Ein desaströs defizitäres Unternehmen der Deutschen Bahn tritt seinen Rückzug an. Ein Grüner Verkehrspolitiker bedauert dies und übersieht bei seiner Argumentation den ÖPNV und das Taxi.
Vergangene Woche wurde in den Medien bekannt, dass CleverShuttle (CS) mit rund 100 Millionen Kosten und fehlenden Gewinnen seinen Sammelfahrdienst in den meisten Städten einstellen muss. Die durch die Corona-Krise finanziell stark geschwächte Deutsche Bahn wird das Unternehmen, an dem man zu knapp 80 Prozent beteiligt ist, nicht mehr weiter wie bisher betreiben.
Dass nun ausgerechnet derjenige Dienst als erstes seine Aktivitäten reduziert, der aufgrund des konsequenten Einsatzes von emissionsarmen Fahrzeugen wenigstens teilweise auch einen aktiven Beitrag zur innerstädtischen Schadstoffreduzierung beigetragen hat, mag aus umweltpolitischer Sicht ärgerlich sein.
Insofern ist auch der Frust des Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar verständlich. Gelbhaar hatte nur wenige Stunden nach dem Bekanntwerden des CS-Rückzugs die Bundesregierung aufgefordert, „innovative Mobilitätsdienstleister wie CleverShuttle nicht durch die Corona-Krise kaputt gehen zu lassen.“ Das sei ein völlig falsches Signal, weil es „massiv Arbeitsplätze kosten und die Klimaschutzziele gefährden“ würde und somit für die Verkehrswende ein massiver Rückschlag wäre.
Gelbhaar ist Sprecher für städtische Mobilität und Radverkehr für die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ und hatte sich schon bei diversen Taxi-Veranstaltungen als Freund des Taxigewerbes präsentiert. Letzte Woche schlug er sich nun auf die Seite von CleverShuttle, wobei deren Engagement sich derzeit auf wenige Städte konzentriert, so dass insgesamt eine Fahrzeugflotte von schätzungsweise maximal 300 Fahrzeugen unterwegs sein dürfte. Somit wären aus Personalsicht maximal 500 Arbeitsplätze betroffen. Hier von einem „massiven“ Verlust von Arbeitsplätzen zu sprechen, ist daher massiv übertrieben. Noch dazu, wo nahezu jeder CS-Fahrer auch als Taxifahrer eine Anstellung finden würde. Als CleverShuttle vor einigen Monaten seinen Dienst in Stuttgart einstellte, bot die dortige Taxizentrale sofort an, die arbeitslos gewordenen Fahrer zum Taxifahrer umzuschulen. Die Taxibranche mit rund 250.000 Beschäftigten litt vor der Corona-Krise massiv unter Fahrermangel.
Völlig zurecht weist Gelbhaar dagegen auf eine Schieflage hin, die derzeit den Markt der Pooling-Anbieter bestimmt. Der Vorgang mache sichtbar, „dass der Dienstleistungssektor im Bereich Mobilität zu abhängig ist von bestehenden Verkehrsunternehmen mit völlig anderen Kernbereichen. Ihnen wird nun, wie im Fall Clever Shuttle, schnell der Geldhahn zugedreht“.
Gelbhaar hat Recht, denn auch bei Moia wird wegen der Corona-Krise das Engagement seitens des Mutterkonzerns Volkswagen reduziert und bei Berlkönig kann es nur weitergehen, wenn die Kommune nochmal kräftig Geld zuschießt, auch wenn man kürzlich nochmal eine Galgenfrist bis Ende Juli vom Geldgeber ViaVan erhalten hat.
Bei Clever Shuttle sind die Besitzverhältnisse sogar ganz eng mit der Politik verknüpft, denn dort spricht die Bundesregierung ein gehöriges Wörtchen mit. „Der Bund als Eigentümer ist hier in der Pflicht“, sagt Gelbhaar und empfiehlt deshalb den verantwortlichen Akteuren, CleverShuttle als eigenständiges Unternehmen auszugliedern oder den Verkauf der Unternehmensanteile zu überprüfen, da man sonst das ökonomische wie ökologische Potenzial nicht ausschöpfe, sondern verspiele.
Gelbhaar übersieht bei seiner Schlussfolgerung allerdings, dass Sharing-Anbieter in der jetzigen Konstellation kein ökonomisches Potenzial haben. Keine Gewinne, dafür aber 100 Millionen Kosten sprechen bei CleverShuttle eine deutliche Sprache. Bei Moia und Berlkönig dürften die Zahlen nicht anders gelagert sein. Eine wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist auch bei besserer Auslastung nicht realistisch, solange man Ride-Pooling als Einfallstor und Ersatzgeschäftsfeld für Fahrzeughersteller und Mobilitätskonzerne definiert anstatt die Durchführung solcher Verkehre dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV und dem Taxi) zu ermöglichen, die in diesem Bereich bereits über das nötige Personal, den notwendigen Fuhrpark und die erforderliche Erfahrung verfügen.
Von daher ist es sehr schade, dass Gelbhaar bei seinem Plädoyer kein Wort über diese Alternative verliert und somit auch das Taxi als wichtigen Teil des ÖPNV außen vor lässt. Denn dort – und nur dort – liegt das angedeutete ökonomische Potenzial für Ride-Pooling – und wenn parallel die finanziellen Anreize wie auch die infrastrukturellen Bedingungen für einen praxistauglichen Umstieg auf umweltschonende Antriebsarten geschaffen werden, können ÖPNV und Taxi sogar gleichzeitig zur ökologischen Wende beisteuern.
