Leszek Nadolski hat seine Bereitschaft für eine schnelle und weitgehende Elektrifizierung der Berliner Taxis erklärt. Er setzt dabei auf Batteriewechselstationen.
Dass die Taxifahrer in Berlin eine schnelle, unkomplizierte und für alle bezahlbare Mobilitätswende wollen, hat der 1. Vorsitzende der Berliner Taxi-„Innung“ in einem offenen Brief bereits Mitte November letzten Jahres an die Regierende Bürgermeisterin und den Senat geschrieben. „Sie wollen selbst mithelfen, dass das E-Taxi an der Seite von Bussen und Bahnen in wenigen Jahren zu der auf jeden Fall benötigten bedarfsnahen Flexibilitätsreserve der neuen urbanen Mobilität wird.“
Erst jetzt sorgt aber der Plan für eine Technologie für Aufsehen, die die E-Mobilität – zumindest für bis zu 4.000 Taxis – erheblich beschleunigen könnte. „Dazu müssen nur max. 30 markenneutrale Batteriewechselstationen an logistisch attraktiven Standorten wie z. B. Tankstellen im Stadtgebiet eingerichtet und betrieben werden. Mit sechs markenneutralen Express-Batteriewechselstationen und 800 Wechseltaxis pro Jahr könnten bis 2027/2028 ca. 60% des Berliner Taxibestandes elektrifiziert werden.“
Der Vorschlag, in Berlin die Technologie des schnellen Batteriewechsels einzuführen, würde den Anfang einer zweigleisigen Strategie bedeuten, da der Senat bislang ausschließlich auf eine Infrastruktur in Form eines Netzes aus E-Ladesäulen setzt. Diese Fokussierung auf eine Energieversorgungsart will Nadolski durch die Vorteile der Wechselakku-Technologie erweitern: „Abfertigungszeiten von einer Minute, niedrige Betriebskosten, niedrige Fahrzeugpreise, minimaler Netzausbau und die Schonung der Batterien sind Vorteile, die eine Plug-in-Infrastruktur nicht bieten kann“. Abgesehen davon habe jedes Fahrzeug mit wechselbarem Akku zusätzlich ein Ladekabel an Bord. In China ist die Technologie bereits weit verbreitet. Seit Jahresbeginn sind zwei Fahrzeuge der chinesischen Marke MG (ehemals britisch) mit Wechselrahmen mit Zulassung auf Berlins Straßen unterwegs. Eines von ihnen soll zum Taxi werden, wofür noch eine Ausnahmegenehmigung vom LABO nötig ist.
Außerdem fordert Nadolski vom Senat ein Förderprogramm, das die jährliche Anschaffung von 800 E-Taxis mit Batteriewechselfunktion und einem Netzkabel für den Ausnahmefall unterstützt. Darin müssten Lösungen enthalten sein, um die Genehmigungsverfahren stark zu beschleunigen, den schnellen Umstieg zu erleichtern und ein großes Kundenpotenzial in der Region zu aktivieren.
Die Taxifahrer würden es laut Nadolski begrüßen, wenn neben Plug-in-Modellen auch vergleichbare Batteriewechselfahrzeuge deutscher Autohersteller schnell zur Verfügung stünden. Deshalb sollten vom Land und Bund innerhalb der zukünftigen Förderung auch finanzielle Anreize für das Umrüsten europäischer/deutscher E-Mobile sowie für eine breite und schnelle Markteinführung von deutschen Batteriewechsel-Fahrzeugen gegeben werden. Angesichts der bereits 17 Batteriewechsel-Auto-Anbieter am Markt, allesamt chinesisch, führe jedes weitere Zögern in die Sackgasse.
Nadolski stellt sich mittelfristig eine Infrastruktur aus bis zu 30 Akku-Wechselstellen vor. Als Erststandorte für die kurzfristig zu planenden Stationen empfiehlt die „Innung“ neben dem Flughafengelände des BER in Schönefeld Standorte in Spandau (Altstadt/Heerstraße), am Westhafen, auf dem Messegelände in Westend, am Innsbrucker Platz, am Hermannplatz und nahe dem Ostbahnhof. ar
Beitragsfoto: Prototyp einer Batteriewechselstation in Berlin, 2019. Foto: Wilfried Hochfeld