Die App MyTaxi soll 2015 in weiteren europäischen Städten eingeführt werden, begleitet meist von Rabattaktionen. Genau dies wird nun vom deutschen Taxiverband BZP heftig kritisiert.
Den Anfang der europäischen Launch-Offensive machen die spanischen Städte Valencia und Sevilla und mit Mailand auch die erste Stadt in Italien. Der Start wird begleitet von einer vierwöchigen Rabatt-Aktion. Wer eine Fahrt über die MyTaxi-App bezahlt, erhält die Hälfte des Fahrpreises erstattet.
Ähnliche Aktionen hatte MyTaxi in den letzten Wochen auch in Hamburg, München, Frankfurt und anderen Städten durchgeführt, was den Präsidenten des Deutschen Taxiverbands BZP, Michael Müller, zu einem bemerkenswerten Appell veranlasste: In einer öffentlichen Erklärung bittet Müller „diejenigen Unternehmer, die MyTaxi-Aufträge durchführen oder zulassen, um ein kurzes Nachdenken. Setzt euch nicht dem Preisdiktat von MyTaxi aus!“ Er habe die App bisher mit Distanz betrachtet, schreibt der Präsident auf der BZP Homepage, letztlich aber auch den positiven Aspekt gesehen, dass diese App „den rechtlichen Rahmen anders als Uber nicht in Frage stellte, sondern die Vermittlung von ordnungsgemäßen Taxifahrten betrieb.“
Mittlerweile sei allerdings eine neue Situation entstanden, denn das Unternehmen habe im Dezember letzten Jahres damit begonnen, „den Vermittlungswettbewerb mit unfairen und rechtlich zweifelhaften Mitteln zu führen. Die mittlerweile von Daimler übernommene Gesellschaft zahlt nicht nur Provisionen für neugewonnene Taxifahrer, sie rabattiert zudem Fahrgästen mit bis zu 50 Prozent die Taxifahrten. Dies ist kein normaler Akt von Kundengewinnung über qualitative Maßnahmen, sondern eine Verdrängung der Taxizentralen mit finanziellen Mitteln, welche die Taxizentralen nicht haben. Das ist eine klare Dumping-Attacke gegen die bewährten Strukturen. Es ist auch deshalb unfair, da die Zentralen, die als Genossenschaften von Taxiunternehmern betrieben werden, sich einem Unterbietungswettbewerb aus tarifrechtlichen Gründen gar nicht stellen dürfen.“
Müller warnt daher alle Kollegen, die bisher mytaxi nutzen: „Auf den ersten Blick mag es ja ganz nett sein, sich so zusätzliche Aufträge zu besorgen. Wenn dies aber zusammen mit den Rabattaktionen dazu führen sollte, dass größere Anteile von Fahrten zu MyTaxi gehen, steigt damit die Abhängigkeit dieser Unternehmer von MyTaxi.“
Laut Müller werde damit ein Teufelskreis in Gang getreten: „MyTaxi hebt sofort
die Vermittlungspreise, wenn sie über genügend Fahrten verfügt. 2014 waren bis zu 30 Prozent Provision angedacht, die nur durch massiven Widerstand gestoppt und auf 15 Prozent limitiert werden konnte.“
Müller prophezeit: „Sollte sich die Vision von MyTaxi verwirklichen – Kundengewinnung und Plattmachen der Zentralen – tragen alle Unternehmer die Folgen. Denn dann sind sie abhängig von MyTaxi, weil das Unternehmen bestimmt, was die Taxiunternehmen vom Umsatz abgeben müssen.“
„Überlegen Sie sich das“, appelliert der BZP-Präsident daher an alle myTaxi-Unternehmer und Fahrer: „Will ich das Taxizentralenwesen beibehalten oder will ich kurzfristige Auftragsbeschaffungen mit höchst schädlichem Ende?“ jh
Abbildung: mytaxi