Stefan Gelbhaar stand bisher immer positiv zum Taxigewerbe. Er wird sich von diesen Argumenten sicherlich auch überzeugen lassen. jh
Foto: Taxi Times
Hatten nicht gerade BZP; Clever Shuttle, MOIA und Berlkönig einen verkehrspolitischen Schulterschluß gemacht?
Ja: https://taxi-times.com/taxi-mietwagen-und-poolingsdienste-fordern-gemeinsam-eine-sinnvolle-aenderung-des-pbefg/
Auch wenn die Taxibranche viele Federn lassen muss in der Coronakrise, wird sie sich als einzig sinnvoll durchstrukturiertes Gewerbe in der Personenbeförderung durchsetzen.
Fahrer mit Ortskenntnis und Fahrpraxis sind den grünalternativen Verlegenheitsbetrieben wie Clever Shuttle, Moia, free now und Uber um Welten überlegen. Niemand weint diesen Mitessern eine Träne nach !
Ich verstehe nicht, daß die Politik einfach über die Vorteile des Taxigewerbes hinweg sieht. Durch die, nur mit Dumpinglöhnen konkurierenden, Uber,Shuttl etc. sind nicht weniger PKW auf der Strasse, sondern mehr. Und das Problem ist doch dass Strassenflächen endlich sind u. zu viele PKW auf der Strasse (zuviele parkend am Strassenrand) sind. Durch subvention sollte der Taxipreis angepasst werden um den nötigen Individualverkehr auch für nicht so betuchte Personen möglich machen, Krankenfahrten, Besorgungen für behinderte, ältere.
Auch ist das Taxi besser zu dessinfizieren wie ÖPNV. Und auf dem Land wäre es sicher eine gute Alternative zu kaum vorhanden ÖPNV..
Warum wird hier eigentlich immer über den ÖPNV UND das Taxigewerbe gesprochen?
Taxen SIND BETANDTEIL des ÖPNV. Also sollte wir hier grundsätzlich nur über die Veränderungen des ÖPNV reden und nicht immer den Eindruck erwecken, dass das Taxigewerbe außerhalb des ÖPNV stehen würde.
Wenn wir hier darüber diskutieren, welche Änderungen im PBefG sinnvoll sind oder nicht, so sollte dies immer im Kontext mit den anderen Verkehrsmitteln des ÖPNV gesehen und auch gestellt werden. Ob es die Deutsche Bahn, Schifffahrtsunternehmen oder das örtliche Nahverkehrsunternehmen sind, so müssen wir doch erst einmal dafür Sorge tragen, dass wir als Taxi nicht immer außen vor gelassen werden, sondern dass wenn von ÖPNV gesprochen wird, auch immer das Taxigewerbe mit gemeint ist.
Die vermeintliche Sonderstellung, die uns immer von der Politik versucht wird, aufzudrücken, haben wir nicht!
Wir sind ein fester Bestandteil des ÖPNV und nichts anderes! Und wir sind ein WICHTIGER BESTANDTEIL des ÖPNV, denn ohne uns würde viele Menschen nicht mehr in der Lage dazu sein, ihr Leben geregelgt fortzusetzen (z.B. Dialyse oder Strahlentherapie, Behinderte…).
Der einzige Unterschied zwischen dem Taxi und den anderen Beteiligten am ÖPNV besteht darin, dass wir OHNE JEDWEDE UNTERSTÜTZUNG UND QUERSUBSENVENTIONEN zusehen müssen, wie wir unsere Unternehmen rentabel führen können. Abgefedert wird dies nur durch § 39 Abs. 2 S.1 PBefG. Das Problem an der Sache ist nur, dass die dafür zuständigen Behörden auf kommunaler Ebene i.d.R. wegen des angeblich kronischen Geldmangels sich außerstande sehen, die Wirtschaftlichkeit und Rentabilität entsprechend REGELMÄßIG zu überprüfen und entsprechende Tarifanpassungen vorzunehmen.
Hätten sie das in der Vergangenheit getan, so könnten wir als fester Bestandteil des ÖPNV genau auf die Zahlen verweisen und hätten somit bundesweit belastbare Daten, gegen die auch ein „Sturkopf“, wie unser Bundesverkehrsminister, nichts mehr einwenden könnte.
Die Richtung in den jetzt noch anstehenden Diskussionsrunden für Änderungen am PBefG muss daher lauten: Wir reden hier nicht über Änderungen des Taxigewerbes, sondern über ÄNDERUNGEN DES ÖPNV!
Also wenn keine Abgaben, wie Steuern und Sozialversicherung zu leisten sind, kann ich auch mit voller Hose stinken!
Taxis sollen/würden als Ridesharing-Anbieter erfolgreicher sein? Da ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Beim Taxi würde das Pleitegehen kleinerer unbekannter Unternehmer nur weniger auffallen.
Lieber JU,
wie ich schon an anderer Stelle schon geäußert hatte: In anderen Ländern nennt man die Dinger „Tuck Tucks“ und unter welch menschenunwürdigen Bedingungen die Fahrer bzw. Betreiber dort arbeiten müssen, wissen wir auch hier in Deutschland.
Konsequenz daraus kann also nur lauten: So einen Scheiß brauchen wir hier in Deutschland nicht,
es sei denn, Sie plädieren für die Wiedereinführung des Sklaventums in der B.R.D. Dann aber nur unter der Bedingung, dass Sie und ihre ganze Familie sich als als erstes dazu bereiterklärt, sich wieder versklaven zu lassen.