Wichtige Info für die Taxifahrer zum Viertelfinale zwischen den Niederlanden und der Türkei: Der Berliner Taxifunk hat für die Spiele der Fußball-Europameisterschaft drei Leitstellen südlich des Olympiastadions organisiert. Fahrgäste dürfen nur an zwei Stellen abgesetzt und aufgenommen werden.
Wenn am Samstag um 21 Uhr die türkische Nationalmannschaft auf die niederländischen Fußballer trifft, ist rund um das Olympiastadion in Berlin-Westend wieder eine Verkehrssonderzone eingerichtet. Diese umfasst weiträumige Teil- und Vollsperrungen sowie großflächige Halteverbotszonen. Für Taxis sind optimale Zufahrtswege ausgearbeitet worden. Der Taxiverkehr wird sich in und um die Heerstraße abspielen. Eine Zufahrt zum Osttor über Olympische Straße bzw. Ragniter Allee oder zum Südtor über die Trakehner Allee ist an diesen Tagen nicht möglich. „Wer es dennoch versucht, fährt in eine Staufalle“, warnt Boto Töpfer, Vorsitzender des Taxiverbandes Berlin, Brandenburg e. V. (TVB), der neben Hermann Waldner, Geschäftsführer des Gewerbeverbands Taxi Deutschland Berlin e. V., maßgeblich an der Ausarbeitung des Konzepts beteiligt war.
Für Taxis gibt es eine Haupt-Ladezone mit Leitstelle südlich vom Stadion, auf der südlichen Nebenfahrbahn der Heerstraße an der Ecke Kranzallee. Wie Hermann Waldner, zugleich Geschäftsführer der Funkgesellschaft Taxi Berlin, in einem Schreiben an die Fahrer und Unternehmer mitteilte, wird an den Spieltagen ein Kollege vom Leitstellendienst vor Ort sein.
Wer an einem der Spieltage Fahrgäste zum Olympiastadion bringen oder dort einsammeln möchte, sollte für die Anfahrt ab dem Theodor-Heuss-Platz zunächst die Heerstraße wählen. Da diese gut ausgelastet sein dürfte, ist für Taxis ein besonderer Zufahrtsweg reserviert (in der Skizze unten die rote Linie). Dazu muss zunächst vor der Brücke am S-Bahnhof Heerstraße, an der Ecke Preußenallee, auf die rechte Seitenfahrbahn gewechselt werden, um links in die Teufelsseestraße abbiegen zu dürfen. Von der Hauptfahrbahn aus ist das Linksabbiegen verboten. Es ist damit zu rechnen, dass die Einhaltung von der Polizei vor Ort kontrolliert wird. An der Ecke Teufelsseestraße/Lyckallee befindet sich ein Passierpunkt, wo nur Taxis und Anlieger in die Lyckallee durchgelassen werden. Fortsetzung über Kranzallee, rechts Am Postfenn. Am Scholzplatz biegt man dann nach rechts direkt auf die südliche Nebenfahrbahn der Heerstraße (hier werden sich auch die aus Spandau kommenden Taxis einreihen) und fährt geradeaus bis hinter die Ecke Ragniter Allee, wo die Ladezone beginnt. Hier befindet sich die Haupt-Leitstelle (dicke grüne Linie). Nach dem Verlassen der Ladezone, also nach dem Absetzen und nach dem Aufnehmen von Fahrgästen, biegt man kurz links in das Ende der Kranzallee ab, um die Hauptfahrbahn der Heerstraße zu erreichen. In diese biegt man nach rechts in Richtung Innenstadt (orange Linie) oder nach links in Richtung Spandau ab.
Anders ist es mit Fahrgästen mit Rollstuhl (dunkelblaue Linie). Taxis mit Fahrgästen, die einen Rollstuhl dabei haben oder anderweitig gebrechlich und schlecht zu Fuß sind, fahren vom Theodor-Heuss-Platz kommend zunächst über die Heerstraße geradeaus, wo an der Ecke Passenheimer Straße auf die nördliche Nebenfahrbahn gewechselt werden muss. Auf der Nordseite des Scholzplatzes, also an der Ecke Heerstraße/Schirwindter Allee, ist eine Wartezone mit Leitstelle eingerichtet (kurze grüne Linie, hier haben maximal fünf Inklusionstaxis Platz). Die ankommenden Taxis werden dann einzeln vorgelassen und fahren nach rechts durch einen Passierpunkt weiter über Schirwindter Allee, rechts Passenheimer Str., links in die Jesse-Owens-Allee bis zur Ladezone kurz vor dem Coubertinplatz (dicke grüne Linie), wo sie wenden. Die Abfahrt erfolgt auf dem gleichen Weg zurück (hellblaue Linie) über den Scholzplatz, wo nach links in Richtung Innenstadt oder nach Rechts in Richtung Spandau abgebogen werden kann.
