Am Samstag ist der frühere Taxifunktionär Heinz Peter beigesetzt worden. Er hatte die Belange des Taxigewerbes über ein Vierteljahrhundert sowohl für Berlin als auch bundesweit und auf europäischer Ebene geprägt. Berlins frühere Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen und Walter Momper würdigen den langjährigen Gewerbevertreter jeweils in einer persönlichen Betrachtung.
Der am 1.4.2022 verstorbene Heinz Peter hat das Berliner und das deutsche Taxigewerbe der Nachkriegszeit geprägt wie kein anderer – das geht aus den zahlreichen ergreifenden Äußerungen und Anekdoten seiner Weggefährten hervor, und solche lobenden und amüsanten Äußerungen dominierten auch die Gespräche im Zuge der Beisetzung am 14. Mai 2022 nördlich von Berlin, wo Heinz Peter und seine Frau Anneliese sich nach der Deutschen Wiedervereinigung in einem Einfamilienhaus niedergelassen hatten.
Zur Trauerfeier waren neben Heinz Peters Angehörigen und Freunden auch Vertreter des Taxigewerbes anwesend, um Abschied von ihrem bedeutenden Kollegen zu nehmen. Lothar Kubig, langjähriger Freund Heinz Peters und damaliger Kollege in der „Innung“, im Taxisportverein und in der Gustav-Hartmann-Stiftung, würdigte Heinz Peter in seiner Rede als „hervorragende Persönlichkeit aus unserem Berliner Taxigewerbe“ und als „Mensch voller Energie und Lebensfreude“. „Wir werden uns immer dankbar seiner erinnern.“
Hermann Waldner, Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen und Geschäftsführer der Berliner Taxifunkgesellschaft, drückte im Namen des deutschen Taxigewerbes Dank und Anerkennung für Heinz Peters Arbeit als langjähriger Präsident des Bundesverbandes (damals BZP) und als Taxi-Präsident der internationalen „Road Union“ aus und redete zudem in persönlichen Worten über die Zusammenarbeit mit seinem „väterlichen Feund“ und dessen Verdienste für die Taxibranche. Der Verstorbene sei über seine Bedeutung für das Berliner und das deutsche Taxigewerbe hinaus ein kostbarer und treuer Ratgeber gewesen, von dessen Engagement und Ratschlägen er auch persönlich sehr habe profitieren können, so Waldner. Nicht zuletzt werde man Heinz Peter wegen seiner menschlichen, nahbaren, verbindlichen und witzreichen Art, die frei von Arroganz, aber auch von Respekt an der falschen Stelle war, schmerzlich vermissen.
Zuvor hatte der Trauerredner in der Kapelle im Namen der Angehörigen den Lebenslauf Heinz Peters in betont positiven und tröstenden Worten referiert, in denen die Dankbarkeit über ein langes und erfülltes Leben stärker den Ton angab als der Schmerz über den Verlust, was wiederum sehr mit der Stimmung der Trauergäste harmonierte. Man war sich unausgesprochen einig, an Heinz Peter nicht nur in Trauer, sondern auch mit einem lachenden Auge zurückzudenken.
Doch nicht nur seine Bekannten aus den Gewerbeverbänden hat Heinz Peters Tod bewegt. Aufgrund seiner Ämter hatte Heinz Peter auch enge Kontakte zu zahlreichen Politikern. Das zeigen Bilder aus dem Privatbesitz der Angehörigen, entstanden auf verschiedenen Feiern, unter anderem am 14.3.1980 im Prälat Schöneberg (erkennbar an der 70er-Jahre-Tapete mit dem Rautenmuster).
Heinz Peters 25-jähriger „Innungs“-Vorsitz überdauerte die Amtszeiten von insgesamt sechs Regierenden Bürgermeistern, die erst den Westteil Berlins, dann die wiedervereinigte Stadt regierten, und mit denen Heinz Peter nach übereinstimmenden Aussagen herzliche Verhältnisse pflegte: Klaus Schütz, Dietrich Stobbe, Hans-Jochen Vogel, Richard von Weizsäcker, Eberhard Diepgen und Walter Momper. Wie sehr Heinz Peter die Bedeutung des Taxigewerbes auch in der Politik zu etablieren wusste, zeigen die Erinnerungen von Eberhard Diepgen (CDU) und Walter Momper (SPD), die sie auf Anfrage von Taxi Times formuliert haben.
