Zahlreiche Taxibetriebe haben bereits Kurzarbeit anmelden müssen. Eine Gruppe der Angestellten geht dabei aber leer aus – die Rentner. Gerade im Taxigewerbe gibt es davon sehr viele. Einer von ihnen hat unserer Redaktion einen verzweifelten Brief geschrieben.
Es gibt viele Gründe für Pensionäre oder Rentner, auch nach dem Berufsleben als Taxifahrer tätig zu sein. Neben dem Spaß und dem Bedürfnis, weiterhin „unter Leuten zu sein“ und dem wichtigen Gefühl, gebraucht zu werden, ist es für einige leider auch der finanzielle Zwang, weil die gesetzliche Rente nicht zum Leben reicht.
Weil nun aber das Kurzarbeitergeld nicht bei Rentnern angewendet werden kann, zählen die taxifahrenden Rentner zu den großen Verlierern der Corona-Maßnahmen.
Der Düsseldorfer Taxifahrer Gerd Schlinghoff erläutert dies in einem Brief an Taxi Times:
„Hallo zusammen,
in dieser besorgniserregend merkwürdigen Zeit werden – sicherlich zu Recht – Milliarden Euro zur Unterstützung von Unternehmen bereitgestellt. Aber: Hat auch irgendeiner der großzügigen Politiker einmal darüber nachgedacht, was mit den Altersrentnern ist, die Vollzeit oder Teilzeit weiter arbeiten müssen, da die Altersrente – warum auch immer – zu niedrig ist zum (Über-)Leben?
Für diese Gruppe (ich glaube, im Taxigewerbe gibt es eine Menge davon!) bricht der komplette Zusatzverdienst weg, wenn die Firma Kurzarbeit anmeldet. Kurzarbeitergeld gibt es ja nur für eine arbeitslosenversicherungspflichtige Tätigkeit.
Wer anständig ist/bleibt, verliert wieder einmal. Krank feiern tut man nicht, schon gar nicht aus Solidarität zum Unternehmer. Das würde dem Fahrer aber für einen Zeitraum helfen, dem Unternehmer aber zusätzlich schaden.
Geldgeschenke für Unternehmen / Kleinunternehmer auf der einen Seite und die betroffenen Altersrentner werden im Regen stehen gelassen? Hartz IV ist für die meisten aus dieser Gruppe sicherlich keine Lösung, denn dann würden sie nicht arbeiten gehen.
Auch ich bin betroffen, aber in der ‚glücklichen‘ Lage mit Einschränkungen von meiner Rente leben zu können. Mehreren Kollegen geht es nicht so gut. Hier fehlen mehrere hundert Euro jeden Monat ohne Arbeit und Gehalt.
Ich habe Mitte März unsere Frau Bundeskanzlerin angeschrieben, bis heute aber keine Antwort erhalten. Eine Mail an den Ministerpräsidenten von NRW wurde zwar beantwortet, doch ohne konkret auf den Sachverhalt oder eine mögliche Lösung einzugehen. Es erfolgte der Verweis zuständigkeitshalber an das Ministerium für Arbeit und Soziales.
Ich werde auch dorthin mailen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass man zwar ein Leben lang arbeiten durfte und alle Steuern, Abgaben und Versicherungen gezahlt hat, im Alter aber nur noch lästig ist und am liebsten vergessen wird.
Vielleicht fällt Ihnen / Euch etwas ein, wo man ansetzen könnte. Ich würde mich freuen.“
Unterschrieben sind die Zeilen mit freundlichen Grüßen aus Düsseldorf von Gerd Schlinghoff.
Hallo Gerd,
„Grundsicherung für Arbeitssuchenden“ nach dem SGB II (= Hartz IV) kann es für Rentner nicht geben, weil diese ja dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Daher gibt es die „Grundsicherung im Alter und bei voller Erwerbsminderung“ nach dem 4. Kapitel SGB XII. Diese Leistung ist speziell für Rentner, deren Rente nicht für den Lebensunterhalt reicht, Angehörige werden nicht zur Kassen gebeten, solange deren Einkommen unter 100.000,- Euro/Jahr liegt. Es gibt also auch Hilfen für Rentner, die man einfach nur beantragen muss.
http://www.bmas.de/DE/Themen/Soziale-Sicherung/Sozialhilfe/grundsicherung-im-alter-und-bei-erwerbsminderung.html
Trotzdem muss man sich nackig machen und das Sozialamt möchte gerne für eine gewisse Zeit die Kontoauszüge einsehen.
Das ist zu kurz gegriffen und wahrscheinlich so nicht gemeint.
