Es ist der Krieg der großen Investoren. Asien gegen Amerika. Grab gegen Uber. Uber ist bekannt. Aber was steckt hinter Grab?
Grab ist in Europa längst nicht so bekannt wie sein amerikanisches Pendant, der Vermittler aus Fernost wildert auch noch nicht im europäischen Markt. Hinter dem erst 2012 gegründeten Unternehmen steht unter anderem die japanische Softbank – die wiederum auch an Uber beteiligt ist. In den aufstrebenden Ländern Asiens hat Grab Uber das Leben schwer gemacht. Im März dieses Jahres gab das US-Unternehmen auf und verkaufte sein Geschäft an Grab. Im Gegenzug bekam Uber 27,5 Prozent an der neuen Firma. Das gleiche Modell hatte Uber bereits in China angewendet – 2016 wurde das Geschäft im Reich der Mitte gegen eine Beteiligung an Didi Chuxing abgegeben.
Grab ist mittlerweile Marktführer in acht asiatischen Ländern, darunter Malaysia, Singapur, den Philippinen, Thailand und Vietnam. Rund 750.000 Fahrer sind dort für das Unternehmen unterwegs, pro Tag werden mehr als 3,5 Millionen Fahrten vermittelt – und die ohnehin schon vollen Straßen weiter verstopft. Kein Wunder, dass man noch nach neuen Geschäftsfeldern sucht und mittlerweile auch Motorräder mit Fahrer vermietet, Kurierdienste anbietet und auch Essen serviert. Finanzdienstleistungen sind ebenfalls im Aufbau, Bezahlen via App setzt sich gerade durch.
Erst im Sommer investierte der japanische Autobauer Toyota eine Milliarde US-Dollar in Grab. Zudem tauschen beide Unternehmen Manager aus. Mehr noch: Toyota will Datenspeicher in Grab-Autos einbauen. Damit werde das Fahrverhalten oder Verkehrsdaten analysiert. Bei entsprechendem Fahrstil seien auch auch günstigere Versicherungsprämien für die Fahrer möglich.
Flink und innovativ will Grab sein. Aber die Dienstleistung wird immer noch von den Fahrern auf der Straße erbracht. Und da ist in letzter Zeit von Beschwerden zu lesen oder zu hören. Das Philippinenmagazin spricht von Grab als der verpassten Chance. „Wer Manila kennt, weiß, einen freundlichen Taxifahrer zu finden, dessen Taxameter nicht manipuliert ist, oder der einen Aufschlag verlangt, ist nicht so einfach“, schreibt die Seite. Denn offensichtlich ist die Strecke und die Anzeige in der App die eine Seite. Die andere ist: Sitzt der Fahrgast erst einmal im Auto, wird gern nachverhandelt. Ist man dann nicht willig, den Aufschlag zu bezahlen, geht die Reise einfach weiter. Der ortsunkundige Tourist zahlt dann meist, da er nicht weiß, wo die Fahrt endet.
Die gleiche Masche wird derzeit auch in Vietnam probiert – auf dem Lande in Einzelfällen. In Großstädten wie Hanoi dagegen häufiger. Da die wenigsten Touristen der vietnamesischen Sprache mächtig sind (und auch die wenigsten Grab-Fahrer sich auf Englisch verständigen können), läuft das Feilschen über den Fahrpreis dann mit Händen und Füßen. Der Service bleibt sprichwörtlich auf der Strecke – das mitgeführte Gepäck wird wie die Fahrgäste als Geisel genommen. Allerdings praktizieren diese Methode auch die Taxifahrer in Vietnam immer mal wieder …
In Foren heißt es: „Gerade in Thailand akzeptieren viele Fahrer die Kreditkartenzahlung nicht“ oder auch „Tendenziell halte ich Taxi für günstiger als GrabCar. Gelegentlich benötigen Fahrer eine „Erinnerung“, dass die Kreditkarte hinterlegt ist.“
Nach Beschwerden hat laut philippinenmagazin.de Grab fast 500 Fahrer bestraft, weil Fahrer die Buchungen stornierten. Unternehmen, die auch für Grab fahren, verlangten ungerechtfertigte Zuschläge – für Gepäck oder höhere Fahrpreise bei Überschreitung der Stadtgrenze. Im Oktober kollidierte ein völlig übermüdeter Grab-Fahrer mit einem Mast, sein Fahrgast erlitt schwere Verletzungen und liegt seither im Koma.
Auch technische Probleme machen Grab derzeit zu schaffen: Erst ein Datenleck mit dem Diebstahl von Kundeninformationen. Dann eine Panne, bei der die Tarife – allerdings zuungunsten von Grab – nicht korrekt abgerechnet wurden. Im Oktober verhängte die Aufsichtsbehörde gegen Grab eine Geldbuße von 12 Millionen Pesos (umgerechnet rund 200.000 Euro), weil sich die Situation im Vergleich zur Zeit vor der Uber-Übernahme bei Preispolitik, Fahreraktionen, Fahreranreize und Servicequalität verschlechtert habe. tm
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Taxis in Vietnam – unser Bild zeigt die Wagen in Hanoi – sind je nach Flotte farblich erkennbar und haben ein Schild auf dem Dach. Die Fahrer tragen meist ein weißes Hemd, lange Hosen und Krawatten. Grabfahrer hingegen fahren ohne Schild. Bei der Bestellung bekommt der Kunde die Autonummer des Fahrers übermittelt. Auch sind die Grab-Fahrer weitestgehend in Alltagskleidung unterwegs, meist ist das angesichts der Temperaturen eine kurze Hose und ein T-Shirt. Anders bei den Motorrädern: Hier tragen die Fahrer ein grünes Polo-Shirt mit der leuchtenden Aufschrift Grab.