Der „Regierende“ mit der bisher längsten Amtszeit, Eberhard Diepgen, der von Februar 1984 bis März 1989 mit einer schwarz-gelben Koalition West-Berlin und von Januar 1991 bis Juni 2001 mit einer Großen Koalition das wiedervereinigte Berlin regierte, hatte auch am längsten von allen mit Heinz Peter zu tun.
Rückblickend würdigt Diepgen, der heute 80 Jahre alt ist, den großen „Taxichef“, den er in einem Atemzug mit dem „Eisernen Gustav“ nennt:
Heinz Peter – mit Herz und Engagement von Eberhard Diepgen
Er erinnerte an den Eisernen Gustav und bewegte sich in dessen Fußstapfen. Gustav Hartmann wehrte sich mit seiner legendären Droschkenfahrt im Jahre 1928 gegen den Niedergang des Droschkengewerbes, 1000 Kilometer mit Pferd und Kutsche von Berlin-Wannsee nach Paris. Weit verbreitete Aufmerksamkeit war ihm sicher. Heinz Peter kämpfte über viele Jahre als Chef der Taxi-Innung gegen einen ruinösen Wettbewerb. Immer ging es ihm darum, dass ein zu großes Taxiangebot die Lebensgrundlage seiner Mitglieder und der Taxifahrer nicht zerstörte.
Ich erinnere: Vieles sprach schon im alten „West-Berlin“ gegen die vom Taxigewerbe angestrebte nur begrenzte Zahl von Betriebsgenehmigungen. Heinz Peter schaffte immer einen Kompromiss. Er war gut politisch vernetzt, geschickt in der Argumentation und immer vorneweg mit dem Hinweis, Taxiunternehmen gehörten zum öffentlichen Personennahverkehr und hätten daher auch einen Anspruch auf öffentliche „Fürsorge“.
Entscheidend war aber sicher die Persönlichkeit von Heinz Peter. Freundlich, entgegenkommend, aber gleichzeitig sehr zielorientiert. Er verkaufte die Taxifahrer als politische Macht. Den Einfluß des Gespräches während einer Taxifahrt und damit richtige und bedenkliche Analysen zum politischen Klima in der Stadt hat er immer einkalkuliert. Bei der Mentalität der Mehrzahl seiner politischen Gesprächspartner lag er damit sicher richtig. Der Taxiball im Prälaten war praktisch ein Muß für die politische Prominenz aus dem Berliner (Schöneberger) Rathaus. Das waren noch Zeiten! Aber dann kam der Immobilienboom und das Ende des Prälaten.
In meiner freundschaftlichen Verbundenheit mit Heinz Peter und seiner Frau Anneliese ist es mir wichtig: Er war nicht nur Taxilobbyist, er hatte die ganze Stadt auf seinem Schirm. Ganz sicher betrachtete er in den letzten Jahren einzelne Entwicklungen mit einem kritischen Auge. Manches hat dabei mit dem Generationenwechsel und dem Migrationshintergrund der neuen Berliner aus westdeutschen Ländern, der EU oder auch dem weiter entfernten Regionen zu tun.
Ich frage mich allerdings oft bei anregenden Gesprächen und kritischen Anmerkungen während gelegentlicher Fahrten im Taxi, ob es mit einem Taxichef Heinz Peter zu dem Durcheinander um den Taxiverkehr zum BER gekommen wäre. Ich behaupte Nein. Er hätte allen Verantwortlichen rechtzeitig und auch schmerzhaft auf den Füßen herumgetrampelt. Und das in der Zeit seit dem Beginn der konkreten Planungen vor nunmehr fast 20 Jahren. Beschreiben will ich das Durcheinander – alles zu Lasten der Fahrgäste und der Taxis als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs – hier nicht.
