Vertreter von zehn Taxizentralen waren vergangenen Freitag zum Gründungstreffen der „Erfa-Gruppe Taxi-Zentralen“ gereist. Sie erfuhren einiges über die Nürnberger Taxizentrale und tauschten sich untereinander aus.
Nach dem Vorbild der bereits existierenden Taxi-Erfagruppen für ehrliche Mehrwagenunternehmen aus (groß-)städtischen Betrieben sowie für im ländlichen und kleinstädtischen Raum agierende Taxi- und Mietwagenbetriebe (pastorale Taxi-Erfa-Gruppe) gibt es nun auch eine Erfa-Gruppe für Taxizentralen. Erfa steht für Erfahrungsaustausch und somit verrät der Name auch gleichzeitig dessen Zielsetzung: Durch direkte Kommunikation untereinander das Positive übernehmen und schlechte Erfahrungen anderer selbst vermeiden.
Erschienen waren zum Treffen zehn Vertreter von Taxizentralen unterschiedlicher Größen und Bundesländer, angefangen von der Taxi München eG über die jeweils größten Taxizentralen aus Stuttgart, Dresden, Hannover, Augsburg, Wuppertal, Mannheim, Bonn und Erlangen. Aus Düsseldorf war Rhein-Taxi vertreten.
Als Gastgeber und Initiator fungierte die Taxizentrale Nürnberg eG, dessen Vorsitzender Christian Linz auch bereits vor vielen Jahren die Taxierfagruppe der Mehrwagenunternehmen mitbegründet hatte, die sich seit Jahren an verschiedenen Orten trifft und zuletzt in München getagt hatte. Linz war 2020 als Vorstand der Taxizentrale berufen worden und hatte schnell die Unterschiede zwischen dem Führen eines Taxibetriebs und einer Taxizentrale festgestellt. Er sei „als Externer ins kalte Wasser geworfen worden“ und hatte sich von Anfang an eine Austauschplattform mit anderen Taxizentralen gewünscht.
Diesen Wunsch hat sich Linz nun erfüllt. Beim Premierentreffen am vergangenen Freitag gab es ein umfangreiches Programm. Zunächst einmal wurden die Teilnehmer durch die Räume der Taxizentrale geführt, lernten dabei alle Vorstandsmitglieder kennen, den Leiter der Verwaltung, den Aufsichtsratsvorsitzenden, die Techniker, Buchhaltung, Kundenbetreuer sowie den Dispoleiter und die an diesem Tag anwesenden Disponentinnen und Disponenten. Die häufigst gestellte Frage der Teilnehmer untereinander während dieses Rundgang war „wie macht ihr das bei …“ und „nutzt ihr auch…“?
Anschließend wurden die Zentralenchefs ins Schulungszentrum der Zentrale gebracht, wo Gastgeber Christian Linz, sein Vorstandsmitglied Reinhold Gast und der Verwaltungsleiter Herr Wüseke ihre Nürnberger Taxizentrale mit allerlei Zahlen vorstellten. Dabei wurde schnell klar, dass Nürnberg innerhalb der Zentralenlandschaft in vielen Bereichen eine Einzelstellung einnimmt.
Ziemlich einzigartig ist beispielsweise, dass man mit der Stadt bereits vor Jahren eine jährliche Anpassung des Taxitarifs vereinbart hat. Zudem ist man die einzige Taxivermittlung in der Stadt und hat noch dazu keine ernste Mietwagenkonkurrenz durch Plattformvermittler wie Uber und Free Now.
Bei der Auftragsvermittlung setzt man als einzige Taxizentrale in Deutschland auf das italienische System von Microtek, in das man durch eine entsprechende Schnittstelle auch die App-Funktion von Taxi Deutschland integriert hat.
Als bisher einzige Taxizentrale hat man während des Corona-Lockdowns eine 50/50-Vermittlung eingeführt, so dass jedes Taxi nur jeden zweiten Tag an der Funkvermittlung teilnehmen durfte. Reinhold Gast konnte zu diesem Thema berichten, dass eine damalige Mitgliederbefragung die hohe Zustimmung bestätigte und dass man auch ein Klageverfahren gegen zwei Mitglieder gewonnen hatte, die mit der Einführung eigenmächtig ihren Mitgliedsbeitrag gekürzt hatten.
Jene Funkgebühr liegt mit monatlich 195 bzw. 231 Euro pro Taxi weit unter den Gebühren der meisten anderen anwesenden Taxizentralen. Nur München konnte hier einen noch günstigeren Wert vermelden. Dabei dürfte neben anderen Faktoren auch ins Gewicht fallen, dass die monatlichen Wartungspauschale an den Funksystemanbieter Microtek um einige Tausend Euro günstiger ausfällt als bei Anbietern von Zentralensoftware aus Deutschland und Österreich.
Die Nürnberger Taxizentrale vermittelt neben der eigenen Stadt auch Taxis in den drei fränkischen Städten Bamberg, Ansbach und Schwabach. Mit einer durchschnittlichen Vermittlung von 500 – 600 Funkaufträgen pro Disponent bewegt man sich oberhalb der sonst üblichen Leistungsfähigkeit, das wurde anhand der Vergleichszahlen deutlich, von denen die anderen Teilnehmer aus ihren Zentralen berichteten.
Generell wurde während des Treffens viel miteinander verglichen, die Frage „wie ist das bei euch?“ führte immer wieder zu angeregten Diskussionen und erfüllte somit exakt den Charakter dieser Erfahrungsaustauschgruppe.
Parallel gab es aber auch den Blick über den Tellerrand in Form zweier Impulsreferate. So stellte beispielsweise ein Beamter der Kripo Nürnberg die gängigen Tricks vor, mit denen Betrüger vornehmlich Senioren um ihr Bargeld bringen. Oft wird dabei das Taxi einbezogen, mit dem die Betroffenen dann zur Bank zum Geldabholen fahren. Der Kripobeamte appellierte hier an die Zentralenvertreter, dass deren Taxifahrer in solchen Verdachtsfällen unverzüglich die Polizei unter 110 benachrichtigen sollen.
In einem zweiten Impulsreferat stellte ein Mitgründer von „GreenDrivingCoach“ eine App vor, mit der fahrzeug- und fahrerbzogen die Fahrweise analysiert wird und mit entsprechenden Hinweisen zu einem spritsparenden Verhalten animiert wird.
Daran anschließend ging es dann wieder um zentralentypische Themen. Christian Linz stellte beispielsweise eine neunseitige Compliance-Richtlinie seiner Zentrale vor. Das Thema soll beim nächsten Treffen durch einen Expertenvortrag vertieft werden. Der letzte ausführliche Tagesordnungspunkt am Freitag waren Möglichkeiten und Methoden im Kampf gegen illegale arbeiten die Mietwagen betrieben. Hier erklärte Christian Linz anhand zahlreicher Beispiele aus dem fränkischen Bereich sehr anschaulich, was man erreichen kann.
Diese und viele andere Informationen können die Mitglieder der Erfa-Gruppe Taxi -Zentrale auch über eine intern zugängliche Dropbox aufrufen – ein weiterer Mehrwert dieser Gruppe, der somit auch künftigen Mitgliedern zugutekommt.
Interessenten für eine Aufnahme in diese Gruppe können sich an Christian Linz wenden ([email protected]). jh
Beitragsfoto: Taxi Times