Beim Interview für den Taxi-Podcast gab BVTM-Vizepräsident Hermann Waldner etliche Tipps für Unternehmer. Da er auch viel Persönliches von sich preisgab, wurde es ein berührendes Gespräch mit sehr menschlichen Einblicken.
Am Anfang standen der Spaß eines jungen Lehramtsstudenten am Autofahren und die Ahnung, dass man als Berufsmusiker keine Garantie für ein künftiges Auskommen hat. So kam Hermann Waldner, der in jungen Jahren nach Berlin gezogen war, zum Taxifahren, zunächst als Nebenjob. Er hätte nie gedacht, dass er einmal hauptberuflich im Taxigewerbe landen würde, schon gar nicht als Unternehmer, erzählt Waldner auf die Eingangsfragen der Podcast-Moderatoren Jens Marggraf und Babett Mahnert.
Sicher teilen viele, die nicht von vornherein Berufstaxifahrer wurden, Waldners Erfahrung: Man genießt die vielfältigen Freiheiten eines Nebenjobs, bei dem der Chef nicht hinter einem sitzt, und bei dem man mit einer Tätigkeit, die Spaß macht, Geld verdient. Waldner erzählt fesselnd, über welche Zwischenstationen er bis zu seiner jetzigen Position kam.
Hermann Waldner ist heute unter anderem Inhaber der größten Taxivermittlung Deutschlands und Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM).
Babett Mahnert hält fest: Auch ein Start mit Schulden kann der Beginn einer erfolgreichen Karriere sein. Waldner sagt, im Alter von 29, als die Zukunft noch gefühlt endlos vor einem lag, habe der Gedanke an das Zurückzahlen von Schulden ihn nicht allzu sehr belastet. Dass es später noch anders kam, zählt zu den Erlebnissen, die er ausführlich beschreibt, und die rückblickend kostbare Erfahrungen für ihn sind.
Jens Marggraf fragt, welche Tipps Hermann Waldner für Jungunternehmer habe – ein Hauptanliegen des Podcasts, auf das die beiden Moderatoren immer wieder zurückkommen werden. Als erstes empfiehlt Waldner, sich das Geschäftsfeld, in dem man tätig werden wolle, sehr genau anzusehen. Das sei in der heutigen Zeit wichtiger als früher. Man solle mit anderen Unternehmern sprechen, die schon in dem Geschäftsfeld tätig sind, um Chancen auszuloten. Das führt er noch genauer aus und erwähnt einen Unterschied zwischen städtischer und ländlicher Umgebung. Ein weiterer Schwerpunkt in dem, was Waldner Unternehmern empfiehlt, betrifft den Umgang mit den Angestellten. Hier erfährt der Hörer, wie Waldner sein – als außergewöhnlich gut geltendes – Verhältnis zu seinen Mitarbeitern erreicht hat. Es beleuchtet zudem eine sehr menschliche Seite des Berliner Zentralenchefs.
Babett Mahnert will wissen: Wie ist er in seine jetzige Position „reingewachsen“? Wie soll ein Neuunternehmer die Erkenntnisse, die Waldner preisgibt, umsetzen? Waldner spricht von „Learning by doing“, Bekannte fragen, möglichst viel selbst machen. Er habe am Anfang sein Auto so weit wie möglich selbst repariert, die Buchhaltung selbst getätigt, und auch die Steuererklärung habe er in Eigenregie angefertigt, indem er bei Fragen zum Finanzamt ging und den zuständigen Beamten fragte, wie dies und das gehe. Als er nach zwei Jahren darin routiniert war, konnte er auch die Lohnabrechnungen seiner Angestellten mit allem Drum und Dran selbst ausfertigen. „Es war mühsam, es war zeitaufwendig, hat viele zusätzliche Stunden gekostet nachts und am Wochenende, aber ich wollte es wissen, ich wollte es können.“ Nur, wenn man für Dinge selber kompetent sei, könne einem später niemand erzählen, es sei ganz anders. Das verleihe einem automatisch Respekt und Autorität.
Die beiden Podcaster fragen auch direkt nach Krisen und schweren Entscheidungen in Waldners Karriere. Waldner spricht über eine gewagte Entscheidung, die seiner Geschäftstätigkeit Anfang der 199er-Jahre eine entscheidende Wendung gab und resümiert, das sei im Nachhinein betrachtet schon fast eher leichtsinnig als mutig gewesen, da die Risiken gar nicht abzusehen gewesen seien, aber er habe es gemacht. Er sei einfach davon ausgegangen: Man kann es schaffen und man wird es schaffen. Wäre es schiefgegangen, wäre der Familienvater „lebenslang insolvent“ geworden. Auch aus Waldners Privatleben erfährt der Hörer viele Dinge.
