Amazon & Co. haben den Einzelhandel komplett umgekrempelt. Weil es in der Personenbeförderung allerdings auch um die Daseinsvorsorge geht, muss es hier klare Regeln geben – auch für die Lücke, die künftig durch On-demand-Verkehre geschlossen wird.
Zu diesem Ergebnis kam Dr. Tom Kirschbaum, CEO von door2door, bei dem vom Bundesverband Taxi organisierten Zukunftskongress „Taxi Driving Innovation“. Door2door ist ein Unternehmen, das seit 2012 Software entwickelt, die den Verkehr modernisiert, digitalisiert, verschiedene Verkehrsarten miteinander kombiniert und – durch Algorithmen und Data-Science im Hintergrund – Verkehre effektiver macht.
Heutzutage werde Digitalisierung zu sehr mit Disruption gleichgesetzt, also dem Zerstören des bisher dagewesenen, setzte Kirschbaum während seines Vortrags an. Der Einzelhandel beispielsweise sei durch Amazon & Co. regelrecht vom Markt gefegt worden. Bei der notwendigen Verkehrswende, die durch die aktuellen Friday-for-future-Proteste noch angestachelt werde, müsse das aber nicht ähnlich laufen, auch wenn es derzeit viele Anbieter mit monetärer Power gäbe, die manchmal naiv und teils rücksichtslos agieren.
Im Bereich der Personenbeförderung sei die Digitalisierung allerdings eine Riesenchance, denn hier gehe es auch um Daseinsvorsorge, weshalb hier die Regeln anders zu gestalten seien. „Die Digitalisierung hat hier kein so disruptives Element“, sagte Kirschbaum. „Es kann gelingen, neue Technologien zu nutzen, um das Bestehende zu transformieren und das Sinnvolle vom Alten mitzunehmen und zu integrieren.“
Aktuelle Diskussionen um eine Verkehrswende zeigen eine Lücke, die zwischen dem Angebot der Verkehrsträger wie Bus und Bahn als Massenbeförderungsmittel und dem Taxi als teurere Individualmobilität klafft. Noch werde diese Lücke durch den eigenen Privat-Pkw ausgefüllt, doch immer mehr werden hier die Bedarfsverkehre, die so genannten On-demand-Dienste, eine wichtige Rolle spielen. Die Politik müsse hier nach dem Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ agieren. Sie müsse Verbote aussprechen, aber auch Anreize für neue Angebote schaffen. Kirschbaum hält es für unabdingbar, dass der On-Demand-Verkehr auch klaren und strengen Regeln unterworfen wird. Befürworter einer Liberalisierung des Marktes argumentieren dagegen, dass die bisherigen Player, das Taxi und die Verkehrsunternehmen, das nicht hinbekommen würden.
„Zeigen Sie, dass sie bereit sind, noch stärker in die innovativen Felder zu gehen“, appellierte Kirschbaum an die Zuhörer. „Gerne auch mit uns als Partner“.
Wie eine solche Kooperation aussehen könnte, beschreibt Kirschbaum am Beispiel eines On-demand-Verkehrs, der kürzlich im Landkreis Hof gestartet ist, und bei dem ein Taxibetrieb die Fahrten durchführt. Tom Kirschbaum hat das am Rande der Veranstaltung gegenüber Taxi Times im Video erklärt. jh
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