Die Beförderung von in Rollstuhl sitzenden Fahrgästen wird von Taxibetrieben in Großstädten teils sträflich vernachlässigt. Dabei ist es politisch gewollt – und auch günstiger – als die Beförderung mit speziell darauf spezialisierten Mietwagenunternehmen. Ein ausführlicher Beitrag der „Stuttgarter Zeitung“ beleuchtet die aktuelle Situation und nennt die Voraussetzungen, unter denen der Einstieg des Stuttgarter Taxigewerbes in die Behindertenbeförderung gelingen könnte.
Rollstuhlfahrer haben es nicht leicht in Stuttgart (und in vielen anderen Städten auch) spontan, abends oder am Wochenende ein günstiges Transportmittel zu bekommen. Unter der Woche tagsüber gibt’s die von der Kasse gezahlten Krankenfahrten, aber in der Freizeit von A nach B zu kommen, stellt oft eine unüberwindbare Hürde dar. Von 700 Taxis sind lediglich zwei behindertengerecht umgerüstet. Die Stadt Stuttgart gibt Bürgern mit einer starken Gehbehinderung jährlich 96 Gutscheine „für Fahrten mit Taxen oder mit speziell für Rollstuhlfahrer umgerüsteten Fahrzeugen von Mietwagenunternehmen“ aus. Aber es fehlen schlichtweg die Fahrzeuge, so dass die gehandicapten Bürger das Angebot der Stadt oft gar nicht nutzen können.
Walter Tattermusch, ehemaliger Sozialamtsleiter und jetzt Behindertenbeauftragter der Stadt, bemängelt, dass die mobilitätseingeschränkten Personen zu „ungünstigen Zeiten“ weitgehend auf Ehrenamtliche angewiesen sind. Die Betroffenen müssen mehrere Tage vorher ein Taxi oder ein Mietwagen ordern und notfalls würden auch mal Sammelfahrten organisiert werden. Diese seien aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Zwei umgerüstete Fahrzeuge von 700, dass zeuge laut Tattermusch von keiner ernstzunehmenden Inklusion. Zehn Rollstuhltaxis würden den Bedarf decken.
Doch so ein Umbau ist eben alles andere als kostengünstig. Deshalb fordert die Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart (TAZ) in ihrem aktuellen Tariferhöhungsantrag 7,50 Euro für das Befördern eines Menschen mit Behinderung, wenn dieser bei der Fahrt im Rollstuhl sitzen bleiben muss. Der Zuschlag solle den Unternehmern als Anreiz dienen, sich Fahrzeuge für Rollstuhlfahrer anzuschaffen. So ließen sich die Umbaukosten von 5000 bis 7500 Euro zumindest teilweise refinanzieren.
Die Vertreter der Verbände sehen die Umrüstkosten als schwerwiegendes Hindernis an. Manfred Hülsmann vom Taxi-Verband Württemberg schlägt aus diesem Grund vor, die Stadt solle die anfallenden Umrüstungskosten übernehmen.
Interessant ist ein Denkmodell, wonach die Stadt „konditionierte Konzessionen“ ausstellen könnte. Man könnte dafür auf diejenigen Unternehmen zurückgreifen, die derzeit auf der Warteliste für eine Taxikonzession stehen. nu
Foto: Taxi Times
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Rollstuhltaxen teurer als „normale“ ein Unding.
Die gehandikapten Menschen sind schon gebeutelt genug.
Da müssen andere Lösungen angedacht werden:
– Gemeinde zahlt den Umbau
– 10,-€ Aufschlag pro Tour, der über die Jahressteuer erstattet wird
Sehe ich auch so, welches kleine Unternehmen soll denn den Umbau bezahlen können!?Von Seiten der Politik kann man aber nichts erwarten. Bin gespannt, wie sich die Anzahl der Konzession in Berlin verändern wird, sprich Fiskaltaxameter!!!
Es ist ziemlich schwer in Großstädten als Rollstuhlfahrer ein entsprechendes Taxi zu bekommen. Wie Sie bereits anführen, ist es eine schier unüberwindbare Hürde abseits der Krankenfahrten von A nach B mit dem Taxi zu kommen. Dieses Angebot sollte unbedingt ausgeweitet oder optimiert werden. Vielen Dank für den Beitrag!
Vor kurzem musste mein Onkel auf einem Rollstuhl sitzen und ich beschloss, mehr über seine Transportmöglichkeiten herauszufinden. Schade, dass es nicht so viele spezielle Rollstuhltaxis gibt. Ich hoffe, dass sich diese Situation bald ändern wird, denn manchmal müssen alle Menschen irgendwohin gehen.