Aufgrund der Corona-Pandemie gehörten die Betriebe des Nachtlebens zu denen, die als Erste dichtgemacht wurden. Und sie dürften auch zu den Letzten gehören, die wieder aufmachen: Henrik Moss und seine Taxifahrer Kolleginnen und Kollegen zeigen dem GastroKiez mit der „TAXI für KiezGastro“-Aktion ihre Solidarität.
Die Amüsiermeile ist durch den Lockdown wie im Koma-Zustand. Seit Mitte Januar 2021 veranstalten deshalb die Gastro-Betriebe jeden Freitag und Samstag zwischen 18 Uhr bis 23 Uhr – ohne Gäste – eine Licht und Musik-Aktion, um zu zeigen, dass sie „noch“ da sind und nicht vergessen werden sollten. Die Idee dazu kam von Karl-Heinz Schwensen (Kalle), der gemeinsam mit Micky, der Wirtin von „Nachtschicht St.Pauli“, hofft, dass ihre Aktion bundesweit von allen Kiezen nachgeahmt wird. Sie stellt sich auch bei diesem Projekt stellvertretend für ihre Mitstreiter vor die Mikrofone und Kameras.
Kalle, dessen Markenzeichen Schnauzbart und Ray-Ban-Pilotenbrille sind und der „König von St.Pauli” genannt wird, hat zusammen mit Micky inzwischen erreicht, dass auch andere Branchen aus Kultur und Kunst bei der Veranstaltung mitwirken und Präsenz zeigen.
Es hat auch nicht lange gedauert, bis Hamburger Taxifahrer, namentlich Henrik Moss (Henni), Volker Granz, Franz Alvertis, Holger Gardeike, Benno Borsutzky und Nadine Reddig am 28. Februar 2021 ihre Unterstützung für Kalle & Co. mit ihrer „Rollenden Solidarität” auf die Beine gestellt haben, um die Licht und Musik-Aktion auszudehnen und zu zeigen, dass das Taxi mit den Kneipen, Bars, Restaurants und Etablissements in einem Boot sitzt.
Der Taxen-Konvoi wird von Henni jeden Samstagabend für 25 Teilnehmer angemeldet – versehen mit dem Hinweis „Es handelt sich ausdrücklich um eine AUSNAHMEGENEHMIGUNG der Behörde, dass wir diese Veranstaltung unter den momentanen Umständen und nur unter Einhaltung der Regeln und Auflagen durchführen dürfen!!”, trägt, damit weitere Demos mühelos weiterhin gestattet werden können.
Für die Teilnehmer bedeutet es, dass sie auf einige Besonderheiten achten müssen, wie keine Banner zu zeigen und das Hupen zu unterlassen. Erwünscht und erlaubt sind Warnblinker und Lichthupe und das Taxischild sollte während der Aktion beleuchtet sein. Besonders, wenn das Fahrzeug verlassen wird, sollte unbedingt auf die Hygiene- und Abstandsregeln geachtet werden. Außerdem müssen sich die Fahrzeugführer*innen des Konvois mit einem Mund-Nasen-Schutz im Bereich der Fahrertür aufhalten und unnötige Unterbrechungen vermieden werden.
Treffpunkt ist jeden Samstag um 19 Uhr auf der Glacischaussee Fahrtrichtung Millerntorplatz; die Abfahrt erfolgt um 19.15 Uhr. Die Strecke verläuft über: Glacischausse – Millerntorplatz – Reeperbahn -Seitenspur Reeperbahn – Beatles-Platz – Reeperbahn – Davidstraße – Friedrichstrasse – Gerhardstraße – Erichstraße – Davidstraße – Hopfenstraße- Taubenstraßse – Spielbudenplatz.
Am Beatles-Platz (vor der Grossen Freiheit), in der Gerhardstraßse und am Spielbudenplatz gibt es jeweils einen Zwischenstopp von jeweils fünf bis maximal zehn Minuten für Bilder und Videos.
Mittlerweile hat sich bei der Taxiaktion eine Besonderheit entwickelt: Sobald die Taxis die Gerhardstraße erreichen, wird von den Gastronomen das Lied „Taxi nach Paris“ eingespielt. Zudem werden die Taxifahrer*Innen am jeder Station, wenn sie mit Ihren Taxis wieder wegfahren, von den Wirten und Künstlern beklatscht. „Der Kiez mag rau erscheinen, aber das Herz ist riesig”, berichtet Volker Granz gegenüber Taxi Times.
Die Aktion soll solange weitergehen, bis alle Lichter wieder brennen oder das letzte Licht ausgeht. Hoffentlich wird es nicht zum letzteren kommen, denn dann würden auch die Scheinwerfer der Hamburger Kiez-Taxen dunkel bleiben und das Taxischild müsste dauerhaft abmontiert werden. hs
Hinweis der Redaktion: Volker und Henni haben unserer Redaktion ein knapp zehnminütiges Aktionsvideo zur Verfügung eingestellt, dass ab sofort auf dem Taxi Times YouTube-Kanal angesehen werden kann. Unser Tipp: Unbedingt ab Minute sieben zusehen. Ab dann erzählt die Wirtin Micky, warum sie sich auf „ihre Kiez-Taxifahrer“ so verlassen kann und warum deren Job weitaus mehr ist als „nur“ Fahrgäste zu befördern. Fazit: Micky ist mit den „Jungs rund um Henni” absolut zufrieden und findet, dass Hamburg mit dem Taxi-Kiez-Gastro-Aktion für alle Kieze in Deutschland ein Vorreiter ist.