Glücklicherweise konnte sich Uber letzte Woche beim von der Politik begünstigtem Start in Flandern (Antwerpen, Gent und Leuven) auf die flämischen Medien verlassen. Sie buchten fast jedes von den wenigen Uber-Fahrzeugen, um die App mit dem lokalen Taxi zu vergleichen. Freie Uber-Fahrer waren schwer zu finden – insbesondere in Gent und Leuven – da Uber ursprünglich geplant hatte, Fahrer mit wallonischen und Brüsseler P-Scheinen für Mietwagen in Flandern einsetzen zu können. Es stellte sich bald heraus, dass es sich um eine große Fehleinschätzung handelte, die die Politik überraschend schnell korrigierte.
Dass Belgien mit drei selbständigen Regionen und jeweils einer anderen Taxipolitik ein schwieriges Land ist, weiß jetzt auch Uber. Selbst Uber Belgien, das offenbar nicht genug über die Besonderheiten des belgischen Marktes geforscht hatte, musste am Montag schon das Problem der schlechten Abdeckung anerkennen. Uber ist sicher, dass das Angebot in Flandern schnell zunehmen wird, wenn mehr Menschen die App nutzen und weitere Uber-Fahrer dazukommen.
Aber kommen die auch bald? Um diesen Anstieg zu realisieren, müssen mehr Uber-Fahrer in Flandern einen flämischen P-Schein beantragen. Oder hofft Uber insgeheim auf Hilfe von den lokalen Taxibetrieben, um die Versorgung auf den neuesten Stand zu bringen? Der amerikanische App-Riese hat bereits Gespräche mit einigen Taxiunternehmen in Flandern aufgenommen.
Uber dachte, sie könnten Fahrer mit einem wallonischen oder Brüsseler Mietwagen P-Schein in Flandern einsetzen und hatte seine Fahrer – teilweise sogar über soziale Medien – ermutigt, in flämischen Städten mit einer Prämie von 2,50 Euro pro Fahrt zu fahren. “Aber Uber kann seine Versprechen nicht einhalten“, sagte Pierre Steenbergen vom Taxiverband GTL. „Uber dachte, sie könnten schnell einen Medien-Gag organisieren, aber außerhalb von Brüssel kann es eindeutig kein verlässliches Angebot garantieren.“
Uber hatte gehofft, Uber-Fahrer aus Brüssel – zur Zeit fast arbeitslos – in Flandern einsetzen zu können – eine bewährte Methode aus Deutschland, wo man beispielswesie zum Start in Düsseldorf auch zahlreiche Uber-Fahrer aus Berlin eingesetzt hatte. In Brüssel fährt Uber mit Mietwagen (‘Limousinen’) die nicht für Taxiaufgaben gedacht sind.
Die Brüsseler Taxiorganisation Febet verklagte Uber, aber verlor in erster Instanz. Der Brüsseler Berufsrichter wird am 18. Dezember ein Urteil abgeben über die Legalität der ‘Uber-Lösung’. Die GTL hofft auf ein frühes und fröhliches Weihnachtsfest.
Der Mietwagenverband ACBL hatte sich schon gefreut, dass seine 2.000 Mitglieder ihr Arbeitsgebiet mit Flandern erheblich erweitern konnten. Sie wurden von ihrem Präsidenten Fernando Redondo in einer Videobotschaft in diesem Gedanken bestätigt. Zwei Tage später musste Redondo seinen Mitgliedern jedoch rasch erklären, dass nur Fahrer mit einem flämischen P-Schein in Flandern fahren dürfen. Uber wagt es offensichtlich (noch) nicht, es sich mit der flämischen Regierung zu verscherzen. Daher wurden am Montag nur Fahrern mit einem flämischen P-Schein Fahrten von Uber angeboten. So kam es zum oben beschrieben Engpass und Ubers ruhmreicher Einstiegs- und Mediengag in Flandern platzte.
Redondo war nicht erfreut darüber, dass die flämische Regierung nachdrücklich erklärte, dass Uber den Regeln nicht entgeht. Da Flandern viel größer ist als Brüssel, sollten potenzielle flämische Uber-Kunden vorerst nicht mit einen guten Service rechnen, wenn Fahrer mit wallonischer oder Brüsseler Genehmigung nicht eingesetzt werden dürfen. Anscheinend war Uber Belgien bei der Erforschung des flämischen Marktes etwas schlampig und verfügt noch nicht über Taxis mit den neuen IBP-Genehmigungen in Flandern.
Pierre Steenberghen (GTL) gibt an, dass die Anforderungen für einen P-Schein in Flandern höher sind als in den anderen Regionen. Das Taxi muss außerdem die Nachhaltigkeitsanforderungen (Eco-Normierung) erfüllen und über eine weiße Registrierkasse verfügen, die mit der Chiron-Datenbank der flämischen Regierung verknüpft ist. Nicht nur der Fahrer muss einen P-Schein haben, auch der Unternehmer muss eine flämische Konzession besitzen.
Der Belgische Taxiverband fragt sich, ob Uber sich – wenn weniger kontrolliert wird und die Fahrzeuge mit den richtigen flämischen P-Schein nicht gleich zur Verfügung stehen – auch dann noch an die Spielregeln hält. wf
Beitragsfoto: Wim Faber