Nach dem ersten EM-Spiel in Berlin hatten die Organisatoren ein überwiegend positives Fazit gezogen: Das Konzept habe gut funktioniert und die meisten Taxi- und Mietwagenfahrer hätten die für sie reservierten An- und Abfahrtswege und Ladezonen genutzt – bis nach Spielende die große Taxi-Ladezone nach einer gewissen Zeit entleert war und die Fußballzuschauer begannen, jedes zu erblickende Taxi, egal wo, heranzuwinken. „Dass die Leute in der Situation brav über die Heerstraße gehen und sich an der Leitstelle in eine Warteschlange stellen wie an einer englischen Bushaltestelle, durfte man natürlich nicht erwarten. Auch von Taxifahrern, die an Menschenmassen vorbeikommen, von denen viele wie wild winken, kann man natürlich schlecht erwarten, die zu ignorieren und zur Wendestelle oder Anfahrtschleife zu fahren, um dann erst nach einem Umweg dieselben Leute als Einsteiger aufzunehmen“, schildert Boto Töpfer seine Beobachtungen.
Massenverkehr, also die Bewältigung eines sehr großen Fahrgastaufkommens in kurzer Zeit, ist in der Verkehrsplanung ein kniffliges Thema mit großen Unwägbarkeiten, erst recht in der emotional aufgeladenen Stimmung etwa nach einem Fußballspiel. „Dass die Ladezone in der Heerstraße auf der Südseite, also in Fahrtrichtung stadteinwärts lag, daran konnten wir nichts ändern. Das war vom Senat sehr frühzeitig so festgelegt worden und hatte Vor- und Nachteile: Zwar müssen die Taxen vor dem Spiel mit den Fußballfans erst auf einem kleinen Umweg dorthin fahren, das ist ein Nachteil, aber wenn nach dem Spiel die Menschenmassen kommen und über die freien Taxen herfallen, ist es ein großer Vorteil, wenn die alle ziemlich zielstrebig geradeaus den Bereich verlassen können, ohne zu wenden, denn so wird schnell für die nachfolgenden Fahrzeuge Platz gemacht“, so Töpfer. Insofern sei das Konzept optimal, auch wenn der für Reisebusse reservierte Seitenstreifen auf der nördlichen Seite der Heerstraße, der die dortige Unterbringung einer Taxi-Ladezone verhindert hat, bislang kaum genutzt wird.
Mit den rollstuhlgerechten Taxis funktioniere sogar alles wie geplant. Die nördliche Ladezone wird durch zwei zusätzliche Taxi-Shuttles entlastet, bei denen Inklusions-Großraumtaxis jeweils im Zehn-Minuten-Takt zwischen dem U-Bahnhof Ruhleben und dem Gutsmuthsweg an der Nordseite des Olympischen Platzes sowie zwischen dem S-Bahnhof Pichelsberg und der nördlichen Leitstelle in der Jesse-Owens-Allee als Zubringer für Rollstuhlfahrer pendeln. Diese Taxifahrten bezahlt der Senat.
Um das Einhalten der vorgesehenen Anfahrtswege zu verbessern und das unkontrollierte wilde Laden zu unterbinden bzw. hinauszuzögern, regte Jens Schmiljun von Taxi Berlin in einer Sitzung gegenüber dem Senat die erweiterte Beschilderung für Taxifahrer an, die kurzfristig in Form der grünen Wegweiser angebracht worden ist (siehe zweites und drittes Foto).
Die Planung für das Verkehrskonzept war diesmal außergewöhnlich akribisch gewesen und hatte bereits vor etwa zwei Jahren begonnen: Hermann Waldner und Senatsvertreter tauschten sich zunächst über bisherige Erfahrungen des Taxiverkehrs bei Fußballspielen aus. Zur Planung der Leitstellen ergänzte man das Planungsteam um Boto Töpfer, der seit Jahrzehnten Leitstellen organisiert und betreut.
