich, Pressesprecher von Uber, darf in der Reportage auch zu Wort kommen und leugnet dies natürlich. Das Taxigewerbe weiß es besser und die nächtliche Tour durch München zeigt auch dafür eindeutige Anhaltspunkte.
Die Radioreportage „Taxen Ade?“ wurde am 21.10. um 11.05 Uhr in Bayern 2 Radio ausgestrahlt. Sie ist als Podcast auf der BR-Website oder über diesen Link abrufbar. Es sind knapp 25 Minuten, die sich lohnen – und die man bei längeren Fahrten auch dem Fahrgast vorspielen sollte. jh
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