Noch reden alle von Uber, doch die chinesische Firma Didi Chuxing, 2012 gegründet, schickt sich an, zum nächsten globalen Giganten der Taxi-Apps zu werden – und noch mehr. Neben 20 Millionen Fahrten pro Tag steckt Didis Geld (Marktwert ca. 50 Mrd. Dollar) auch in vielen anderen Firmen, von Uber über Ola bis hin zu Taxify. Didis Streben gilt dabei auch der Hochtechnologie selbstfahrender Fahrzeuge.
Uber wollte Didi 2014 übernehmen, doch überschätzte sich. 2015 schloss sich Didi mit dem heimischen Rivalen Kuadidi Dache zusammen und übernahm 2016 das China-Geschäft von Uber. In China hat sich Didi nun in 400 Städten etabliert und hat alleine dort 400 Millionen Kunden, schreibt Nikkei Asian Review.
Didi investierte außerdem in Brasiliens Taxi-App 99, in Ola (Indien), in das südostasiatische Grab und ist mit dem neuesten Partner Careem auch im Nahen und Mittleren Osten vertreten. Und dann wären da noch, neben den Beteiligungen an Uber, die Anteile an Ubers Konkurrenten Lyft. Im August kam der estnische Fahrten-Vermittler Taxify dazu, der seine Dienste in 95 Städten in Osteuropa und Afrika anbietet und nun seine Finger nach Westeuropa ausstreckt (Taxi-Times berichtete).
Als Geldgeber Didis tritt unter anderem Apple mit einer Milliarde Dollar auf. Im Wesentlichen aber ist Didi im Besitz der chinesischen Internetgiganten Alibaba und Tencent und dem japanischen Internet- und Mediendienstleister SoftBank. Zusammen kauften sie sich für 12 Milliarden Dollar in den staatlichen Mobilfunkanbieter Unicom ein, der plant, das 5G-Netz im Reich der Mitte auszubauen, weiß TechCrunch. Soviel zu den Wirtschaftsdaten.
Didi Chuxing ist auch im operativen Geschäft wachsam: Seine Fahrer-App kontrolliert die Chauffeure durch die Sensoren im Smartphone und warnt sie – beispielsweise bei einem zu ruppigen Fahrstil, Geschwindigkeitsübertretungen oder Anzeichen von Müdigkeit. Die Daten fließen mit in die Fahrer-Bewertung mit ein. Das System belohnt die guten Fahrer: Sie werden bei der Tourenvergabe bevorzugt.
Didi nutzt die gesammelten Daten von 20 Millionen Fahrten täglich, so sagt das Unternehmen selbst, um die Verkehrs- und damit die Umweltprobleme der chinesischen Mega-Cities in den Griff zu bekommen. Natürlich nutze man die Daten aber auch für den Vertrieb. Taxis hätten ein Problem mit dem Verkauf ihrer Dienstleistung. Aber der Betrieb einer App, wie es Uber machte, sei eine Sache. Ein weiteres Problem sei, die Taxi-Unternehmen mit an den Tisch zu bekommen.
In den Laboren des App-Anbieters wird an der Künstlichen Intelligenz getüftelt. In Zusammenarbeit mit den Großstädten Chengdu (14 Millionen Einwohner) und Jinan (6 Millionen Einwohner) arbeitet man an der Analyse und Beeinflussung von Verkehrsströmen. Der Verkehr soll so umweltfreundlicher und flüssiger werden.
China scheint weit weg. Jedoch von seinem sicher beherrschten Millionenmarkt in der Volksrepublik, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, kann Didi Chuxing gelassen global agieren – im Gegensatz zu allen anderen Giganten der westlichen Welt. Man kann es sich sogar leisten, Google und Apple Konkurrenz zu bieten. Im Mai verkündete Cheng Wei, Boss bei Didi, dass Didi in zehn Jahren einer von „den drei oder vier Unternehmen“ sein würde, die selbstfahrende Fahrzeuge herstellen. prh
Foto: Simon Song
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