Taxizentralen stehen vor sehr großen Herausforderungen. Der Systemanbieter FMS / Austrosoft will seine Kunden dabei unterstützen und verbessert dafür ständig seine Anwendungen oder entwickelt neue Tools. Einen Überblick haben die Firmen-Vertreter Ende Februar bei einem Zentralentreffen in Berlin präsentiert.
Das Format dieser Veranstaltungen nennt sich „FMS-Academy“ und ist so konzipiert, dass man drei bis vier Mal pro Jahr in verschiedenen Regionen alle Kunden aus dieser Gegend einlädt. Solche Treffen fanden 2023 bereits in Antwerpen, Basel und in Bielefeld statt. Im Februar traf man sich in Berlin in den Räumen von Taxi Berlin. Gekommen waren neben dem Gastgeber die Vertreter der FMS-Taxizentralen aus Erfurt, Hamburg, Heilbronn, Köln, Linz, München, Potsdam, Rostock, Ulm, Wien und Würzburg.
FMS war mit seinen Geschäftsführern Michael Weiss und Robert Abel, dem Supportleiter Alexander Bokor und dem Telefoniespezialisten Henning Heedfeld erschienen. Neu im Team ist ab sofort Thomas Lohse, der mit seiner Erfahrung als langjähriger Vorstand von Hansa-Funk künftig als FMS-Repräsentant direkte Ansprechperson für die Taxizentralen in Deutschland wird.
Den Academy-Tag mit vielen Vorträgen startete Robert Abel mit einem kurzen Überblick über die digitalen wie auch gewerbepolitischen Herausforderungen. Er präsentierte eine Studie, die im Bereich der Personenbeförderung einen europaweiten Umsatz von 17,6 Milliarden Euro für das Jahr 2024 prognostiziert. Abel berichtete auch von dem enormen Einfluss der Lobby-Organisation „move.eu“, hinter der unter anderem auch Uber und Bolt stehen. Deren Credo ist die Maximierung der wirtschaftlichen Möglichkeiten und des „Multi-Appings“ – wenn die Fahrer also mehr als nur eine App nutzen, um den bestmöglichen Umsatz zu erzielen. Eine solche Konstellation kann allerdings nur aufgehen, wenn die Plattformen über genügend Teilnehmer verfügen. (Anmerkung der Redaktion: Damit schließt sich dann wieder der Kreis zur mittlerweile erwiesenen bandenmäßigen Kriminalität der meisten Uber-Partner. Wer wie die Plattformen jeden potenziellen Fahrer aufnimmt, erzeugt genau solche kriminellen Auswüchse.)
Am Beispiel des Städtchens Hull in England warnt Abel die Taxibranche auch davor, mit Uber zusammenzuarbeiten: Dort habe Uber im Juni 2022 die Kooperation mit der dortigen Taxivermittlung gesucht und nun vor kurzem verkündet, erstmals eine eigene Fahrzeugflotte zu betreiben – mit der man dann genau jene Kunden mit eigenen Fahrzeugen bedienen wird, die man aus der Taxi-Kooperation kennt.
Für Robert Abel war dies genau der Ansatz, dass Taxizentralen auf ihre eigenen Lösungen vertrauen sollen und dass FMS als Softwarepartner der Zentralen jegliche Unterstützung bei der Wettbewerbsfähigkeit mit den Plattformvermittlern anbieten kann.
Den Fokus dafür setzt FMS im Bereich der Digitalisierung, der Automatisierung und der Cloud. Zu diesen drei Bereichen bekamen die Teilnehmer der Academy ein Update zu bereits bestehenden Tools und einen Ausblick auf geplante Neuerungen.
Eine echte Erfolgsgeschichte schreibt beispielsweise der Callbot. Darunter versteht man einen digitalen Telefonagenten, der automatisiert Telefonbestellungen aufnimmt. „Wir haben bereits vor drei Jahren mit der Entwicklung des Callbots begonnen und seitdem viel dazu gelernt“, berichtete FMS-Geschäftsführer Michael Weiss während der Academy. Dank einer sich stetig weiterentwickelnden Künstlichen Intelligenz (KI) werde die Performance des Callbots laufend verbessert. „Das Ziel ist es, einen freien Dialog mit den Kunden zu führen“, so Weiss. Der positive Nebeneffekt: Die Taxizentralen werden dadurch leistungsfähiger bei der Auftragsannahme und sparen gleichzeitig Kosten durch einen effizienteren Personaleinsatz.
Kosteneinsparung ist auch der Ansporn für einen Wandel beim technischen Setup von einer lokalen Infrastruktur zu einer Cloud. Anstatt einer Rufnummer beim lokalen Dienstleister sowie dem Betrieb einer lokalen Telefonanlage und Vermittlungsservern sollten Taxizentralen ihre Technik in eine Cloud umziehen. Bei der von FMS angebotenen Lösung bleiben die Zentralen trotzdem weiterhin der Eigentümer der eigenen Server, Datenbanken und Telefonanlagen.
Die Arbeitsplätze der Disponenten werden im Browser bedient, was gerade bei Heimarbeitsplätzen oder bei der Auslagerung in ausländische Call-Center vorteilhaft ist. Auch in Zeiten zunehmender Cyberattacken bieten solche Cloudlösungen einen höheren Schutz. Erste FMS-Taxizentralen sind bereits in die Cloud umgezogen. Taxi Berlin, Gastgeber der FMS-Academy, wird in Kürze ebenfalls „umziehen“.
