Uber & Co. versuchen zunehmend, auch kleinere Städte und deren ländliche Umgebung zu vereinnahmen. Der Thüringer Landesverband, der auch für Sachsen-Anhalt zuständig ist, rät Taxi- und Mietwagenbetrieben dringend von einer Zusammenarbeit ab.
In ihrem aktuellen LTV-Newsletter warnt der Landesverband Thüringen des Verkehrsgewerbes e. V. seine Mitglieder, dass Uber & Co. derzeit versuchen, in Mitteldeutschland Fuß zu fassen.
„Nachdem Uber die Taxiunternehmer in Erfurt um Zusammenarbeit gebeten hat, fragen sie nun die Taxiunternehmer in Jena“, heißt es in dem Schreiben. Andere Städte seien „bestimmt auch bald dran“.
Es werden mehrere weitere Beispiele genannt. So wird berichtet, der Fahrdienstvermittler Bolt sei beim Oberbürgermeister der thüringischen Universitätsstadt Jena vorstellig geworden. „Dieser findet Vermittler generell gut und denkt, dass damit die Probleme im Taxigewerbe gelöst bzw. die Verfügbarkeit von Taxen verbessert wird.“ Wenig überraschend: Stadtoberhaupt Dr. Thomas Nitzsche ist Mitglied der FDP.
Des Weiteren schreibe derzeit ein in Deutschland noch wenig bekannter Anbieter, der französische Fahrdienstvermittler Montransport, regionale Unternehmer an, um für eine Zusammenarbeit zu werben. Im Saalekreis nahe der Großstadt Halle (Saale) habe ein Unternehmer mit arabischem Namen und Wohnort in Berlin eine Mietwagengenehmigung beantragt. Da die die Vermutung naheliege, dass er für Uber tätig sein werde, habe man den Antrag abgelehnt.
Der Verband empfiehlt dem Taxi-, aber auch dem Mietwagengewerbe, „sich nicht mit diesen Anbietern einzulassen. Letztlich wollen diese ca. 25 % von Ihrer schon niedrigen Gewinnmarge pro Beförderung.“ Um zu verhindern, dass der Wettbewerb in der Region in eine Schieflage wie in den einschlägigen Großstädten mit Uber-Problem gerät, setzt der Verband auf gemeinschaftliches Handeln: „Wenn das Gewerbe zusammensteht, dürften diese Vermittler keine große Chance haben.“
Schließlich werden die Mitglieder zur gemeinsamen Wachsamkeit aufgerufen: „Wir werden im Rahmen des Anhörverfahrens von den Genehmigungsbehörden in Thüringen und Sachsen-Anhalt darüber informiert, wenn Unternehmen Genehmigungen beantragen. An dieser Stelle ergeht die Bitte an Sie, die Augen aufzuhalten und uns immer schnell zu informieren. Vielen Dank.“
In gemeinschaftlichem Handeln sehen viele Gewerbevertreter den Schlüssel zum Bestehen gegenüber der unseriösen Konkurrenz. So werden die Rufe nach überregionalen, deutschland- oder gar europaweit koordinierten Vermittlungs- und PR-Aktivitäten lauter. Doch auch auf regionaler Ebene können solche Netzwerke ein Bollwerk gegen die Heuschrecken bilden. Ein Beispiel ist die vom Taxigewerbe ins Leben gerufene Bestell-App „Taxisy“ im Tiroler Zillertal, mit der das Taxigeschäft rationalisiert und effektiver und damit auch konkurrenzfähiger gemacht worden ist. ar
Beitragsbild: Wie lange ist das Taxi in Thüringen und Sachsen-Anhalt noch alleine auf weiter Flur? Symbolfoto: Axel Rühle