Auf die Frage nach den größten Fehlern, die ihm bis heute unterlaufen sind, nennt Hermann Waldner spontan seinen großen Optimismus, und damit zusammenhängend die manchmal fehlende Skepsis gegenüber anderen Menschen. Es sei zwar eigentlich kein Fehler, Menschen Vertrauen entgegenbringen zu können, aber mitunter entpuppe es sich auch als Falle, zu gutgläubig zu sein. Auch hier plaudert er offen über Beispiele und Erlebnisse. Es könne bei der Begegnung mit Menschen ratsam sein, weniger nach Emotionen und mehr rational zu handeln und sich zu fragen: Ist der vielleicht nur hinter Vorteilen her, die ich ihm bieten kann? Auf der anderen Seite habe es ihm viele Vorteile eingebracht, offen auf Menschen zuzugehen und ihnen etwas zuzutrauen.
Schließlich stößt Jens Marggraf ein Gedankenspiel mit Hermann Waldner an: Wenn er sich selbst als jungem Mann drei Weisheiten mit auf den Weg geben könne, was würde der heutige Hermann Waldner dem jungen Hermann Waldner raten? Antwort: Sei selbstbewusster, hab’ nicht zu viele Selbstzweifel! Er sei als junger Mann zu schüchtern und zurückhaltend gewesen, habe unnötig Angst vor Autoritäten gehabt und sich selbst zu wenig zugetraut. So mancher Lernprozess sei mühsam gewesen, weil er sich zu wenig getraut hätte. Daher sein Motto: „Sei selbstbewusst, du kannst mehr, als du denkst!“
Obwohl dieser Rat von Marggraf und Mahnert unterstützt wird, will Jens Marggraf Hermann Waldner noch mehr Tipps und Werkzeuge entlocken und fragt nach, was er jungen Unternehmern – oder sich selbst damals als jungem Unternehmer – noch mit auf den Weg geben würde. Waldner gibt weitere Tipps vor dem Hintergrund der vielen Erfahrungen, die er selbst gemacht hat. Die Informationen machen das Gespräch zu einem kostbaren Bündel an wertvollen Ratschlägen aus kompetentem Munde.
Zum Abschluss fragt Babett Mahnert, wo Hermann Waldner das Taxi in der Zukunft sieht. Antwort nach kurzem Überlegen: „Das Taxi in der Zukunft ist etwas, was frei ist von vielen Konventionen und Zwängen, die heutzutage existieren.“ Der Taxameterpreis, mit dem das Taxi seit Jahrzehnten arbeitet, sei früher ein sinnvolles Instrument gewesen, heute jedoch „überhaupt nicht mehr zeitgemäß“. Niemand wolle im Internet etwas kaufen, was keinen festen Preis hat. Das gelte auch für Taxifahrten. Unter anderem die Mietwagenplattformen würden zeigen, „wie es geht und wie man’s machen muss“.
Leider sei es noch immer schwierig, so etwas umzusetzen, daher gebe es noch kaum Festpreise im Bestellbereich. Hier müsse auch „gesetzlich was entrümpelt werden“, unter anderem im Eichrecht. Auch der immense Aufwand mit der sehr anspruchsvollen Auto-Elektronik zur Herstellung der Konformität, aus der bereits viele Autohersteller ausgestiegen seien, ist in Waldners Augen überholt. Mit der heutigen Elektronik habe man viel bessere Möglichkeiten, einen Fahrpreis auf einfache Weise zu übermitteln. Zudem sei es nicht wichtig, den Preis erst während der Fahrt zu ermitteln und dann bekanntzugeben, denn bei Nennung eines Fahrziels sei es bereits einfach möglich, einen Festpreis zu nennen. Die bestehenden Instrumente seien mithin „überflüssig und aus der Zeit gefallen“. Sie seien eine Fessel, die das Taxigewerbe im Verhältnis zu den Mietwagenplattformen noch mehr benachteilige als ohnehin schon. ar
Der Podcast mit Hermann Waldner sowie alle weiteren bisherigen Folgen können hier nachgehört werden.
Beitragsfoto: Taxi To Go; mit KI bearbeitet
Sie haben Recht, Autorität sollte auf Kompetenz basieren und nicht auf Machtdemonstration. Danke, dass Sie so klare Worte findest und dabei den Blick auf die Wichtigkeit von Professionalität und Verantwortung lenkst