FMS hat jedoch nicht nur eigene Cloudlösungen, sondern mit „callio.net“ einen eng verbunden Fernsprechdienst zu bieten. Dessen Funktionalitäten stellte Henning Heedfeld bei der FMS-Academy vor. Taxizentralen können hier beispielsweise Einzelrufnummern und Durchwahlblöcke aus allen Ortsnetzen nutzen und jederzeit neue Rufnummern online dazubuchen. Henning Heedfeld versicherte auch, dass Anbindungen an die FMS-Cloud-Telefonanlage sowie an den Callbot möglich sind.
Um die telefonische Auftragsannahme ging es auch beim nächsten Vortrag, den Hermann Waldner von Taxi Berlin hielt. Waldner hat in den letzten Jahren im Ausland mehrere Callcenter aufgebaut, in denen deutschsprachige Damen und Herren die Taxibestellungen annehmen und an die Fahrzeuge der FMS-Zentralen vermitteln. „Dieser Service wird bereits in elf mitteleuropäischen Zentralen genutzt“, berichtet Waldner. Zum Servicepaket zählen unter anderem die Bereitstellung von Betriebsgebäuden inklusive Arbeitsplatzstruktur, Mobiliar und technischer Infrastruktur, die technische Betreuung und vor allem natürlich die Bereitstellung von qualifizierten Callcenter-Personal.
Anschließend an Waldners Vortrag und einer ausführlichen Mittagspause, die für den regen Austausch der Zentralenchefs untereinander genutzt wurde, berichtete Robert Abel von den Entwicklungen der TaBeA-Plattform, über die alle Bahntaxifahrten digital erfasst und abgerechnet werden (Taxi Times berichtete bereits mehrmals). Bis Ende 2023 habe man darüber in den ersten 21 Monaten seit Bestehen 35.462 Aufträge abgewickelt. Die damit beauftragten Taxis sind insgesamt 3,2 Millionen Kilometer gefahren und haben damit einen Umsatz von 7,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Pro Auftrag werden knapp 92 Kilometer gefahren. Eine Bahntaxi-Fahrt erreicht im Durchschnitt einen Umsatz von 219,17 Euro. Durchaus lohnende Fahrten also, auch wenn deren Vergütung bei Fahrten außerhalb des Pflichtfahrgebietes unter dem Taxitarif liegen.
1.500 Mitarbeiter der Deutschen Bahn haben Zugriff auf das System. Das wird in Zukunft dank einer Verknüpfung zur bahneigenen Anwendung „Pia mobil“ noch einfacher werden. Auch die Integration der Mitarbeiterfahrten in die TaBeA-Plattform steht kurz bevor. TaBeA, so das Fazit, ist ein Projekt, das im Wettbewerb Taxi gegen Uber und andere Plattformen die Vorteile klar beim Taxi sieht.
Dass sich Taxi gegen Uber nicht nur bei digitalen Plattformen, sondern auch bei Zentralen durchsetzen kann, die Dank einer klaren Wettbewerbsanalyse den „Gegner“ kennen, machte Christian Holzhauser deutlich. Der Chef der Wiener Taxizentrale 40100 wiederholte vor den Zentralenchefs noch einmal einen Vortrag, den er bereits als Gastgeber beim Wiener Treffen „Meet the Cab“ vor internationalen Gewerbevertretern gehalten hatte.
Daran anschließend gab Alexander Bokor vom Support-Team einen Einblick in die Vorteile eines „Digital Billings“, mit dem Taxigutscheine und Voucher künftig nicht mehr in Papierform und mit vielen Abrechnungsschritten abgewickelt werden, sondern digitalisiert und automatisiert. Die Folge sind vollautomatische Rechnungsabläufe, bei denen der Kunde sogar digital auf dem Smartphone unterschreiben kann. Zum Abschluss eines langen Academy-Tages stellte Robert Abel dann noch die FMS-eigene Cloud-TSE-Lösung vor, mit der die an die Zentralen angeschlossenen Taxiunternehmer die seit diesem Jahr verpflichtende TSE-Verschlüsselung der Fahrtumsätze durchführen können.
Mit all diesen Tools und Produkten versteht sich FMS nicht nur als Hard-und Software-Lieferant für Taxizentralen zur Fahrtenvermittlung, sondern als Partner und Antreiber für digitalisierte und automatisierte Abläufe, mit denen Taxizentralen und damit auch deren angeschlossenen Taxiunternehmer im harten Wettbewerbsumfeld mit Uber & Co weiterhin bestehen können. jh
Das Beitragsfoto zeigt die Teilnehmer der FMS-Academy am 22.2. in der Museumsräumen der Taxizentrale Berlin. Foto: Taxi Times
Aha, ganz toll. Auslagerung der Auftragsannahme in Callcenter in Billiglohnländern, aber über Uber meckern. Braucht man unbedingt:-((
CallBots: Ömchen will aber lieber eine persönliche Disponentin sprechen, die in Ruhe ihr detailliertes Anliegen aufnimmt und die Landessprache spricht bzw. die Straßen korrekt aufschreibt. Hört man hin und wieder mal.