Die Deutsche Bahn hat sich als Investor und Mehrheitseigner der GHT Mobility GmbH, der Betreibergesellschaft des Fahrdienstes Clever Shuttle, zurückgezogen.
Die Deutsche Bahn AG (DB) besaß seit 2018 die Mehrheit der Unternehmensanteile, zuletzt 86 Prozent. Die DB hat sich nach eigenen Angaben aus der künftigen Finanzierung für das Unternehmen mit der Marke Clever Shuttle zurückgezogen, nachdem es „zu keiner gemeinsamen Finanzierungslösung mit den Miteigentümern gekommen ist“. Das ist hauptsächlich der Konzern Mitsui Bussan, eines der größten Unternehmen in Japan, mit 12 Prozent der Firmenanteile.
Da die DB Haupt-Geldgeber der GHT Mobility war, musste das Unternehmen heute einen Insolvenzantrag stellen. Wie das Unternehmen mitteilt, sind die operativen Regionalgesellschaften von Clever Shuttle von der Insolvenz aber nicht betroffen: Sämtliche von CleverShuttle betriebenen Verkehre werden vorerst weitergeführt. Das betrifft derzeit 21 On-Demand-Verkehre unter der Regie der fünf regionalen Gesellschaften in mehr als 45 Kommunen.
Geschäftsführer Bruno Ginnuth äußerte sich „verwundert“ über den Ausstieg der DB, da On-Demand-Verkehre sich im Aufwind befinden. Er suche nun nach neuen Investoren, um die rund 800 Arbeitsplätze der GmbH zu sichern. Er verweist auf seine jahrelange Erfahrung mit Pooling-Verkehren.
Clever Shuttle war 2014 in Berlin von Bruno Ginnuth, Jan Hofmann und Slava Tschurilin gegründet worden. Anfang 2016 wurde der Betrieb in Leipzig und München aufgenommen, gefolgt von Hamburg und Berlin.
Mit dem Einstieg des Daimler-Konzerns und der Deutschen Bahn AG als Investoren 2017 und der Übernahme der Mehrheit an Clever Shuttle durch die DB 2018 begann die Zeit der Kooperationen. Im selben Jahr wurde der Fahrdienst in Stuttgart, Dresden und Frankfurt am Main auf die Straße gebracht, in Lübeck als ÖPNV-Partner. In Leipzig und Dresden kooperierte Clever Shuttle mit der Verlagsgesellschaft Madsack, die in Leipzig sogar die Mehrheit übernahm. Im Juli 2019 kam Kiel hinzu, hier in Kooperation mit den Kieler Nachrichten.
Die Konkurrenz für das Taxigewerbe wurde nicht überall widerspruchslos hingenommen. So kam es unter anderem in Leipzig im Spätsommer 2019 zu einer Demonstration gegen Clever Shuttle. Später resultierte aus der Gegenbewegung sogar die Gründung eines Verbandes, des Leipziger Taxiverbandes LTV. Auch in Berlin gab es offizielle Diskussionen.
Im Oktober 2019 gab Clever Shuttle bekannt, dass der Betrieb in Frankfurt am Main, Hamburg und Stuttgart eingestellt wird. Die Stuttgarter Taxizentrale reagierte auf den Verlust der Arbeitsplätze mit einem besonderen Angebot an die Fahrer.
Wenig später gewann die Gesellschaft den japanischen Mischkonzern Mitsui Bussan als Investor. Im Januar 2020 begann der Betrieb in Düsseldorf, wo man mit den Stadtwerken zusammenarbeitete. Dennoch verkündete das Unternehmen im Frühjahr 2020 die baldige Einstellung des Betriebs in Berlin, München, Dresden und Kiel. Im Frühsommer 2020 war die Rede von desaströsen Defiziten.
Im Juni 2022 hieß es, dass auch in Berlin, München und Dresden das Angebot aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werde. Im Januar 2022 war dann schließlich auch in Düsseldorf und Leipzig Schluss.
Durch regionale Partnerschaften konnten aber die Angebote in Essen, Dormagen, Leipzig, Salzgitter und mehreren Orten im Rhein-Main-Gebiet aufrecht erhalten werden, darunter „Knut“ in Frankfurt am Main und „Emil“ in Taunusstein. Die auf Kooperationen beruhenden Fahrdienste sollen vorerst bestehen bleiben. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle