Wegen technischer Mängel und fehlendem Service und fordert die Bios Group von Tesla 1,3 Millionen Euro Schadensersatz.
2014 spielten drei Taxiunternehmen am Amsterdamer Flughafen Schiphol eine besondere Vorreiterrolle. Mit 167 Tesla Model S wurde die Taxiflotte in Schiphol auf einem Schlag elektrifiziert und sorge damit weltweit für Aufsehen. Jetzt wo sogar das erste Tesla Taxi auf New Yorks gesichtet wurde, hat das größte Taxiunternehmen in den Niederlanden – Bios Groep – genug von den langjährigen technischen Mängeln und andauerndem schlechten Service und fordert 1.3 Millionen Euro Schadensersatz. Als Konsequenz hat die Bios Groep bereits die ersten Audi E-Tron bestellt.
Nicht nur wegen Corona und den damit fehlenden Fluggästen sind immer weniger Teslas rund um den Flughafen zu sehen. Nach Angaben der Zeitung ‘Financieele Dagblad’ stehen viele der Teslas permanent in der Werkstatt. “Mit etwa zwanzig Taxis stimmt etwas nicht,” erklärt Filialleiter Tofik Ohoudi der Zeitung. In seiner langen Karriere als Flottenmanager hat er nie mehr Probleme gesehen als bei Tesla. Bei einem Model S ist die Servolenkung defekt. Bei einem anderen Fahrzeug waren bereits nach wenigen Monaten die Antriebswellen verschlissen. Ein weiterer wiederkehrender Defekt, selbst bei brandneuen Autos: ein gebrochener Querlenker, ein wesentlicher Bestandteil der Federung.
‘Taxi Jappie’ der zusammen mit Bios in Schiphol fährt, hat mit seinem 10 Teslas die gleiche Erfahrung machen müssen. “Bei Mercedes mussten wir noch nie einen Querlenker oder Antriebswellen ersetzen. Nicht einmal, als wir Rollstühle transportierten und die Transporter schwer beladen waren.” sagt Direktorin Jill Sweijen. Sie erwähnt auch eine Liste mit Fehlern, von denen einer seltsamer als der andere ist. Das Seltsamste: Die Kilometerstände – wichtig für die korrekte Registrierung der Fahrten und für die Prüfungen der Genehmigungsbehörde ILT – ändern sich regelmäßig (Beispielsweise während eines Resets).
Für Bios-CEO René van der Veer ist die Situation ungewöhnlich: “Meines Wissens hat Bios noch nie einen Lieferanten vor Gericht gebracht. Normalerweise kann man sich immer irgendwie einigen.“ Wenn es mal Probleme mit den Vorgänger-Taxis von Mercedes-Benz gab, „kamen die Männer mit den weißen Mänteln aus Deutschland und das Problem wurde gelöst.“
Damals eine tolle Elektrifizierungs-Neuigkeit und PR-Schlag: 2014 starteten die ersten von 167 Tesla Taxis am Flughafen Schiphol Amsterdam. Foto: Luchthaven Schiphol Amsterdam
Die Vorladung wurde schon im vergangenen Juni zugestellt. Laut Bios hält Tesla den Vertrag von 2014 nicht ein. Bios kaufte 72 Modelle S für 5,7 Millionen Euro. Davon kamen 720.000 Euro vom Staat als Fördermittel zurück und auch die Stadt Amsterdam beteiligte sich, damit das elektrische Fahren am Flughafen auf einem Schlag einzuführen. Ein wichtiger Teil des Problems ist die Reichweite. Der Flughafen verlangt, dass Taxis mit voller Batterie mindestens 400 km fahren können. „Tesla hat versprochen, dass das überhaupt kein Problem sein wird“, erklärt Van der Veer im Financieel Dagblad. „Aber unsere Taxis haben es nie geschafft.“
Tesla verteidigt sich mit der Argumentation, dass das Taxiunternehmen die Autos zu intensiv nutzt. Van der Veer: “Wir hatten in den Verhandlungen betont, dass dies ein entscheidender Punkt für uns als Taxiunternehmen ist, weil wir viel fahren.“ 2016 kommen Tesla und Bios zu einem Kompromiss: 64 Modelle S werden gegen das neue, teurere Modell X ausgetauscht. Gesamtkosten für Bios: mehr als 7,9 Millionen Euro. Amsterdam zückt auch jetzt den Geldbeutel und unterstützt mit 320.000 Euro.
Als die Autos ab November 2017 endlich ausgeliefert werden, ist die Reichweite in Ordnung. Aber mittlerweile haben sie so viele Mängel, dass diese Modell X häufiger in der Werkstatt als auf der Straße zu finden sind. Im Jahr 2018 müssen mehr als 75 Fehler an den Bios-Teslas repariert werden. Fast 60 weitere im Jahr 2019. Häufig sind es Defekte wie gebrochene Querlenker oder Probleme mit Antriebswellen, die zu einer unsicheren Situation auf der Straße führen können.
Der unzureichende Service irritiert Bios: Es gibt keinen festen Ansprechpartner für Flottenbesitzer und Tesla reparierte die Mängel zunächst kostenlos, aber ab 2019 kommen die ersten ‘gepfefferten’ Rechnungen. Ein einfacher Anruf bei Tesla ist für Bios nicht mehr möglich, da alle Servicefragen jetzt online eingereicht werden müssen. “Und dann hoffen wir das jemand antwortet,“ sagt Bios.
Laut Tesla ist die Garantie von bis zu 80.000 Kilometern inzwischen abgelaufen. Jetzt stehen Rechnungen im Wert von 150.000 Euro offen, weil Bios sie nicht bezahlen möchte. “Wir zahlen einfach für Wartung und normale Reparaturen”, sagt Van der Veer. „Aber warum sollten wir für defekte Teile bezahlen müssen?“
Der Fall ist jetzt so weit eskaliert, dass Tesla sich weigert, diese Bios-Teslas zu warten. Ärgerlich, weil Bios für Reparaturen ihrer Fahrzeuge angewiesen ist. Der gesamte Service läuft ausschließlich über Tesla selbst. Da Bios vom elektrischen Fahren überzeugt ist, hat das Unternehmen jetzt mehrere Audi E-Tron gekauft. Tesla möchte in der Zeitung nicht näher inhaltlich auf Fragen zu Beschwerden von Taxiunternehmen und den aktuellen Ansprüchen eingehen.
Seit Oktober haben sich rund 200 Personen in den Niederlanden mit verschiedenen Beschwerden in der Tesla Claim Foundation zusammengeschlossen. Laut der Zeitung zögern die Teilnehmer dieses Clubs, gegen Tesla vor Gericht zu gehen, da sie dann keinen Service mehr bekommen. Immerhin kann das Unternehmen die Fahrzeuge auch aus der Ferne blockieren. wf
Sorry aber wenn man sieht wie viele dieser „Schiphol“ Taxifahrer mit ihre Auto’s fahren dort, wie Tiere, wie Wilden, staunt es mich nicht das die Auto’s oft kaput gehen. Ich habe auch eine 2014er Model S, fahre und Warte das Fahrzeug normal und habe schon 220000km problemlose Kilometer unter den Buckel. Aber ja, ich fahre dann auch nie mit 90km/h über eine Geschwindigkeitsschwelle…
Ich habe jetzt schon Mitleid mit das Audi Servicepersonal. Sie sind „als nächsten dran“…