Den aktuellen zweiten Lockdown werden viele Taxibetriebe nicht überleben. Münchens Taxigewerbe hat sich deshalb in einem Brandbrief an zwei bayerische Staatsministerien gewandt. Sie fordern nicht nur direkte, sondern auch indirekte Unterstützung.
Der zu Beginn dieser Woche versandte Brief richtet sich an den Bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (freie Wähler, Foto oben) und an die Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU). Er wurde von den Vorständen der beiden Verbände TVM und Taxi Bayern sowie der beiden Münchner Zentralen IsarFunk und Taxi München unterzeichnet und fordert „dringende Hilfe für das Taxigewerbe“.
Die Maßnahmen zur Reduzierung des Corona-Infektionsgeschehens würden die gesamte Wirtschaft vor erhebliche Neubelastungen stellen und seien gerade für die Soloselbstständigen und kleinen sowie mittelständischen Unternehmen existenzbedrohend. „Dazu zählt auch das Taxigewerbe mit seinen über 70 Prozent Soloselbstständigen“, rechnen die Münchner Taxi-Verantwortlichen vor.
Die Beschlüsse der Staatsregierung würden zu erneuten massiven Verlusten an Kundschaft führen, denn ohne Tourismus, Hotellerie, Gastronomie und Veranstaltungen gäbe es auch keine Fahrgäste mehr.
Trotzdem könnten die Taxiunternehmen ihren Betrieb nicht einfach schließen, denn sie würden damit gegen das Gesetz der Betriebspflicht verstoßen. Zudem sei dann eine Sicherung der Daseinsvorsorge nicht möglich. Das Taxigewerbe gewährleistet somit auch bei diesem Lockdown weiter die Mobilität für die Menschen.
„Es ist daher dringend notwendig, dass auch das Taxigewerbe an den geplanten außerordentlichen Wirtschaftshilfen für betroffene Branchen beteiligt wird“, schlussfolgernd die Münchner Verbands- und Zentralenvertreter. Und weiter: „Das Taxi sichert eine verlässliche Mobilität der Bevölkerung […] und hat dies bereits während des ersten Lockdowns eindrucksvoll bewiesen, auch mit kostenlosen Fahrten für medizinisches Personal. Das Taxi steht allen Bürgerinnen und Bürgern jederzeit zur Verfügung […] und ermöglicht vor allem Risikogruppen eine sichere Mobilität.“
Nicht zuletzt deshalb regt das Münchner Taxigewerbe an, „zumindest für den Monat November die Beförderung zum halben Preis für die Inhaber von ÖPNV-Zeitkarten zu ermöglichen. Zudem schlägt man für die Weihnachtstage die Ausgabe von Taxi-Gutscheinen für Risikogruppen im Alter von 65+ vor. „Mit diesen staatlichen Zuschüssen würde die Mobilität für alle weiterhin gewährleistet werden können und zusätzlich der ÖPNV als möglicher Übertragungsweg des Corona-Virus entlastet werden.
Damit eine solche Hilfe und Maßnahme kein Flickenteppich ist, sondern landesweit ermöglicht wird, appellieren die Taxivertreter an die Bayerische Staatsregierung, eine leitende Rolle einzunehmen. jh
Anmerkung der Redaktion: „Ein erneutes Szenario dieser Art ist nicht verkraftbar. Die Politik muss jetzt handeln, mit Weitsicht agieren und auch dem Taxigewerbe helfen.“ Mit diesen Schlussworten beendeten die Münchner Taxiverantwortlichen ihren Appel an den bayerischen Wirtschaftsminister und die Verkehrsministerin. Die Politik sollte diese Briefe sehr ernst nehmen und ganz ganz schnell finanziell unterstützen.
Wer noch einen Beleg dafür benötigt, wie dringend der Branche geholfen werden muss, muss nur einen Blick in die Taxi-Gruppen bei Facebook und Co werfen. Auf der Facebook-Seite von Taxi Times beispielsweise spricht Utzi Can von einem Tagesumsatz von 20 Euro. „Kann aber nicht schon wieder zu Hause bleiben, weil meine Rücklagen fast aufgebraucht sind durch den ersten Lockdown. Ich/wir steuern mit riesen Schritten in die Sozialhilfe mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.“