Ich bin mit meinem Fahrer ebenfalls betroffen.
Ich beschäftige seit zwanzig Jahren einen Mitarbeiter, den ich übergangslos nach seinem Renteneintritt weiterbeschäftigt habe. Rentner sind nicht berechtigt Kurzarbeitergeld zu beantragen! Weil dieser Rentner seit ca. 20 Jahren bei mir arbeitet hat er nun einen gesetzlichen Kündigungsschutz von *7 Monaten*!
So sieht das Problem nämlich aus.
Moin Gerd,
vielleicht sollten wir, die Rentner die jetzt hinten runterfallen Unterschriften für eine Petition sammeln …
fällt mir da ein… WIR werden doch nicht eine unerhebliche Zahl der Rentner sein die selbsständig waren und deren Alterversorgung (Spareinlagen) durch die Null-Zins- Politik zerstört wurde und daduch quasi gezwungen wurde weiter zu arbeiten… Hörte das Studenten gerade ähnliches anschieben über die sozialen Medien…. ich bin nicht in Facebook vertreten..
Gruß aus Hamburg
Harald Labeit ([email protected])
zu: #Jaqueline,
ein schöner Ausflug in die deutsche Sozialgesetzgebung. Alles Dinge, die den meisten von uns bekannt sind. Aber leider geht das am Thema vorbei:
Es geht hier nicht um Dinge, die dem EInzelnen zustehen, Grundsicherung für Arbeitssuchende (!) und auch nicht um Grundsicherung im Alter und bei voller Erwerbsminderung.
Die Altersrentner, die noch voll weiterarbeiten, wollen sich doch gar nicht in die soziale ‚Hängematte‘ legen, sondern -das hat sicherlich etwas mit Stolz und Selbstachtung zu tun- genau das tun, was sie ein Leben lang bis zur Rente getan haben – für ihren Lebensunterhalt selber sorgen!
Es ist schon richtig, daß nach der zur Zeit gültigen Rechts- Gesetzeslage, Rentnern kein Kurzarbeitergeld zusteht, aber in der momentanen Ausnahmesituation, in der sich die Politiker (sicherlich zu Recht) mit immer neuen Milliardenhilfen und Erleichterungen für Unternehmer / Unternehmen überbieten, wo über die Aufstockung von Kurzarbeitergeld diskutiert wird, werden wir Altersrentner ‚mal eben vergessen?
Die meisten dieser Hilfsgelder waren doch noch vor wenigen Wochen undenkbar und nicht vorgesehen…
Warum werden die Altersrentner, denen 100% ihres dringend benötigten Zusatzverdienstes wegbrechen nicht in die Hilfsgelder miteinbezogen? Insbesondere nachdem nun das Kurzarbeitergeld aufgestockt werden soll.
Warum lässt man die Rentner in dieser Situation im Regen stehen, obwohl auch sie in ’normalen‘ Zeiten Steuern und Krankenversicherung zahlen?
Irgendwo ist das m.E eine Ungerechtigkeit den Rentnern gegenüber. Man könnte etwas härter auch von Diskrimininierung sprechen!
zu #Kehren
Nichts anderes habe ich gesagt: als Altersrentner besteht kein Anspruch auf Kurzarbeitergeld, da wir nicht arbeitslosenversicherungspflichtig beschäftigt sind.
Bloß verstehe ich nicht den Zusammenhang mit der Kündigungsfrist.
zu# Harald
Das mit der Petition wäre vielleicht eine Massnahme – insbesondere auch der Hinweis auf Null-Zins-Politik und die Auswirkungen auf die eigene Altersvorsorge. Leider bin auch ich weder bei Facebook, noch bei Twitter vertreten
Hallo Gerd,
du stellst es hier so dar, als wenn hier nichts für die Rentner getan wurde, aber die Bundesregierung hat ein so genanntes „Sozialschutz-Paket“ verabschiedet, das eben genau für deinen geschilderten Fall gedacht ist.
Wenn du persönlich jedoch kein Geld vom Staat haben willst, weil du dich nicht in die „soziale Hängematte“ legen möchtest, dann fehlt es mir an Mitleid, denn die Hilfe wäre ja da.
Auch die „Milliardenhilfen und Erleichterungen für Unternehmer“ kommen doch vom Staat. Deiner Logik folgend ist es also nur dann in Ordnung Geld vom Staat zu nehmen, wenn man Unternehmer ist, aber nicht wenn man Rentner ist.
Das sagt eine Person die halt genug hat und sich keine Sorgen machen muss!