Es sollte das Jahreshighlight der TMV-direkt-Serie werden: Der TMV feiert seinen zweiten Jahrestag und gleichzeitig war diesmal Bundesverkehrsminister Volker Wissing zu Gast im erfolgreichen Dialogformat des TMV.
Leider geriet die Gesprächszeit aufgrund einer vorangehenden außerordentlichen Pressekonferenz jedoch so kurz, dass sich keine weiterführende Diskussion mit dem Bundesminister entwickeln konnte, schade. Aber immerhin sagte Minister Wissing zu, dass in seinem geplanten Deutschland-Ticket auch das Taxi als Leistung integriert werden soll, und hier wird das Gewerbe ihn nun natürlich auch in die Pflicht nehmen, sein Wort umzusetzen.
Der Taxi- und Mietwagenverband TMV feierte am 21. Dezember seinen zweiten Geburtstag, und so war es Bundesgeschäftsführer Patrick Meinhardt eine große Freude, zufällig genau zu diesem Termin den Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing (FDP) im Dialogformat „TMV direkt“ präsentieren zu dürfen. Diese Freude wurde ihm jedoch dadurch etwas verhagelt, dass von der vereinbarten Stunde Gesprächszeit nur noch gut zwanzig Minuten übrig blieben und man dem Minister parallel anmerkte, dass er nur wenig Zeit zur Vorbereitung gehabt hatte. Trotzdem gab es ein paar interessante Statements aus dem Ministerium (BMDV).
In der Vorstellungsrunde wies der Minister darauf hin, dass das Taxi- und Mietgewerbe für ihn ein wichtiger und besonders verlässlicher Part des Mobilitätsmix im Lande sei und er dessen Bedürfnisse daher auch sehr ernst nähme. Im Besonderen erwähnte er die Botschaftermission, die das Gewerbe im Zusammenhang mit der E-Mobilität übernähme, da Kunden sich von der Verlässlichkeit dieser Technik am ehesten von Taxifahrern und -fahrerinnen überzeugen lassen, die selber diese Technik erfolgreich nutzen. Nicht fehlen durfte der Hinweis, dass man auch zukünftig stets technologieoffen sein müsse, E-Mobilität allein könne nicht die Lösung sein.
Wirklich spannend war sein Statement zur Mobilität der Zukunft. Der ÖPNV schrecke mit seinem Tarifdschungel und teilweise sehr hohen Einstiegspreisen die Bürger eher davon ab, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. Er wolle daher ein Deutschlandticket etablieren, welches auch die Leistungen des Taxis integriere. Eigenwirtschaftliche Verkehre seien unverzichtbar in den Mobilitätsketten, zumal gerade deren Unternehmer und Unternehmerinnen für sachgerechte und ökonomische Verkehrslösungen stünden und auch bei der Elektrifizierung der Verkehrsmittel schon sehr gut dastünden. Dieses Ticket müsse allerdings vollständig digital daherkommen, eine Papierversion sei mit ihm nicht machbar. Hier wird die Branche ihn natürlich gern beim Wort nehmen, muss dafür nun aber auch schnellstens seine Hausaufgaben bezüglich der Digitalisierung und der Elektrifizierung machen.
Zur kleinen Fachkunde befürwortete der Minister die Anforderung eines gewissen Grundwissens bei Taxi- und Mietwagenfahrern und verwies darüber hinaus auf die im Januar anstehende erste Tagung der dafür ausgerufenen Arbeitsgruppe. Damit ist zum jetzigen Zeitpunkt auch nach neunzehn Monaten bisher noch keine Tendenz erkennbar, ob hier nun nur ein „Sitzschein“ ausreichen wird, oder ob es eine Prüfung geben soll. Da sich Taxi und Mietwagen bei diesem Thema bekanntlich keinesfalls einig sind, bleibt spannend, wie es weitergehen wird.
Die Publikumsfrage von Unternehmer Uwe Wieland, ob man auf den Minister zählen dürfe, wenn man sich eine Deregulierung der Anforderungen zur vorgeschriebenen Fahrzeugausstattung wünsche, projizierte dieser allerdings lediglich auf die E-Mobilität und klagte daraufhin sein Leid, dass es generell sehr schwierig sei, zukunftsorientierte Technik zu bezahlbaren Preisen geliefert zu bekommen. Der Durchschnittspreis von 53.000 Euro für ein E-Auto erschien ihm in jedem Fall zu hoch, da so viele Menschen nicht beim Wandel in der Mobilität mitziehen könnten. Auch sei der Verkehrssektor offensichtlich oft schneller als die Energiepolitik, die die notwendige Infrastruktur nicht schnell genug verfügbar mache. Eine generelle Entbürokratisierung, die die Fahrzeugbeschaffung für die Unternehmen wieder erleichtern könnte, wurde so leider nicht diskutiert.
Wenig Hoffnung machte der Minister dem Unternehmer Völkel, der seiner Sorge um drastisch steigende Energiepreise für seine E-Taxiflotte Ausdruck verlieh. Man habe zwar schon diverse Förderprogramme beschlossen, insgesamt aber werde Energie in der Zukunft ein teures Gut bleiben. Alle Alternativen zu den Lieferungen aus Russland seine teuer, und er mache sich generell große Sorgen, wie das Land diese Herausforderung meistern werde.
Der Frage nach einer möglichen Aufhebung der Rückkehrpflicht, die der Mietwagenunternehmer Roland Hiering aus einer Münchner Umlandgemeinde einbrachte, erteilte der Minister dann eine klare Absage. Die PBefG-Novelle sei abgeschlossen, und es seien keine weiteren Initiativen geplant. Hiering hat nach dieser Antwort den Video-Chat postwendend verlassen. Recherchen eines Taxi-Times-Lesers haben hinterher ergeben, dass es sich um einen Partner von Ennoo Safe Driver gehandelt hat, der wiederum als Generalunternehmer von Uber agiert.
Amüsant war die Ministerantwort auf die Publikumsfrage, ob dem Gewerbe nicht unter dem Deckmantel der Digitalisierung die Rosinen aus dem Beförderungskuchen gepickt würden und der verbleibende Torso dann für niemanden mehr zum Überleben reiche, denn die Antwort war ein Plädoyer für die Digitalisierung. Allerdings hatte Wissing ja zuvor darauf hingewiesen, dass er sowohl das Taxi als auch den Mietwagen als unverzichtbar erachte. Hier muss wohl gelegentlich trotzdem noch über den Unterschied zwischen Raubrittertum und sachgerechter Digitalisierung weitere Aufklärung betrieben werden, denn so einfach sollte das Gewerbe den Minister nicht aus der Verantwortung entlassen.
Tatsächlich hatte die Veranstaltung dieses Mal besonders großes Interesse geweckt, und auch die Anzahl der im Voraus eingereichten Fragen überstieg das übliche Maß. Um so bedauerlicher, dass sich gerade zu diesem Termin nicht die für das Format gewohnte Diskussion entwickeln konnte, die schon manchen Gästen die Belange und Bedürfnisse der Taxi- und Mietwagenbranche durch den persönlichen Austausch sehr gut hatte nahebringen können. Damit diese Fragen nicht ganz untergehen, werden sie nun schriftlich an den Minister weitergeleitet. Dessen Antworten werden aber voraussichtlich erst im neuen Jahr kommen, dann aber sicherlich auch via Taxi Times veröffentlicht. Zusätzlich kündigte Patrick Meinhardt für den Januar die Veröffentlichung weiterer TMV-direkt-Termine an. Man darf gespannt sein. rw
Beitragsbild: Screenshot TMV