Waldner und Töpfer sind zufrieden, dass bei der Planung rund um das Olympiastadion diesmal mehr als bisher auf die Probleme eingegangen worden sei, die bei solchen Großveranstaltungen erfahrungsgemäß auftreten. Töpfer berichtet, die Ausarbeitung des Taxi-Bedienkonzeptes habe mit einer Bestandsaufnahme in Form einer Zu-Fuß-Begehung des Areals begonnen. Die Pläne des Senats seien dann frühzeitig dem Taxigewerbe und anderen Beteiligten vorgelegt worden. „Wir haben uns das genau angesehen und dazu Stellung genommen, und unsere Anliegen wurden berücksichtigt. Ich war zum Beispiel sehr erleichtert, dass mein Vorschlag angenommen wurde, den Taxen die Umgehungsroute an der Heerstraße vorbei durch die Lyckallee zu ermöglichen. So werden die meisten Kollegen auf dem Weg aus der Innenstadt zum Olympiastadion gut vorwärts kommen und die Fußballzuschauer rechtzeitig das Spiel erreichen.“
Auch Hermann Waldner äußerte sich zufrieden über die konstruktive Zusammenarbeit und über die Berücksichtigung seines Wunsches, Fahrgäste mit Rollstuhl oder anderweitigen Mobilitätseinschränkungen ziemlich nah am Südeingang des Stadions absetzen und einladen zu können.
In der späteren Abstimmungsphase waren außer Hermann Waldner und Jens Schmiljun vom Taxifunk und Boto Töpfer auch Vertreter der Polizei und von verschiedenen Senatsverwaltungen beteiligt. „Womit wir nicht so glücklich sind“, so Töpfer, „ist die Sperrung des Olympischen Platzes, wo unsere Kollegen sich natürlich gerne aufstellen würden. Aber da hat die Polizei auf die ständigen Konflikte zwischen fahrenden Autos und unaufmerksamen Fußgängern hingewiesen, und das Dauerproblem wollten sie endlich mal vermieden sehen, daher der Kompromiss.“
Dass die Planer kompetent seien, zeige aber auch die Entscheidung, die Haupt-Ladezone in der Heerstraße so zu platzieren, dass das erste Taxi immer an der Ecke Kranzallee/Flatowallee steht. „Bei jedem Fußballspiel, zu dem wir die Halteplatzschilder in der Jesse-Owens-Allee ausklappen, laufen die Massen von Fußballfans spätestens, wenn alle Taxen weg sind, die Flatowallee runter und versuchen, in der Heerstraße ein Taxi zu kriegen. Genau das bieten wir ihnen diesmal mit der Ladezone auf dem Seitenstreifen.“ Das Ganze sei zudem so organisiert, dass kaum Mietwagen dem Taxigewerbe in die Quere kommen können, ergänzt Waldner.
Dennoch werden viele Fußballfans auch mit Mietwagen an- und abreisen. Ein Wermutstropfen ist, dass deshalb im benachbarten Abschnitt der Heerstraße zwischen Kranzallee und Ortelsburger Allee eine Ladezone für Mietwagen eingerichtet wird. Töpfer erzählt, er habe den Planern zunächst erklärt, dass Mietwagen kein Aufstell- und Bereithaltungsrecht haben. „Das war nicht allen so ganz bewusst. Ich habe sie darum gebeten, das zu berücksichtigen und auch die Polizeikräfte vor Ort zu informieren, damit da kein Taxi-ähnlicher Uber-Halteplatz entsteht. Für unsere Kollegen haben wir jedenfalls das Beste herausgeholt.“ Waldner ergänzt: „Dass in der Heerstraße trotzdem oft Stau sein wird, daran kann natürlich auch eine gute Planung nichts ändern.“
Die Geschäftsführung von Taxi Berlin bittet alle Fahrer, durch verantwortungsbewusstes Verhalten gegenüber den Mitarbeitern und Kollegen vor Ort dazu beizutragen, dass das Taxigewerbe bei Veranstaltern und Fahrgästen in guter Erinnerung bleibt. ar
Die Anfahrt-Skizze im DIN-A4-Format zum Ausdrucken ist hier herunterzuladen.
Beitragsbild: Symbolfoto Pixabay (Oscar Castillo) und Hinweistafel zur Ladezone; Foto: Boto Töpfer