Gute Nachrichten für das Taxigewerbe: Selbst zu Corona-Zeiten war in Mannheim die Nachfrage nach Frauen-Nachttaxis hoch. Der Stadtrat hat deshalb die Fördermittel kräftig aufgestockt. Auch die Taxifahrer beteiligen sich jetzt am Zuschuss. Und die Grünen als Initiatoren des Projekts sollten das zum Anlass nehmen, sich gegen die geplanten Eckpunkte zur PBefG-Novellierung zu positionieren.
Taxi steht neben vielen anderen positiven Attributen auch für Sicherheit. Der individuelle Tür-zu-Tür-Service ohne potenzielle Gefahr einer Belästigung sorgt bei vielen Frauen für das Vertrauen. Gerade abends und nachts ist das Taxi sicherer als der sonstige ÖPNV, auch wenn der Preis dafür höher ist.
Letzteres hat in vielen Städten und Gemeinden die Politik auf den Plan gerufen. Es entstanden Frauen-Nachttaxi-Projekte, welche den weiblichen Fahrgästen die Nutzung des Taxis zum vergünstigten Preis ermöglichten. Die Differenz zum behördlich festgelegten tatsächlichen Fahrpreis übernehmen die Kommunen. Wo immer solche Frauen-Nachttaxis gestartet sind, wurden sie zur Erfolgsgeschichte. Beispielhaft seien hier Garbsen, Bremen, Oldenburg und München erwähnt.
Auch in Mannheim wird das Angebot von den weiblichen Bürgerinnen sehr gut angenommen. So gut, dass der dafür zur Verfügung gestellte Etat nicht reichte, nachdem nur elf Monate nach der Einführung bereits 36.000 Mal ein Frauen-Nachttaxi gerufen worden war. Sieben Euro des Taxifahrpreises werden von der Stadt übernommen, den Rest zahlt der weibliche Fahrgast selbst.
Um die stetig steigende Nachfrage – selbst während des Corona-Lockdowns – finanzieren zu können, hat der Stadtrat letzte Woche eine Etaterhöhung von bisher 100.000 Euro auf 275.000 Euro beschlossen. Das berichten übereinstimmend mehrere Mannheimer Medien.
Im Gegenzug reduziert sich allerdings der Anteil der Stadt pro Fahrt. Anstatt bisher sieben Euro werden künftig nur noch fünf Euro erstattet. Somit verteuert sich die Frauen-Nachttaxifahrt um zwei Euro – für den weiblichen Fahrgast aber lediglich um einen Euro. Den anderen Euro finanziert der Taxifahrer / die Taxifahrerin. Die Vertreter*Innen der Grünen-Partei und Initiatoren des Projekts bedauern die Verteuerung, sind aber insgesamt froh um die Etaterhöhung. Bis Jahresende würden dadurch 20.000 zusätzliche Fahrten ermöglicht.
Für die Grünen-Stadträtin Angela Wendt ist das Frauen-Nachttaxi eine perfekte Ergänzung, weil „die Abfahrtszeit der letzten Bahn keine Rolle spiele und das Sicherheitsgefühl der Frauen gestärkt werde“ wird sie in der „Rhein-Neckar-Zeitung“ zitiert. jh
Anmerkung der Redaktion: Die Grünen Politikerin spricht von einer „perfekten Ergänzung“ zum ÖPNV, der in Mannheim wie in fast allen Städten und Kommunen nachts deutlich ausgedünnt wird. Diese Rolle des Taxis als Ergänzung zum ÖPNV definiert so ja auch der Gesetzgeber im PBefG (§ 8, Absatz 2). Frauen-Nachttaxis sind in vielen Städten auf Initiative der Grünen entstanden. Die Partei steht nicht nur deshalb ganz besonders in der Verantwortung, das Taxi als anerkannten Teil des ÖPNV zu schützen.
Die jetzt von einer Findungskommission erarbeiteten Eckpunkte zur Novellierung des PBefG bewirken das Gegenteil. Das im Vergleich zum kommunal betriebenen ÖPNV eigenwirtschaftlich agierende Taxigewerbe würde die jetzt angedachte Liberalisierung nicht überleben. Die für die mobile Daseinsvorsorge notwendigen Eckpfeiler wie Beförderungs- und Betriebspflicht wären dann nicht mehr vorhanden. Was nützt ein Frauen-Nachttaxi, wenn nur noch private Anbieter zur Verfügung stehen, die nur dann fahren, wenn es ihnen passt? Was nützt dem weiblichen Fahrgast eine kommunale Beteiligung am Fahrpreis, wenn die Kosten einer Fahrt plötzlich um das doppelte ansteigen, weil der private Anbieter an keinen Taxitarif gebunden ist?
Wenn erreicht werden soll, dass jene Grünen-Vertreter aus dem Bundestag, die als Mitglieder der Findungskommission den jetzigen Eckpunkten zugestimmt haben, ihre Zustimmung nochmal überdenken, sollten all jene kommunalen Grünen-Politiker, die sich für Frauen-Nachttaxis einsetzen, zum Widerstand gegen die geplante PBefG-Novelle mobilisiert werden.
Angela Wendt und alle anderen Politiker müssen Cem Özdemir, Stefan Gelbhaar und Kolleg*Innen klarmachen, wir wichtig und unersetzbar das Taxi für die Gesellschaft ist – unter anderem für die Sicherheit der Frauen. Damit das Frauen-Nachttaxi auch künftig eine Erfolgsgeschichte bleibt!