Acht Fahrzeughersteller präsentierten auf der Europäischen Taximesse Taximodelle in Hellelfenbein mit eichrechtskonformen Taxipaket. Vier davon stammen aus China.
Die diesjährige Taximesse wird mit zwei besonderen Merkmalen in die Geschichte eingehen: Zum einen war es die erste Taximesse, bei der nicht ein einziges Taximodell von Mercedes-PKW ausgestellt war. Zum anderen kam erstmals die Mehrzahl der Fahrzeughersteller aus China.
Sieht man einmal von Volkswagen, Toyota, Ford (durch Händler vertreten) und Volvo, dessen Mutterkonzern Geely auch aus China stammt, ab, dann war diese Taximesse ein weiterer Beleg dafür, dass zahlreiche Autohersteller das Taxigewerbe langsam aber sicher aus dem Fokus verlieren. Nicht mehr dabei waren neben Mercedes auch Kia und Hyundai, obwohl deren (E-) Modelle immer öfter als Taxis auf den Straßen in Europa zu sehen sind. Auch Nissan oder die französischen Hersteller Citroën, Peugeot und Renault glänzten mit Abwesenheit. Opel ebenso.
Da erscheint es fast folgerichtig, dass den von etablierten Herstellern sträflich vernachlässigten Markt jetzt eben Marken aus China besetzen wollen. Einer, der mit seinem Modell in nur kurzer Zeit schon beachtliche Verkaufszahlen aufweisen kann, ist Nio.
Seit knapp über einem Jahr ist der Hersteller jetzt eng mit dem Taxigewerbe zusammengerückt. Das chinesische Unternehmen bietet derzeit ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge an. Da wundert es auch nicht, wenn die ersten Berührungspunkte mit dem Taxigewerbe in Hamburg seinen Ursprung hatten. Das Top-Modell, die Limousine ET7 wird nach wie vor mit einem kräftigen Rabatt von bis zu 30 Prozent den Taxiunternehmern angeboten.
Mit einem zweiten Modell, dem etwas kleineren ET5 feierte man in diesem Jahr die Taxi-Premiere. Eine Besonderheit bei Nio ist sicherlich die Tatsache, dass der Akku vermietet wird und zudem an sogenannte Power-Swap-Stations (PSS) innerhalb weniger Minuten gewechselt werden kann. Was auf den ersten Blick abschrecken könnte, da man als Unternehmer möglichst die monatliche Belastung gering halten möchte, kann sich auch auszahlen, denn um den Akkuzustand muss man sich beim Weiterverkauf keine Gedanken machen. Nio war mit einem kleinen Stand selbst vertreten, aber auch sehr präsent auf dem Free Now Messestand positioniert.
Auch die Taximodelle von drei weiteren chinesischen Herstellern feierten ihre Premiere auf einer europäischen Taximesse. Erst kürzlich konnten wir von der Umrüstung des Wey 03 des chinesischen Herstellers Great Wall Motor berichten. Das Plug-in Hybrid-Taxi stellte auf dem Messestand Prantheep Subramaniyam vor, Verkäufer von Auto Figl. Das Autohaus aus dem fränkischen Schwabach ist innerhalb der Branche eigentlich als Anbieter von Ford-Taxis bekannt, doch mittlerweile findet man auf dem Messestand neben einem elektrischen Ford Transit Custom und zwei Volvo-Modellen eben auch einen Wey 03. Das Fahrzeug wurde erst kürzlich mit einer Umrüstung der Firma Haberl Elektronik der Öffentlichkeit als Taxi vorgestellt.
Im Umfeld des Messestands des Taxi-Umrüsters Intax stellten erstmalig noch zwei weitere neue chinesische Marken aus: Die Fahrzeuge von BYD und MG. Beide waren bislang nicht offiziell als Taxi-Anbieter in Deutschland in Erscheinung getreten. MG mit seinen beiden vollelektrischen Modellen MG4 und dem Kombi MG5 lenkte am ersten Messetag völlig unnötig und sehr unsensibel mit einem „Mich gibt’s auch als Uber“ Sticker von dem eigentlichen Produkt ab. Auf einer Messe, wo man seine Kundschaft aus dem Taxigewerbe ansprechen will, sicherlich nicht die glücklichste Idee – und der Aufkleber wurde denn auch sehr bald wieder abgenommen (Taxi Times berichtete).
Auf der anderen Seite war BYD mit dem kompakten SUV Atto 3 vertreten. Eigentlich sollte neben dem Atto 3 auch die große Limousine Han mit einem von Intax entwickelten Taxipaket angeboten werden. Wegen einer Modellüberarbeitung ist die große Limousine aber derzeit nicht lieferbar. Der Atto 3 ist als Taxi über jeden BYD-Händler in Deutschland bestellbar. Nur durch einen Gang getrennt war ein weiteres BYD-Taxi ausgestellt. Mit dem Plug-in-Hybrid BYD Seal U (ausgesprochen Seal You) war ein BYD-Modell des Hamburger Taxiumrüsters Reuss zu sehen. In diesem Fall erfolgte die Umrüstung mittels eines WA12-Adapters der Partnerfirma Haberl. Der Adapter war gut sichtbar im doppelten Boden des Kofferraums untergebracht. sg
Über die ausgestellten Taximodelle anderer Hersteller berichten wir in weiteren Meldungen:
Volkswagen: Sowohl die PKW-Sparte als auch die Nutzfahrzeugabteilung hatte einige Überraschungen parat.
Volvo: Hybrid-Modelle ersetzen Diesel-Varianten
Toyota: Hybrid und Inklusion
Beitragsfoto: Vier Taxi mit chinesischer Herkunft. Foto: Taxi Times