Es gibt 345.937 zugelassene Pkw in Amsterdam, unter ihnen – so schätzt die Stadt – rund 2 Prozent Taxis (7.000 inklusive Uber). Die Unfallstatistik aus dem Jahr 2018 weist diesen zwei Prozent aber einen signifikant höheren Anteil aus.
Nicht weniger als 14 Prozent aller schweren Unfälle gehen auf das Konto der Taxis (Mietwagen im klassischen Sinne gibt es in den Niederlanden nicht). Vier tödliche Unfälle wurden im Dezember und Januar alleine von jungen Uber-Fahrer verursacht. Dies geht aus einer Neuberechnung von Zahlen durch die Tageszeitung ‘Trouw’ hervor. Die Zahlen sind dem Jahresbericht der SWOV (Institut für Verkehrssicherheitsforschung) entnommen. Dieser spezielle Blick wurde auf Antrag der Staatssekretärin für Infrastruktur, van Veldhoven, deshalb auf die Personenbeförderer gerichtet, weil Amsterdam und seine Stadträte nach einer Reihe schwerer Unfälle in der Hauptstadt mit Uber-Fahrzeugen zu Anfang dieses Jahres Alarm geschlagen hatten.
Die Zahl der Taxiunfälle und -opfer steigt in Amsterdam stark an, insbesondere seit 2015, dem Jahr nach dem Start von Uber. In anderen Großstädten mit relativ vielen Opfern lag der Anteil der Taxis bei schweren Unfällen im vergangenen Jahr zwischen sechs Prozent (Utrecht) und 2,6 Prozent (Rotterdam). Der genaue Anteil der Taxis an der Gesamtzahl der Fahrzeuge ist in diesen Städten nicht bekannt.
Die Zahl für Amsterdam stieg im vergangenen Jahr auf fast 14 Prozent, während die Zahl der Opfer anderer Fahrzeuge weiter stetig sinkt. Die Staatssekretärin berichtet, dass sie lokale Maßnahmen diskutieren will.
Die Versicherer organisierten einen runden Tisch und debattierten über die „schmerzhafte“ Zunahme und den zunehmenden Schaden pro Unfall. Dem niederländischen Versicherungsverband zufolge wird „die Versicherbarkeit von Taxis auf die Probe gestellt“. Schon jetzt ist es schwierig, eine kostengünstige Versicherung für ein Amsterdamer Taxi zu finden.
“14 Prozent sind viel zu hoch. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen. Es liegt am Taxigewerbe“, sagt Rob Stomphorst von VVN, dem Institut für Verkehrssicherheit. In diesem Jahr organisierte der VVN ein Fahrtraining für nicht weniger als 850 junge Uber-Fahrer. Der VVN plädiert daher dafür, dass jedes Taxiunternehmen ein Budget für ein jährliches Fahrertraining reserviert.
Die Taxizentrale TCA Amsterdam – mit 1.500 Fahrern und 1.200 Taxis die größte Taxi-Organisation in den Niederlanden – betrachtet das Training als Sache der Fahrer. TCA-Sprecher Ron Flens behauptet, dass TCA in den letzten zwei Jahren die Polizei nur zweimal bei einem Unfall brauchte. In dieser Zeit gab es in der Stadt immer noch 71 ernsthafte Taxiunfälle. Flens zeigt auf Uber. Er glaubt, dass seine Fahrer mehr Erfahrung haben und in so teuren Autos fahren, dass „die Fahrzeuge heilig sind und sie damit besser umgehen als die Konkurrenten in einem Gebrauchtwagen“.
Die Polizei unterscheidet bei der Registrierung von Unfällen nicht zwischen verschiedenen Taxiunternehmen in der deregulierten Stadt. Sie registriert auch nicht, ob auf dem Fahrzeug ein Taxischild oder keines montiert ist. Für App-Taxen ist das in der Hauptstadt sowieso nicht obligatorisch. Eine mögliche Maßnahme könnte sein, allen Taxis verpflichten ein Taxischild vorzuschreiben. Stomphorst vom VVN meint sogar: „Plus Firmenname und Handynummer auf dem Kofferraum für zusätzliche Kontrollen.“
Nach den Unfällen schloss Stadrat Sharon Dijksma im Juni einen Vertrag mit Uber. Das Unternehmen erhöhte das Alter neuer Fahrer auf 21 Jahre und gab in der App eine obligatorische Ruhezeit ein. Noch in Dezember gab es bei Uber eine weitere Belohnung für diejenigen, die schnell fünfzig Touren ausgeführt hatten.
Ab Ende dieses Jahres wird Uber der Stadt Daten über die Anzahl der Fahrer, Fahrten und Einstiegsorte geben. Uber veröffentlicht sie normalerweise kaum. Gerade bei Uber’s digitaler Steuerung muss es möglich sein, den Fahrern zu helfen. Zum Beispiel die Registrierung von Geschwindigkeit oder von zu hartem Bremsen. Auch könnte vielleicht ein wiederholter Alarm zwischen zehn und elf Uhr abends – die gefährlichste Stunde – helfen. Der Staatssekretär wird dem Rat des Instituts für Verkehrssicherheitsforschung folgen, um die Ursachen für die Zunahme der Unfälle zu untersuchen. Amsterdamer Taxifahrer machen lautstark Uber-Fahrer für ihre rasant gestiegene Versicherungsprämien verantwortlich. wf
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