Das Denkmal für den Eisernen Gustav – es gibt nicht nur die Gedenkplakette an der Unternehmenszentrale in der Alsenstraße in Wannsee – inmitten des brandenden Verkehrs in der Potsdamer Straße – Blick auf das Kulturforum – hat Heinz Peter gegen viele Widerstände aus dem Bezirk durchgesetzt. Ich erinnere, ich mußte als Regierender „vermitteln“. Die beiden sollte man so richtig in ihren gemeinsamen Anliegen würdigen. An das Haus der früheren Berliner Wohnung von Heinz Peter gehört eine Gedenkplakette. ♦
Während der wohl bewegendsten Zeit Berlins innerhalb von Heinz Peters Ära, der Wende und der Deutschen Wiedervereinigung, regierte Walter Momper mit dem ersten rot-grünen Berliner Senat ab März 1989 zunächst den Westteil und ab dem 3.10.1990 die wiedervereinigte Stadt bis Januar 1991 (ab dem 15.10.1990 mit einer SPD-Alleinregierung).
Rückblickend würdigt Momper, der heute 77 Jahre alt ist, Heinz Peters Sachverstand und seine menschliche Art:
Heinz Peter (1930 – 2022) von Walter Momper
Heinz Peter war die Personifizierung des Berliner Taxigewerbes zu meiner Zeit als SPD-Fraktionsvorsitzender und als Regierender Bürgermeister. In allen Fragen, die den Verkehr und insbesondere das Taxigewerbe betrafen, fragten wir ihn zuerst. Er war nicht nur ein treuer Sozialdemokrat, sondern eben auch ein verständnisvoller Vertreter seines Gewerbes. Er machte eine intelligente Interessenvertretung für sein Gewerbe, die nicht nur die reine Interessenvertretung war, sondern eben auch das sich Hineindenken in die Belange der Politik und wie sie funktioniert. Natürlich war er nicht nur bei den Sozialdemokraten hoch angesehen, sondern auch bei den anderen Parteien. Auch sie schätzten seinen Sachverstand und seinen guten Rat in den Fragen des Taxigewerbes.
Persönlich war er umgänglich, er feierte gern. Er war als Kriegskind des Jahres 1930 dem Tode knapp entronnen. Dem Wehrdienst konnte er sich durch Verstecken entziehen. Deshalb neigte er wohl später auch zu großer Geselligkeit und herausragenden Feiern, wenn es etwas zu feiern gab. Er pflegte mit allen eine freundschaftliche Zusammenarbeit, mit den Politikern ohnedies, mit den Vertretern der Taxiverbände sowieso. Er war perfekt vernetzt und hatte genau die richtige Mischung aus liebenswürdigem Humor und passender Frechheit, mit der man in der Politik etwas erreichen konnte.
Er hat das Berliner Taxigewerbe wirklich perfekt verkörpert. Seine Branche hatte nie wieder die Bedeutung wie in seiner Ära im eingeschlossenen West-Berlin und dann auch in der Bundesrepublik. Später wurde er Vorsitzender des Bundsverbandes des Taxigewerbes und auch der internationalen Union des Taxigewerbes. Das war der Höhepunkt seiner Karriere als Verbandsvertreter, die ihm ein hohes Ansehen in Politik und Gesellschaft verschaffte. Wir werden ihn nicht vergessen. ♦
Heinz Peters Errungenschaften leben im Alltag der Taxifahrer weiter. Der vergünstigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Taxifahrten oder die Mitbenutzung der Berliner Busspuren durch Taxis sind nur zwei Beispiele. Zudem sagte Heinz Peter lange nach Ende seiner aktiven Zeit als Gewerbevertreter, er hätte gerne die konkurrierenden Funkzentralen miteinander vereinigt. „Dieser Hickhack untereinander ist doch der größte Quatsch in der heutigen Zeit!“ Ihm war nicht genug Zeit dafür verblieben, doch er unterstützte Hermann Waldner dabei, der die Bemühungen fortführte, und dem die Zusammenführung der Zentralen letztlich gelang. Nicht zuletzt darauf gründete sich die besondere Verbindung zwischen den beiden Gewerbevertretern, die bis zu Heinz Peters Tod anhielt. ar
Beitragsfoto: Trauerfeier für Heinz Peter – Lothar Kubig, Ehrenvorsitzender der Berliner Taxi-„Innung“ und langjähriger Freund Heinz Peters, mit der Fahne der Innung des Berliner Taxigewerbes e. V. Foto: Axel Rühle